Kotzebue, August von: Der Schutzgeist. Leipzig, 1814. Guido. Bedauernswerth Geschlecht der Menschenkin- der! Was ist die Tugend, die es prunkend zeigt, Wenn oft ein Wassertropfen mehr oder min- der Sie aufrecht hält, sie kraftlos niederbeugt? -- Du, der die Seele dieses edlen Wei- bes Durch mich gestärkt, daß sie die Furcht be- siegt, Erbarme dich nun auch des zarten Leibes, Der ungewohnter Bürde unterliegt! Ein Fremdling ist die Seele, hart gefangen In engen Banden, die der Tod nur bricht; Sie will das Gute mit heißem Verlangen -- Die Fessel drückt -- sie kann es nicht! O laß dir gnügen an dem reinen Willen, Und blick' erbarmend auf der Menschheit Loos! Und
Guido. Bedauernswerth Geschlecht der Menschenkin- der! Was ist die Tugend, die es prunkend zeigt, Wenn oft ein Wassertropfen mehr oder min- der Sie aufrecht haͤlt, sie kraftlos niederbeugt? — Du, der die Seele dieses edlen Wei- bes Durch mich gestaͤrkt, daß sie die Furcht be- siegt, Erbarme dich nun auch des zarten Leibes, Der ungewohnter Buͤrde unterliegt! Ein Fremdling ist die Seele, hart gefangen In engen Banden, die der Tod nur bricht; Sie will das Gute mit heißem Verlangen — Die Fessel druͤckt — sie kann es nicht! O laß dir gnuͤgen an dem reinen Willen, Und blick' erbarmend auf der Menschheit Loos! Und
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0136" n="130"/> <sp who="#GUI"> <speaker> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Guido</hi>.</hi> </speaker><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Bedauernswerth Geschlecht der Menschenkin-<lb/> der!</l><lb/> <l>Was ist die Tugend, die es prunkend zeigt,</l><lb/> <l>Wenn oft <hi rendition="#g">ein</hi> Wassertropfen mehr oder min-<lb/> der</l><lb/> <l>Sie aufrecht haͤlt, sie kraftlos niederbeugt? —</l> </lg><lb/> <lg> <l>Du, der die <hi rendition="#g">Seele</hi> dieses edlen Wei-</l><lb/> <l>bes</l><lb/> <l>Durch mich gestaͤrkt, daß sie die Furcht be-<lb/> siegt,</l><lb/> <l>Erbarme dich nun auch des zarten <hi rendition="#g">Leibes</hi>,</l><lb/> <l>Der ungewohnter Buͤrde unterliegt!</l><lb/> <l>Ein Fremdling ist die Seele, hart gefangen</l><lb/> <l>In engen Banden, die der Tod nur bricht;</l><lb/> <l>Sie <hi rendition="#g">will</hi> das Gute mit heißem Verlangen —</l><lb/> <l>Die Fessel druͤckt — sie kann es nicht!</l> </lg> </lg><lb/> <stage>(knieend)</stage><lb/> <lg type="poem"> <lg n="2"> <l>O laß dir gnuͤgen an dem reinen Willen,</l><lb/> <l>Und blick' erbarmend auf der Menschheit Loos!</l> </lg> </lg><lb/> <fw type="catch" place="bottom">Und</fw><lb/> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [130/0136]
Guido.
Bedauernswerth Geschlecht der Menschenkin-
der!
Was ist die Tugend, die es prunkend zeigt,
Wenn oft ein Wassertropfen mehr oder min-
der
Sie aufrecht haͤlt, sie kraftlos niederbeugt? —
Du, der die Seele dieses edlen Wei-
bes
Durch mich gestaͤrkt, daß sie die Furcht be-
siegt,
Erbarme dich nun auch des zarten Leibes,
Der ungewohnter Buͤrde unterliegt!
Ein Fremdling ist die Seele, hart gefangen
In engen Banden, die der Tod nur bricht;
Sie will das Gute mit heißem Verlangen —
Die Fessel druͤckt — sie kann es nicht!
(knieend)
O laß dir gnuͤgen an dem reinen Willen,
Und blick' erbarmend auf der Menschheit Loos!
Und
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Robert Charlier, AV GWB Berlin: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-01-11T12:18:01Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): wie Vorlage; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |