Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 2. Berlin, 1804.stum der Juno, und Heinrich JV. empfängt sie als Ju- Ersatz dafür gewährt ein schlummernder Ein- Die heilige Familie, von Raphael, ist wun- stum der Juno, und Heinrich JV. empfaͤngt sie als Ju- Ersatz dafuͤr gewaͤhrt ein schlummernder Ein- Die heilige Familie, von Raphael, ist wun- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0076" n="76"/> stum der <hi rendition="#g">Juno,</hi> und Heinrich JV. empfaͤngt sie als <hi rendition="#g">Ju-<lb/> piter.</hi> Bei der Geburt Ludwig des XJJJ. uͤberreicht ihr die<lb/><hi rendition="#g">Fruchtbarkeit</hi> noch ein ganzes Nest mit fuͤnf kleinen<lb/> Kindern, als Prophezeiung, daß sie derer noch so viele<lb/> auf die Welt setzen werde. Bei ihrer Kroͤnung sind wie-<lb/> der einige <hi rendition="#g">Hunde</hi> geschaͤfftig. Bei der Apotheose Hein-<lb/> rich des JV. rauft sich <hi rendition="#g">Bellona</hi> die Haare aus, und es<lb/> giebt auch da ein paar derbe <hi rendition="#g">Hunde,</hi> die uͤberhaupt<lb/> auf den meisten dieser Bilder zu Hause sind. Bald sind<lb/> es Jagd- bald Windhunde, bald Bullenbeißer, zuweilen<lb/> auch ein Schooshuͤndchen. Auf dem Gemaͤlde welches<lb/> Mariens Regierung versinnlichen soll, wird ein <hi rendition="#g">Globus</hi><lb/> (naͤmlich Frankreich) von Tauben gezogen. Die Versoͤh-<lb/> nung zwischen ihr und ihrem Sohne wird abermals in<lb/> Gegenwart von <hi rendition="#g">Hunden</hi> gefeiert. Rechnet man zu al-<lb/> len diesen Laͤcherlichkeiten nun auch noch die kriechende<lb/> Schmeichelei, die aus jeder dieser Allegorien hervorleuch-<lb/> tet, so ist es wohl natuͤrlich, daß die Wirkung der<lb/><hi rendition="#g">Kunst;</hi> selbst eines <hi rendition="#g">Rubens,</hi> groͤßtentheils verloren<lb/> geht.</p><lb/> <p>Ersatz dafuͤr gewaͤhrt ein <hi rendition="#g">schlummernder Ein-<lb/> siedler</hi> von <hi rendition="#g">Vien,</hi> der seine Entstehung einem Zufall<lb/> verdankt. Der Kuͤnstler malte naͤmlich einen <hi rendition="#g">Fuß</hi> nach<lb/> der Natur, und ein armer Einsiedler diente ihm dabei<lb/> als Modell. Der Alte, der nicht ganz nuͤchtern seyn<lb/> mogte, hatte Langeweile, wurde schlaͤfrig, wollte durch<lb/> ein wenig Kratzen auf der Violine sich ermuntern, schlief<lb/> aber richtig dabei ein, und seine Stellung war so auffal-<lb/> lend, daß der Maler auf der Stelle, statt des Fußes<lb/> den ganzen Eremiten skizzirte, und nachmals eines der<lb/> vorzuͤglichsten Gemaͤlde aus dieser Skizze schuff.</p><lb/> <p>Die <hi rendition="#g">heilige Familie,</hi> von <hi rendition="#g">Raphael,</hi> ist wun-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [76/0076]
stum der Juno, und Heinrich JV. empfaͤngt sie als Ju-
piter. Bei der Geburt Ludwig des XJJJ. uͤberreicht ihr die
Fruchtbarkeit noch ein ganzes Nest mit fuͤnf kleinen
Kindern, als Prophezeiung, daß sie derer noch so viele
auf die Welt setzen werde. Bei ihrer Kroͤnung sind wie-
der einige Hunde geschaͤfftig. Bei der Apotheose Hein-
rich des JV. rauft sich Bellona die Haare aus, und es
giebt auch da ein paar derbe Hunde, die uͤberhaupt
auf den meisten dieser Bilder zu Hause sind. Bald sind
es Jagd- bald Windhunde, bald Bullenbeißer, zuweilen
auch ein Schooshuͤndchen. Auf dem Gemaͤlde welches
Mariens Regierung versinnlichen soll, wird ein Globus
(naͤmlich Frankreich) von Tauben gezogen. Die Versoͤh-
nung zwischen ihr und ihrem Sohne wird abermals in
Gegenwart von Hunden gefeiert. Rechnet man zu al-
len diesen Laͤcherlichkeiten nun auch noch die kriechende
Schmeichelei, die aus jeder dieser Allegorien hervorleuch-
tet, so ist es wohl natuͤrlich, daß die Wirkung der
Kunst; selbst eines Rubens, groͤßtentheils verloren
geht.
Ersatz dafuͤr gewaͤhrt ein schlummernder Ein-
siedler von Vien, der seine Entstehung einem Zufall
verdankt. Der Kuͤnstler malte naͤmlich einen Fuß nach
der Natur, und ein armer Einsiedler diente ihm dabei
als Modell. Der Alte, der nicht ganz nuͤchtern seyn
mogte, hatte Langeweile, wurde schlaͤfrig, wollte durch
ein wenig Kratzen auf der Violine sich ermuntern, schlief
aber richtig dabei ein, und seine Stellung war so auffal-
lend, daß der Maler auf der Stelle, statt des Fußes
den ganzen Eremiten skizzirte, und nachmals eines der
vorzuͤglichsten Gemaͤlde aus dieser Skizze schuff.
Die heilige Familie, von Raphael, ist wun-
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