Kotzebue, August von: Menschenhaß und Reue. Berlin, 1790. Bitterm. Ruf doch geschwind die Leute zusam- men; schick nach dem Förster; er soll ein Reh in die herrschaftliche Küche liefern -- und Liese soll die Zimmer fegen und den Staub von den Spie- geln wischen, damit die gnädige Frau Gräfin sich darin besehen kann -- und der Koch soll in der Eil ein paar Kapaunen schlachten -- und Hans soll ei- nen Hecht aus dem Teiche hohlen -- und Fried- rich soll meine Sonntagsperücke frisiren. (Peter ab). Eulal. Vor allen Dingen lassen Sie die Bet- ten lüften und die Sophas aufklopfen. Sie wis- sen, der Herr Graf hat es gern ein wenig bequem. Bitterm. Freylich freylich, meine liebe schar- mante Madam Müller, das muß sogleich gesche- hen. Verzweifelt! da hab' ich im grünen Zimmer Erdäpfel aufgeschüttet; die können nicht so eilig transportirt werden. Eulal. Ist ja auch nicht nöthig. Bitterm. Lieber Gott! wo soll denn der Herr Major von der Horst logiren? Eulal. Geben Sie ihm das kleine rothe Zim- mer an der Treppe; das ist ein niedliches Zimmer und hat eine herrliche Aussicht. Bitterm. Ruf doch geſchwind die Leute zuſam- men; ſchick nach dem Foͤrſter; er ſoll ein Reh in die herrſchaftliche Kuͤche liefern — und Lieſe ſoll die Zimmer fegen und den Staub von den Spie- geln wiſchen, damit die gnaͤdige Frau Graͤfin ſich darin beſehen kann — und der Koch ſoll in der Eil ein paar Kapaunen ſchlachten — und Hans ſoll ei- nen Hecht aus dem Teiche hohlen — und Fried- rich ſoll meine Sonntagsperuͤcke friſiren. (Peter ab). Eulal. Vor allen Dingen laſſen Sie die Bet- ten luͤften und die Sophas aufklopfen. Sie wiſ- ſen, der Herr Graf hat es gern ein wenig bequem. Bitterm. Freylich freylich, meine liebe ſchar- mante Madam Muͤller, das muß ſogleich geſche- hen. Verzweifelt! da hab’ ich im gruͤnen Zimmer Erdaͤpfel aufgeſchuͤttet; die koͤnnen nicht ſo eilig transportirt werden. Eulal. Iſt ja auch nicht noͤthig. Bitterm. Lieber Gott! wo ſoll denn der Herr Major von der Horſt logiren? Eulal. Geben Sie ihm das kleine rothe Zim- mer an der Treppe; das iſt ein niedliches Zimmer und hat eine herrliche Ausſicht. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0038" n="30"/> <sp who="#BITTER"> <speaker> <hi rendition="#fr">Bitterm.</hi> </speaker> <p>Ruf doch geſchwind die Leute zuſam-<lb/> men; ſchick nach dem Foͤrſter; er ſoll ein Reh in<lb/> die herrſchaftliche Kuͤche liefern — und Lieſe ſoll<lb/> die Zimmer fegen und den Staub von den Spie-<lb/> geln wiſchen, damit die gnaͤdige Frau Graͤfin ſich<lb/> darin beſehen kann — und der Koch ſoll in der Eil<lb/> ein paar Kapaunen ſchlachten — und Hans ſoll ei-<lb/> nen Hecht aus dem Teiche hohlen — und Fried-<lb/> rich ſoll meine Sonntagsperuͤcke friſiren.</p> <stage>(Peter ab).</stage> </sp><lb/> <sp who="#EUL"> <speaker> <hi rendition="#fr">Eulal.</hi> </speaker> <p>Vor allen Dingen laſſen Sie die Bet-<lb/> ten luͤften und die Sophas aufklopfen. Sie wiſ-<lb/> ſen, der Herr Graf hat es gern ein wenig bequem.</p> </sp><lb/> <sp who="#BITTER"> <speaker> <hi rendition="#fr">Bitterm.</hi> </speaker> <p>Freylich freylich, meine liebe ſchar-<lb/> mante Madam Muͤller, das muß ſogleich geſche-<lb/> hen. Verzweifelt! da hab’ ich im gruͤnen Zimmer<lb/> Erdaͤpfel aufgeſchuͤttet; die koͤnnen nicht ſo eilig<lb/> transportirt werden.</p> </sp><lb/> <sp who="#EUL"> <speaker> <hi rendition="#fr">Eulal.</hi> </speaker> <p>Iſt ja auch nicht noͤthig.</p> </sp><lb/> <sp who="#BITTER"> <speaker> <hi rendition="#fr">Bitterm.</hi> </speaker> <p>Lieber Gott! wo ſoll denn der Herr<lb/> Major von der Horſt logiren?</p> </sp><lb/> <sp who="#EUL"> <speaker> <hi rendition="#fr">Eulal.</hi> </speaker> <p>Geben Sie ihm das kleine rothe Zim-<lb/> mer an der Treppe; das iſt ein niedliches Zimmer<lb/> und hat eine herrliche Ausſicht.</p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [30/0038]
Bitterm. Ruf doch geſchwind die Leute zuſam-
men; ſchick nach dem Foͤrſter; er ſoll ein Reh in
die herrſchaftliche Kuͤche liefern — und Lieſe ſoll
die Zimmer fegen und den Staub von den Spie-
geln wiſchen, damit die gnaͤdige Frau Graͤfin ſich
darin beſehen kann — und der Koch ſoll in der Eil
ein paar Kapaunen ſchlachten — und Hans ſoll ei-
nen Hecht aus dem Teiche hohlen — und Fried-
rich ſoll meine Sonntagsperuͤcke friſiren. (Peter ab).
Eulal. Vor allen Dingen laſſen Sie die Bet-
ten luͤften und die Sophas aufklopfen. Sie wiſ-
ſen, der Herr Graf hat es gern ein wenig bequem.
Bitterm. Freylich freylich, meine liebe ſchar-
mante Madam Muͤller, das muß ſogleich geſche-
hen. Verzweifelt! da hab’ ich im gruͤnen Zimmer
Erdaͤpfel aufgeſchuͤttet; die koͤnnen nicht ſo eilig
transportirt werden.
Eulal. Iſt ja auch nicht noͤthig.
Bitterm. Lieber Gott! wo ſoll denn der Herr
Major von der Horſt logiren?
Eulal. Geben Sie ihm das kleine rothe Zim-
mer an der Treppe; das iſt ein niedliches Zimmer
und hat eine herrliche Ausſicht.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_menschenhass_1790 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_menschenhass_1790/38 |
Zitationshilfe: | Kotzebue, August von: Menschenhaß und Reue. Berlin, 1790, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_menschenhass_1790/38>, abgerufen am 16.07.2024. |