Kotzebue, August von: Menschenhaß und Reue. Berlin, 1790. Der Major. Hätt' ich alle Reize dieses Auf- enthalts gekannt, so mögten Sie wohl recht haben. Gräfin. (zu Eulal.) Ist mein Wilhelm nicht recht groß geworden? Eulal. Das süße Kind! (Sie kauert sich zu ihm nieder und tiefe Melancholie überschattet ihr Gesicht). Der Graf. Nun, Bittermann, ich denke, er hat für eine gute Mahlzeit Sorge getragen? Bitterm. So gut sichs in der Eile hat wollen thun lassen. Der Graf. (läßt sich seinen Oberrock ausziehen; in- dessen zieht der Major die Gräfin auf die Seite). Der Major. Ich bitte dich, Schwester, wel- che Perle hast du da auf dem Lande verscharrt? Gräfin. Ha! ha! ha! Herr Weiberhasser! ist er gefangen? Der Major. Gieb Antwort! Gräfin. Nun, Sie heißt Madam Müller. Major. Das weiß ich; aber -- Gräfin. Aber mehr weiß ich auch nicht. Major. Scherz bey Seite! ich wünschte zu wissen -- Gräfin. Scherz bey Seite, Herr Bruder! ich wünschte, du ließest mich in Ruhe. (laut) Mein Der Major. Haͤtt’ ich alle Reize dieſes Auf- enthalts gekannt, ſo moͤgten Sie wohl recht haben. Graͤfin. (zu Eulal.) Iſt mein Wilhelm nicht recht groß geworden? Eulal. Das ſuͤße Kind! (Sie kauert ſich zu ihm nieder und tiefe Melancholie überſchattet ihr Geſicht). Der Graf. Nun, Bittermann, ich denke, er hat fuͤr eine gute Mahlzeit Sorge getragen? Bitterm. So gut ſichs in der Eile hat wollen thun laſſen. Der Graf. (läßt ſich ſeinen Oberrock ausziehen; in- deſſen zieht der Major die Gräfin auf die Seite). Der Major. Ich bitte dich, Schweſter, wel- che Perle haſt du da auf dem Lande verſcharrt? Graͤfin. Ha! ha! ha! Herr Weiberhaſſer! iſt er gefangen? Der Major. Gieb Antwort! Graͤfin. Nun, Sie heißt Madam Muͤller. Major. Das weiß ich; aber — Graͤfin. Aber mehr weiß ich auch nicht. Major. Scherz bey Seite! ich wuͤnſchte zu wiſſen — Graͤfin. Scherz bey Seite, Herr Bruder! ich wuͤnſchte, du ließeſt mich in Ruhe. (laut) Mein <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0062" n="54"/> <sp who="#MAJ"> <speaker> <hi rendition="#fr">Der Major.</hi> </speaker> <p>Haͤtt’ ich alle Reize dieſes Auf-<lb/> enthalts gekannt, ſo moͤgten Sie wohl recht haben.</p> </sp><lb/> <sp who="#GRAFIN"> <speaker> <hi rendition="#fr">Graͤfin.</hi> </speaker> <stage>(zu Eulal.)</stage> <p>Iſt mein Wilhelm nicht<lb/> recht groß geworden?</p> </sp><lb/> <sp who="#EUL"> <speaker> <hi rendition="#fr">Eulal.</hi> </speaker> <p>Das ſuͤße <choice><corr>Kind</corr><sic>Kiud</sic></choice>!</p> <stage>(Sie kauert ſich zu ihm<lb/> nieder und tiefe Melancholie überſchattet ihr Geſicht).</stage> </sp><lb/> <sp who="#GRAF"> <speaker> <hi rendition="#fr">Der Graf.</hi> </speaker> <p>Nun, Bittermann, ich denke, er<lb/> hat fuͤr eine gute Mahlzeit Sorge getragen?</p> </sp><lb/> <sp who="#BITTER"> <speaker> <hi rendition="#fr">Bitterm.</hi> </speaker> <p>So gut ſichs in der Eile hat wollen<lb/> thun laſſen.</p> </sp><lb/> <sp who="#GRAF"> <speaker> <hi rendition="#fr">Der Graf.</hi> </speaker> <stage>(läßt ſich ſeinen Oberrock ausziehen; in-<lb/> deſſen zieht der Major die Gräfin auf die Seite).</stage> </sp><lb/> <sp who="#MAJ"> <speaker> <hi rendition="#fr">Der Major.</hi> </speaker> <p>Ich bitte dich, Schweſter, wel-<lb/> che Perle haſt du da auf dem Lande verſcharrt?</p> </sp><lb/> <sp who="#GRAFIN"> <speaker> <hi rendition="#fr">Graͤfin.</hi> </speaker> <p>Ha! ha! ha! Herr Weiberhaſſer! iſt<lb/> er gefangen?</p> </sp><lb/> <sp who="#MAJ"> <speaker> <hi rendition="#fr">Der Major.</hi> </speaker> <p>Gieb Antwort!</p> </sp><lb/> <sp who="#GRAFIN"> <speaker> <hi rendition="#fr">Graͤfin.</hi> </speaker> <p>Nun, Sie heißt Madam Muͤller.</p> </sp><lb/> <sp who="#MAJ"> <speaker> <hi rendition="#fr">Major.</hi> </speaker> <p>Das weiß ich; aber —</p> </sp><lb/> <sp who="#GRAFIN"> <speaker> <hi rendition="#fr">Graͤfin.</hi> </speaker> <p>Aber mehr weiß ich auch nicht.</p> </sp><lb/> <sp who="#MAJ"> <speaker> <hi rendition="#fr">Major.</hi> </speaker> <p>Scherz bey Seite! ich wuͤnſchte zu<lb/> wiſſen —</p> </sp><lb/> <sp who="#GRAFIN"> <speaker> <hi rendition="#fr">Graͤfin.</hi> </speaker> <p>Scherz bey Seite, Herr Bruder! ich<lb/> wuͤnſchte, du ließeſt mich in Ruhe.</p> <stage>(laut)</stage> <p>Mein<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [54/0062]
Der Major. Haͤtt’ ich alle Reize dieſes Auf-
enthalts gekannt, ſo moͤgten Sie wohl recht haben.
Graͤfin. (zu Eulal.) Iſt mein Wilhelm nicht
recht groß geworden?
Eulal. Das ſuͤße Kind! (Sie kauert ſich zu ihm
nieder und tiefe Melancholie überſchattet ihr Geſicht).
Der Graf. Nun, Bittermann, ich denke, er
hat fuͤr eine gute Mahlzeit Sorge getragen?
Bitterm. So gut ſichs in der Eile hat wollen
thun laſſen.
Der Graf. (läßt ſich ſeinen Oberrock ausziehen; in-
deſſen zieht der Major die Gräfin auf die Seite).
Der Major. Ich bitte dich, Schweſter, wel-
che Perle haſt du da auf dem Lande verſcharrt?
Graͤfin. Ha! ha! ha! Herr Weiberhaſſer! iſt
er gefangen?
Der Major. Gieb Antwort!
Graͤfin. Nun, Sie heißt Madam Muͤller.
Major. Das weiß ich; aber —
Graͤfin. Aber mehr weiß ich auch nicht.
Major. Scherz bey Seite! ich wuͤnſchte zu
wiſſen —
Graͤfin. Scherz bey Seite, Herr Bruder! ich
wuͤnſchte, du ließeſt mich in Ruhe. (laut) Mein
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |