Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 2. Berlin, 1804.mer, (das ihm nach seinem Geschmack auszuschmücken mer, (das ihm nach seinem Geschmack auszuschmuͤcken <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0057" n="57"/> mer, (das ihm nach seinem Geschmack auszuschmuͤcken<lb/> frei steht) mit einem im Fenster sinnreich angebrachten<lb/> Kamin; aufmerksame Bedienung, am Tische (jede Ta-<lb/> fel zu 12 Kouverts) das beste Brod und Fleisch. Des<lb/> Morgens um 8 Uhr empfaͤngt er ein Brod, um 1 Uhr<lb/> Suppe, Rindfleisch und Zugemuͤse, um 7 Uhr Abends<lb/> Gemuͤse, Fruͤchte, Kaͤse, weißes Brod, so viel ihm be-<lb/> liebt, jede Mannsperson taͤglich eine Bouteille, jedes<lb/> Frauenzimmer eine halbe Bouteille Wein. — Alle Mo-<lb/> nat liefert ihm die Waͤscherinn ein paar reine Bettlaken,<lb/> alle 5 Tage ein Hemde, Halstuch, Schnupftuch, und<lb/> ein paar Struͤmpfe. — Fuͤr die Kranken wird in beson-<lb/> dern Zimmern gesorgt. Das Haus unterhaͤlt einen Apo-<lb/> theker, Arzt, Wundarzt, Krankenwaͤchter. — Was ei-<lb/> ner an Mobiliarvermoͤgen <hi rendition="#g">mitbringt,</hi> erbt bei seinem<lb/> Tode das Haus. — Eine hohe gesunde Lage in der<lb/> Straße Chaillot und anmuthige Gaͤrten vermehren die<lb/> Annehmlichkeit des Hauses im <hi rendition="#g">Sommer,</hi> im <hi rendition="#g">Winter</hi><lb/> ein Gesellschaftssaal, in welchem Zeitungen und Jour-<lb/> nale liegen. — Das Resultat ist: ein Mensch muͤßte<lb/> wohl sehr arm seyn und sehr Wenig verdienen, wenn er<lb/> nicht im Stande seyn sollte, in einem Zeitraume von<lb/><hi rendition="#g">vierzig Jahren</hi> etwa 600 Thaler zuruͤck zu legen.<lb/> Fuͤr eine jaͤhrliche Ersparniß von 15 Thaler also, erwirbt<lb/> er sich — nicht etwa Anspruch auf Barmherzigkeit —<lb/> sondern ein <hi rendition="#g">Recht,</hi> in seinen alten Tagen anstaͤndig ver-<lb/> sorgt zu werden. Er genießt im Alter kein <hi rendition="#g">Almosen,</hi><lb/> sondern die <hi rendition="#g">Fruͤchte seines Fleißes.</hi> Welch ein<lb/> Trost fuͤr zartfuͤhlende Seelen! — Man kann auch<lb/> fuͤr Andere unterzeichnen, wie bereits von Vielen gesche-<lb/> hen, und gute Herrschaften finden hier ein treffliches<lb/> Mittel, alte treue Diener zu versorgen.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [57/0057]
mer, (das ihm nach seinem Geschmack auszuschmuͤcken
frei steht) mit einem im Fenster sinnreich angebrachten
Kamin; aufmerksame Bedienung, am Tische (jede Ta-
fel zu 12 Kouverts) das beste Brod und Fleisch. Des
Morgens um 8 Uhr empfaͤngt er ein Brod, um 1 Uhr
Suppe, Rindfleisch und Zugemuͤse, um 7 Uhr Abends
Gemuͤse, Fruͤchte, Kaͤse, weißes Brod, so viel ihm be-
liebt, jede Mannsperson taͤglich eine Bouteille, jedes
Frauenzimmer eine halbe Bouteille Wein. — Alle Mo-
nat liefert ihm die Waͤscherinn ein paar reine Bettlaken,
alle 5 Tage ein Hemde, Halstuch, Schnupftuch, und
ein paar Struͤmpfe. — Fuͤr die Kranken wird in beson-
dern Zimmern gesorgt. Das Haus unterhaͤlt einen Apo-
theker, Arzt, Wundarzt, Krankenwaͤchter. — Was ei-
ner an Mobiliarvermoͤgen mitbringt, erbt bei seinem
Tode das Haus. — Eine hohe gesunde Lage in der
Straße Chaillot und anmuthige Gaͤrten vermehren die
Annehmlichkeit des Hauses im Sommer, im Winter
ein Gesellschaftssaal, in welchem Zeitungen und Jour-
nale liegen. — Das Resultat ist: ein Mensch muͤßte
wohl sehr arm seyn und sehr Wenig verdienen, wenn er
nicht im Stande seyn sollte, in einem Zeitraume von
vierzig Jahren etwa 600 Thaler zuruͤck zu legen.
Fuͤr eine jaͤhrliche Ersparniß von 15 Thaler also, erwirbt
er sich — nicht etwa Anspruch auf Barmherzigkeit —
sondern ein Recht, in seinen alten Tagen anstaͤndig ver-
sorgt zu werden. Er genießt im Alter kein Almosen,
sondern die Fruͤchte seines Fleißes. Welch ein
Trost fuͤr zartfuͤhlende Seelen! — Man kann auch
fuͤr Andere unterzeichnen, wie bereits von Vielen gesche-
hen, und gute Herrschaften finden hier ein treffliches
Mittel, alte treue Diener zu versorgen.
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