Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 2. Berlin, 1804.sogar im Wasser gelegen haben, stehen jetzt einzeln ver- Der Garten der Tuilerien ist sehr reizend und freundlich. Unter den Fenstern des sogar im Wasser gelegen haben, stehen jetzt einzeln ver- Der Garten der Tuilerien ist sehr reizend und freundlich. Unter den Fenstern des <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0049" n="49"/> sogar im Wasser gelegen haben, stehen jetzt einzeln ver-<lb/> theilt auf dem schoͤnen Gitter, welches den Hof der Tui-<lb/> lerien vom Karousselplatze scheidet. Jch war sehr neugie-<lb/> rig sie zu sehen, sie haben aber nur einen schwachen Ein-<lb/> druck auf mich gemacht. Es sind vier sehr artige Klep-<lb/> per, die, nach <hi rendition="#g">meinem</hi> Gefuͤhl, mit den vier Rossen<lb/> auf dem Brandenburgerthore zu Berlin nicht zu verglei-<lb/> chen sind, und die so ziemlich auf Schraͤnke gestellten<lb/> Puppen aͤhneln. Vielleicht schadet es dem Effekt, daß<lb/> sie nicht alle viere neben einander stehen. Man hat dieß<lb/> aber unter andern auch deßwegen unterlassen muͤssen,<lb/> weil sie nicht alle mit einerlei Fuß ausgreifen, und also<lb/> nur paarweise gestellt werden durften.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head>Der Garten der Tuilerien</head><lb/> <p>ist sehr reizend und freundlich. Unter den Fenstern des<lb/> ersten Konsuls ist die Luft durch lange Rabatten von<lb/><hi rendition="#g">Reseda</hi> mit suͤßem Duft geschwaͤngert. Auf zwei schoͤ-<lb/> nen Bassins schwimmen majestaͤtische Schwaͤne. Unzaͤh-<lb/> lige Statuͤen, zum Theil von großem Werthe, locken<lb/> den Kunstliebhaber aus einer Allee in die andere. —<lb/> Wenn das Wetter nur einigermaßen ertraͤglich ist, so<lb/> findet man zu jeder Stunde, besonders aber um Mittag,<lb/> eine wogende Menge von Spaziergaͤngern. Alte Weiber<lb/> vermiethen Stuͤhle und Zeitungen. Froͤhliche Kinder-<lb/> gruppen spielen in der Sonne. Wer Erquickung sucht,<lb/> darf nur die Terasse des Feuillant besteigen, wo ein treff-<lb/> licher Restaurateur, seinen Hunger zu stillen und seinen<lb/> Gaumen zu kitzeln, bereit ist. Die ehemalige Reitbahn,<lb/> in welcher ich einst <hi rendition="#g">Mirabeau</hi> donnern hoͤrte, ist weg-<lb/> gerissen, und durch eine neue Straße wird der Platz von<lb/> dieser Seite noch sehr verschoͤnert werden. — Ein ruͤsti-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [49/0049]
sogar im Wasser gelegen haben, stehen jetzt einzeln ver-
theilt auf dem schoͤnen Gitter, welches den Hof der Tui-
lerien vom Karousselplatze scheidet. Jch war sehr neugie-
rig sie zu sehen, sie haben aber nur einen schwachen Ein-
druck auf mich gemacht. Es sind vier sehr artige Klep-
per, die, nach meinem Gefuͤhl, mit den vier Rossen
auf dem Brandenburgerthore zu Berlin nicht zu verglei-
chen sind, und die so ziemlich auf Schraͤnke gestellten
Puppen aͤhneln. Vielleicht schadet es dem Effekt, daß
sie nicht alle viere neben einander stehen. Man hat dieß
aber unter andern auch deßwegen unterlassen muͤssen,
weil sie nicht alle mit einerlei Fuß ausgreifen, und also
nur paarweise gestellt werden durften.
Der Garten der Tuilerien
ist sehr reizend und freundlich. Unter den Fenstern des
ersten Konsuls ist die Luft durch lange Rabatten von
Reseda mit suͤßem Duft geschwaͤngert. Auf zwei schoͤ-
nen Bassins schwimmen majestaͤtische Schwaͤne. Unzaͤh-
lige Statuͤen, zum Theil von großem Werthe, locken
den Kunstliebhaber aus einer Allee in die andere. —
Wenn das Wetter nur einigermaßen ertraͤglich ist, so
findet man zu jeder Stunde, besonders aber um Mittag,
eine wogende Menge von Spaziergaͤngern. Alte Weiber
vermiethen Stuͤhle und Zeitungen. Froͤhliche Kinder-
gruppen spielen in der Sonne. Wer Erquickung sucht,
darf nur die Terasse des Feuillant besteigen, wo ein treff-
licher Restaurateur, seinen Hunger zu stillen und seinen
Gaumen zu kitzeln, bereit ist. Die ehemalige Reitbahn,
in welcher ich einst Mirabeau donnern hoͤrte, ist weg-
gerissen, und durch eine neue Straße wird der Platz von
dieser Seite noch sehr verschoͤnert werden. — Ein ruͤsti-
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