Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 2. Berlin, 1804.einmal, weil ich überhaupt wenig Sinn für Allegorien Der Garten der Pflanzen. (Jardin des plantes.) Er ist groß und schön, da ich aber kein Botaniker einmal, weil ich uͤberhaupt wenig Sinn fuͤr Allegorien Der Garten der Pflanzen. (Jardin des plantes.) Er ist groß und schoͤn, da ich aber kein Botaniker <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0083" n="83"/> einmal, weil ich uͤberhaupt wenig Sinn fuͤr Allegorien<lb/> habe, und zweitens, weil ihm dieser Ehrenplatz viel zu<lb/><hi rendition="#g">fruͤh</hi> eingeraͤumt worden. Die Plaͤtze im Dom der Jn-<lb/> validen sollte, wie im Pantheon, nur die Nachwelt ver-<lb/> theilen. — Die <hi rendition="#g">Schlachten Ludwig</hi> XJV. haͤngen<lb/> freilich wohl an ihrer Stelle, aber es ist Wenig daran zu<lb/> sehen, denn die gemalten Schlachten sehen sich alle ein-<lb/> ander aͤhnlich. Das Gemaͤlde hingegen, welches die<lb/> heldenmuͤthige Aufopferung des jungen Offiziers zu<lb/><hi rendition="#g">Nancy</hi> vergegenwaͤrtigt, (der sich bekanntlich vor die<lb/> Kanone stellte, um ihr Abfeuern auf die Buͤrger zu ver-<lb/> hindern, und ein Opfer seines Patriotismus wurde,)<lb/> dieses Gemaͤlde ist schoͤn, und daß es <hi rendition="#g">hier</hi> haͤngt, ist<lb/> noch schoͤner. — Trete ich endlich unter die große <hi rendition="#g">Kup-<lb/> pel,</hi> diesen runden, himmelanstrebenden, im erhaben-<lb/> sten Styl erbauten Tempel, so erblicke ich seinen einzi-<lb/> gen, in jeder Ruͤcksicht einzigen Schmuck, <hi rendition="#g">Tuͤrenne</hi>'s<lb/> Grabmaal. Die aus der Hoͤhle zu St. Denis geretteten<lb/> Gebeine ruhen hier wirklich. Das Denkmaal ist dasselbe,<lb/> welches ihm seine Kinder einst zu St. Denis errichten<lb/> ließen. — Etwas ist mir doch in der Kuppel dieses Tem-<lb/> pels aufgefallen. Man sieht da naͤmlich die zwoͤlf <hi rendition="#g">Apo-<lb/> stel</hi> gemalt, und <hi rendition="#g">unter</hi> denselben Basreliefs von <hi rendition="#g">Vol-<lb/> taire, Rousseau,</hi> u. a. m. Wie kommen <hi rendition="#g">Vol-<lb/> taire</hi> und <hi rendition="#g">Rousseau</hi> zu den Jnvaliden und Aposteln?</p> </div><lb/> <div n="2"> <head>Der Garten der Pflanzen.<lb/> (Jardin des plantes.)</head><lb/> <p>Er ist groß und schoͤn, da ich aber kein Botaniker<lb/> bin, so wird man in <hi rendition="#g">dieser</hi> Hinsicht weder Beschrei-<lb/> bung noch Beurtheilung von mir erwarten. Die Treib-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [83/0083]
einmal, weil ich uͤberhaupt wenig Sinn fuͤr Allegorien
habe, und zweitens, weil ihm dieser Ehrenplatz viel zu
fruͤh eingeraͤumt worden. Die Plaͤtze im Dom der Jn-
validen sollte, wie im Pantheon, nur die Nachwelt ver-
theilen. — Die Schlachten Ludwig XJV. haͤngen
freilich wohl an ihrer Stelle, aber es ist Wenig daran zu
sehen, denn die gemalten Schlachten sehen sich alle ein-
ander aͤhnlich. Das Gemaͤlde hingegen, welches die
heldenmuͤthige Aufopferung des jungen Offiziers zu
Nancy vergegenwaͤrtigt, (der sich bekanntlich vor die
Kanone stellte, um ihr Abfeuern auf die Buͤrger zu ver-
hindern, und ein Opfer seines Patriotismus wurde,)
dieses Gemaͤlde ist schoͤn, und daß es hier haͤngt, ist
noch schoͤner. — Trete ich endlich unter die große Kup-
pel, diesen runden, himmelanstrebenden, im erhaben-
sten Styl erbauten Tempel, so erblicke ich seinen einzi-
gen, in jeder Ruͤcksicht einzigen Schmuck, Tuͤrenne's
Grabmaal. Die aus der Hoͤhle zu St. Denis geretteten
Gebeine ruhen hier wirklich. Das Denkmaal ist dasselbe,
welches ihm seine Kinder einst zu St. Denis errichten
ließen. — Etwas ist mir doch in der Kuppel dieses Tem-
pels aufgefallen. Man sieht da naͤmlich die zwoͤlf Apo-
stel gemalt, und unter denselben Basreliefs von Vol-
taire, Rousseau, u. a. m. Wie kommen Vol-
taire und Rousseau zu den Jnvaliden und Aposteln?
Der Garten der Pflanzen.
(Jardin des plantes.)
Er ist groß und schoͤn, da ich aber kein Botaniker
bin, so wird man in dieser Hinsicht weder Beschrei-
bung noch Beurtheilung von mir erwarten. Die Treib-
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