Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 2. Berlin, 1804.Wo eine nähere Bestimmung zu weitläufig seyn würde, Beim Abschied erinnert der Sekretair, daß man we- Auffallende Anzeigen aus öffentlichen Wo eine naͤhere Bestimmung zu weitlaͤufig seyn wuͤrde, Beim Abschied erinnert der Sekretair, daß man we- Auffallende Anzeigen aus oͤffentlichen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0173" n="173"/> Wo eine naͤhere Bestimmung zu weitlaͤufig seyn wuͤrde,<lb/> da hilft er sich mit dem Worte moyen, (mittelmaͤßig);<lb/> meine Stirn z. B. war moyen, meine Nase moyen,<lb/> mein Mund moyen. — Alles Das geschieht gratis, mit<lb/> der groͤßten Hoͤflichkeit und Schnelligkeit, in einem schoͤ-<lb/> nen, großen Saale, gewiß dem <hi rendition="#g">einzigen</hi> Polizeisaale<lb/> in der Welt, denn er ist ringsumher mit Buͤsten der be-<lb/> ruͤhmtesten Redner und Dichter verziert.</p><lb/> <p>Beim Abschied erinnert der Sekretair, daß man we-<lb/> nigstens 8 Tage zuvor, ehe man abreisen wolle, den Paß<lb/> wieder abholen und sich um einen Reisepaß bei dem Grand<lb/> juge melden muͤsse. Jch rathe einem jeden Reisenden,<lb/> das bleiben zu lassen: denn es wird ihm eine Menge<lb/> Zeit und Geld, viel Laufens und Rennens kosten, (wo-<lb/> von ich Beispiele weis) indessen er es weit schneller und<lb/> bequemer haben kann. Der Gesandte naͤmlich giebt ihm<lb/> einen Paß, etwa 24 Stunden vor der Abreise, den pro-<lb/> duzirt er bei dem Minister der auswaͤrtigen Verhaͤltnisse,<lb/> Talleyrand, der seinen Namen darunter schreibt; somit<lb/> ist dann Alles geschehen, und er kann den alten Paß im<lb/> Polizeibuͤreau in Gottes Namen im Stiche lassen.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Auffallende Anzeigen aus oͤffentlichen<lb/> Blaͤttern.</hi> Um die Zuruͤckgabe eines verlornen <hi rendition="#g">Hun-<lb/> des</hi> bath Einer im <hi rendition="#g">Namen der Menschheit.</hi> (au<lb/> nom del l'humanité.) — Ein Anderer kuͤndigt an, daß<lb/> fuͤr einen homme de lettres ein Dienst, der 1600 Fran-<lb/> ken jaͤhrlich abwerfe, zu vergeben sey, bedingt sich aber<lb/> zugleich von Demjenigen, der den Dienst erhalten wer-<lb/> de, eine recompense honnête aus. Ein solches oͤffent-<lb/> liches Feilbiethen von Aemtern duͤnkt mich sehr empoͤ-<lb/> rend. — Madame Leon erbiethet sich, in einer einzigen<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [173/0173]
Wo eine naͤhere Bestimmung zu weitlaͤufig seyn wuͤrde,
da hilft er sich mit dem Worte moyen, (mittelmaͤßig);
meine Stirn z. B. war moyen, meine Nase moyen,
mein Mund moyen. — Alles Das geschieht gratis, mit
der groͤßten Hoͤflichkeit und Schnelligkeit, in einem schoͤ-
nen, großen Saale, gewiß dem einzigen Polizeisaale
in der Welt, denn er ist ringsumher mit Buͤsten der be-
ruͤhmtesten Redner und Dichter verziert.
Beim Abschied erinnert der Sekretair, daß man we-
nigstens 8 Tage zuvor, ehe man abreisen wolle, den Paß
wieder abholen und sich um einen Reisepaß bei dem Grand
juge melden muͤsse. Jch rathe einem jeden Reisenden,
das bleiben zu lassen: denn es wird ihm eine Menge
Zeit und Geld, viel Laufens und Rennens kosten, (wo-
von ich Beispiele weis) indessen er es weit schneller und
bequemer haben kann. Der Gesandte naͤmlich giebt ihm
einen Paß, etwa 24 Stunden vor der Abreise, den pro-
duzirt er bei dem Minister der auswaͤrtigen Verhaͤltnisse,
Talleyrand, der seinen Namen darunter schreibt; somit
ist dann Alles geschehen, und er kann den alten Paß im
Polizeibuͤreau in Gottes Namen im Stiche lassen.
Auffallende Anzeigen aus oͤffentlichen
Blaͤttern. Um die Zuruͤckgabe eines verlornen Hun-
des bath Einer im Namen der Menschheit. (au
nom del l'humanité.) — Ein Anderer kuͤndigt an, daß
fuͤr einen homme de lettres ein Dienst, der 1600 Fran-
ken jaͤhrlich abwerfe, zu vergeben sey, bedingt sich aber
zugleich von Demjenigen, der den Dienst erhalten wer-
de, eine recompense honnête aus. Ein solches oͤffent-
liches Feilbiethen von Aemtern duͤnkt mich sehr empoͤ-
rend. — Madame Leon erbiethet sich, in einer einzigen
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