Kotzebue, August von: Menschenhaß und Reue. Berlin, 1790.
ist, so wird er mich nicht hier unter freyem Him- mel vergebens auf sich warten lassen. Franz. Nun, in Gottes Namen, wir wollens versuchen. (geht.) Major. (ruft ihm nach) Hört er? nur um eine halbe Minute laß ich bitten. Franz. Schon gut. (ab.) Major. Aber wenn er nun kommt; wie soll ich ihn behandeln? Ein Menschenfeind ist mir im Laufe meines Lebens noch nicht vorgekommen. Knigge hat ein schönes Buch über den Umgang mit Menschen geschrieben; aber wie man mit einem solchen Geschöpf umgehen soll, dem die ganze Welt und sein eigenes Ich zur Last geworden, darüber hat er Vorschriften zu ertheilen vergessen. Wohl- an! auf gut Glück! Ein offenes, freundliches Ge- sicht, nicht zu blöde, nicht zu dreist, damit kommt man so ziemlich bey jedermann fort. Zweyter Auftritt. Der Unbekannte. Der Major. Unbek. Was steht zu Befehl? Major. Verzeihen Sie, mein Herr -- (ihn plötzlich erkennend) Meinau!
iſt, ſo wird er mich nicht hier unter freyem Him- mel vergebens auf ſich warten laſſen. Franz. Nun, in Gottes Namen, wir wollens verſuchen. (geht.) Major. (ruft ihm nach) Hoͤrt er? nur um eine halbe Minute laß ich bitten. Franz. Schon gut. (ab.) Major. Aber wenn er nun kommt; wie ſoll ich ihn behandeln? Ein Menſchenfeind iſt mir im Laufe meines Lebens noch nicht vorgekommen. Knigge hat ein ſchoͤnes Buch uͤber den Umgang mit Menſchen geſchrieben; aber wie man mit einem ſolchen Geſchoͤpf umgehen ſoll, dem die ganze Welt und ſein eigenes Ich zur Laſt geworden, daruͤber hat er Vorſchriften zu ertheilen vergeſſen. Wohl- an! auf gut Gluͤck! Ein offenes, freundliches Ge- ſicht, nicht zu bloͤde, nicht zu dreiſt, damit kommt man ſo ziemlich bey jedermann fort. Zweyter Auftritt. Der Unbekannte. Der Major. Unbek. Was ſteht zu Befehl? Major. Verzeihen Sie, mein Herr — (ihn plötzlich erkennend) Meinau! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <sp who="#MAJ"> <p><pb facs="#f0115" n="107"/> iſt, ſo wird er mich nicht hier unter freyem Him-<lb/> mel vergebens auf ſich warten laſſen.</p> </sp><lb/> <sp who="#FRA"> <speaker> <hi rendition="#fr">Franz.</hi> </speaker> <p>Nun, in Gottes Namen, wir wollens<lb/> verſuchen.</p> <stage> <hi rendition="#et">(geht.)</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#MAJ"> <speaker> <hi rendition="#fr">Major.</hi> </speaker> <stage>(ruft ihm nach)</stage> <p>Hoͤrt er? nur um eine<lb/> halbe Minute laß ich bitten.</p> </sp><lb/> <sp who="#FRA"> <speaker> <hi rendition="#fr">Franz.</hi> </speaker> <p>Schon gut.</p> <stage> <hi rendition="#et">(ab.)</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#MAJ"> <speaker> <hi rendition="#fr">Major.</hi> </speaker> <p>Aber wenn er nun kommt; wie ſoll ich<lb/> ihn behandeln? Ein Menſchenfeind iſt mir im<lb/> Laufe meines Lebens noch nicht vorgekommen.<lb/> Knigge hat ein ſchoͤnes Buch uͤber den Umgang mit<lb/> Menſchen geſchrieben; aber wie man mit einem<lb/> ſolchen Geſchoͤpf umgehen ſoll, dem die ganze Welt<lb/> und ſein eigenes Ich zur Laſt geworden, daruͤber<lb/> hat er Vorſchriften zu ertheilen vergeſſen. Wohl-<lb/> an! auf gut Gluͤck! Ein offenes, freundliches Ge-<lb/> ſicht, nicht zu bloͤde, nicht zu dreiſt, damit kommt<lb/> man ſo ziemlich bey jedermann fort.</p> </sp> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Zweyter Auftritt.</hi> </hi> </head><lb/> <stage>Der Unbekannte. Der Major.</stage><lb/> <sp who="#UNBE"> <speaker> <hi rendition="#fr">Unbek.</hi> </speaker> <p>Was ſteht zu Befehl?</p> </sp><lb/> <sp who="#MAJ"> <speaker> <hi rendition="#fr">Major.</hi> </speaker> <p>Verzeihen Sie, mein Herr —</p> <stage>(ihn<lb/> plötzlich erkennend)</stage> <p>Meinau!</p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [107/0115]
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Franz. Nun, in Gottes Namen, wir wollens
verſuchen. (geht.)
Major. (ruft ihm nach) Hoͤrt er? nur um eine
halbe Minute laß ich bitten.
Franz. Schon gut. (ab.)
Major. Aber wenn er nun kommt; wie ſoll ich
ihn behandeln? Ein Menſchenfeind iſt mir im
Laufe meines Lebens noch nicht vorgekommen.
Knigge hat ein ſchoͤnes Buch uͤber den Umgang mit
Menſchen geſchrieben; aber wie man mit einem
ſolchen Geſchoͤpf umgehen ſoll, dem die ganze Welt
und ſein eigenes Ich zur Laſt geworden, daruͤber
hat er Vorſchriften zu ertheilen vergeſſen. Wohl-
an! auf gut Gluͤck! Ein offenes, freundliches Ge-
ſicht, nicht zu bloͤde, nicht zu dreiſt, damit kommt
man ſo ziemlich bey jedermann fort.
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Zitationshilfe: | Kotzebue, August von: Menschenhaß und Reue. Berlin, 1790, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_menschenhass_1790/115>, abgerufen am 17.07.2024. |