Kotzebue, August von: Menschenhaß und Reue. Berlin, 1790.
und jetzt in diesem Augenblick sitzt sie mitten unter ihnen am Theetische. Bitter. Leider alles wahr. Lotte. Schickt sich das für einen Grafen? Bitterm. Ganz und gar nicht. Lotte. Muß ein Graf nicht immer einen gewis- sen Stolz, eine edle Selbstgenügsamkeit in allen seinen Handlungen blicken lassen, wenn er auch sonst nichts auf der Welt wäre, als Graf? Bitterm Ey freylich! freylich! Lotte. Eben so, als wenn ich, die Tochter eines Hofkutschers, mich mit den Bauern im Dorfe familiarisiren wollte. Bitterm Bewahre der Himmel! Lotte. Nein, das leide ich durchaus nicht. Morgen früh beym Ankleiden werde ich mit der Gräfin sprechen. Eine von uns beyden muß das Feld räumen, entweder ich oder Madam Müller. Bitterm (welcher den Major kommen sieht) St!
und jetzt in dieſem Augenblick ſitzt ſie mitten unter ihnen am Theetiſche. Bitter. Leider alles wahr. Lotte. Schickt ſich das fuͤr einen Grafen? Bitterm. Ganz und gar nicht. Lotte. Muß ein Graf nicht immer einen gewiſ- ſen Stolz, eine edle Selbſtgenuͤgſamkeit in allen ſeinen Handlungen blicken laſſen, wenn er auch ſonſt nichts auf der Welt waͤre, als Graf? Bitterm Ey freylich! freylich! Lotte. Eben ſo, als wenn ich, die Tochter eines Hofkutſchers, mich mit den Bauern im Dorfe familiariſiren wollte. Bitterm Bewahre der Himmel! Lotte. Nein, das leide ich durchaus nicht. Morgen fruͤh beym Ankleiden werde ich mit der Graͤfin ſprechen. Eine von uns beyden muß das Feld raͤumen, entweder ich oder Madam Muͤller. Bitterm (welcher den Major kommen ſieht) St! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <sp who="#LOT"> <p><pb facs="#f0135" n="127"/> und jetzt in dieſem Augenblick ſitzt ſie mitten unter<lb/> ihnen am Theetiſche.</p> </sp><lb/> <sp who="#BITTER"> <speaker> <hi rendition="#fr">Bitter.</hi> </speaker> <p>Leider alles wahr.</p> </sp><lb/> <sp who="#LOT"> <speaker> <hi rendition="#fr">Lotte.</hi> </speaker> <p>Schickt ſich das fuͤr einen Grafen?</p> </sp><lb/> <sp who="#BITTER"> <speaker> <hi rendition="#fr">Bitterm.</hi> </speaker> <p>Ganz und gar nicht.</p> </sp><lb/> <sp who="#LOT"> <speaker> <hi rendition="#fr">Lotte.</hi> </speaker> <p>Muß ein Graf nicht immer einen gewiſ-<lb/> ſen Stolz, eine edle Selbſtgenuͤgſamkeit in allen<lb/> ſeinen Handlungen blicken laſſen, wenn er auch<lb/> ſonſt nichts auf der Welt waͤre, als Graf?</p> </sp><lb/> <sp who="#BITTER"> <speaker> <hi rendition="#fr">Bitterm</hi> </speaker> <p>Ey freylich! freylich!</p> </sp><lb/> <sp who="#LOT"> <speaker> <hi rendition="#fr">Lotte.</hi> </speaker> <p>Eben ſo, als wenn <hi rendition="#g">ich,</hi> die Tochter<lb/> eines Hofkutſchers, mich mit den Bauern im Dorfe<lb/> familiariſiren wollte.</p> </sp><lb/> <sp who="#BITTER"> <speaker> <hi rendition="#fr">Bitterm</hi> </speaker> <p>Bewahre der Himmel!</p> </sp><lb/> <sp who="#LOT"> <speaker> <hi rendition="#fr">Lotte.</hi> </speaker> <p>Nein, das leide ich durchaus nicht.<lb/> Morgen fruͤh beym Ankleiden werde ich mit der<lb/> Graͤfin ſprechen. Eine von uns beyden muß das<lb/> Feld raͤumen, entweder ich oder Madam Muͤller.</p> </sp><lb/> <sp who="#BITTER"> <speaker> <hi rendition="#fr">Bitterm</hi> </speaker> <stage>(welcher den Major kommen ſieht)</stage> <p>St!</p> </sp> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [127/0135]
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ihnen am Theetiſche.
Bitter. Leider alles wahr.
Lotte. Schickt ſich das fuͤr einen Grafen?
Bitterm. Ganz und gar nicht.
Lotte. Muß ein Graf nicht immer einen gewiſ-
ſen Stolz, eine edle Selbſtgenuͤgſamkeit in allen
ſeinen Handlungen blicken laſſen, wenn er auch
ſonſt nichts auf der Welt waͤre, als Graf?
Bitterm Ey freylich! freylich!
Lotte. Eben ſo, als wenn ich, die Tochter
eines Hofkutſchers, mich mit den Bauern im Dorfe
familiariſiren wollte.
Bitterm Bewahre der Himmel!
Lotte. Nein, das leide ich durchaus nicht.
Morgen fruͤh beym Ankleiden werde ich mit der
Graͤfin ſprechen. Eine von uns beyden muß das
Feld raͤumen, entweder ich oder Madam Muͤller.
Bitterm (welcher den Major kommen ſieht) St!
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