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Kotzebue, August von: Menschenhaß und Reue. Berlin, 1790.

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men, mit Madam Müller allein, und bedenken
nicht, daß mein Herz kein Kieselstein ist. Ich sage
es Ihnen, Frau Gemahlin, wenn es noch einmal
geschieht, so habe ich meine Liebeserklärung schon
in petto.
Gräfin. Vermuthlich von Ihrem Kammerdie-
ner entworfen.
Graf. Nein, Madam, aus einem von Ihnen
aufgefangenen Liebesbriefchen entlehnt.
Gräfin. Also doch immer geborgt?
Graf. Nicht doch! Alte einkassirte Schuld,
abgeschrieben von einem Billet doux, das Sie vor
sechs Jahren von mir erhielten.
Gräfin. Wie ökonomisch! und das wollen Sie
nun zum zweyten Male brauchen? Wissen Sie
denn nichts neues zu sagen?
Graf. Sie haben mich erschöpft, Madam.
Gräfin. Ein trauriges Bekenntniß in Gegen-
wart Ihrer neuen Geliebten!
Graf. (komisch) Verdammtes Weib! ich kom-
me nicht gegen sie auf. -- Herr Schwager, wie
stehts? wird der Fremde kommen?
Major. Ich erwarte ihn jeden Augenblick.
J 4
men, mit Madam Muͤller allein, und bedenken
nicht, daß mein Herz kein Kieſelſtein iſt. Ich ſage
es Ihnen, Frau Gemahlin, wenn es noch einmal
geſchieht, ſo habe ich meine Liebeserklaͤrung ſchon
in petto.
Graͤfin. Vermuthlich von Ihrem Kammerdie-
ner entworfen.
Graf. Nein, Madam, aus einem von Ihnen
aufgefangenen Liebesbriefchen entlehnt.
Graͤfin. Alſo doch immer geborgt?
Graf. Nicht doch! Alte einkaſſirte Schuld,
abgeſchrieben von einem Billet doux, das Sie vor
ſechs Jahren von mir erhielten.
Graͤfin. Wie oͤkonomiſch! und das wollen Sie
nun zum zweyten Male brauchen? Wiſſen Sie
denn nichts neues zu ſagen?
Graf. Sie haben mich erſchoͤpft, Madam.
Graͤfin. Ein trauriges Bekenntniß in Gegen-
wart Ihrer neuen Geliebten!
Graf. (komiſch) Verdammtes Weib! ich kom-
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Major. Ich erwarte ihn jeden Augenblick.
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[135/0143] men, mit Madam Muͤller allein, und bedenken nicht, daß mein Herz kein Kieſelſtein iſt. Ich ſage es Ihnen, Frau Gemahlin, wenn es noch einmal geſchieht, ſo habe ich meine Liebeserklaͤrung ſchon in petto. Graͤfin. Vermuthlich von Ihrem Kammerdie- ner entworfen. Graf. Nein, Madam, aus einem von Ihnen aufgefangenen Liebesbriefchen entlehnt. Graͤfin. Alſo doch immer geborgt? Graf. Nicht doch! Alte einkaſſirte Schuld, abgeſchrieben von einem Billet doux, das Sie vor ſechs Jahren von mir erhielten. Graͤfin. Wie oͤkonomiſch! und das wollen Sie nun zum zweyten Male brauchen? Wiſſen Sie denn nichts neues zu ſagen? Graf. Sie haben mich erſchoͤpft, Madam. Graͤfin. Ein trauriges Bekenntniß in Gegen- wart Ihrer neuen Geliebten! Graf. (komiſch) Verdammtes Weib! ich kom- me nicht gegen ſie auf. — Herr Schwager, wie ſtehts? wird der Fremde kommen? Major. Ich erwarte ihn jeden Augenblick. J 4

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Kotzebue, August von: Menschenhaß und Reue. Berlin, 1790, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_menschenhass_1790/143>, abgerufen am 24.11.2024.