Kotzebue, August von: Der Schutzgeist. Leipzig, 1814. Berengar. Vom Hofe sah man Euch so schnell ver- schwinden -- Noch weiß ich nicht, warum Ihr uns ver- ließt? Azzo. Es lag mir ob nach eignem Herd zu schauen, Der wohl zu lange schon verödet stand! Berengar. Gleichviel. Nah oder ferne, mein Vertrauen Bleibt immer Euch in Gnaden zugewandt! Ich hasse selbst den Zwang der Hofgesetze, Will nicht daß er die Freunde mir entführt, Am mindsten Euch, den ich vor allen schätze, Weil alter Sitte Gradheit ihn noch ziert. Azzo. Die alte Sitte? -- Altes Hausgeräthe, Bequem, allein unförmlich. Berengar. Ihr seyd wohl gelaunt; Fragt
Berengar. Vom Hofe sah man Euch so schnell ver- schwinden — Noch weiß ich nicht, warum Ihr uns ver- ließt? Azzo. Es lag mir ob nach eignem Herd zu schauen, Der wohl zu lange schon veroͤdet stand! Berengar. Gleichviel. Nah oder ferne, mein Vertrauen Bleibt immer Euch in Gnaden zugewandt! Ich hasse selbst den Zwang der Hofgesetze, Will nicht daß er die Freunde mir entfuͤhrt, Am mindsten Euch, den ich vor allen schaͤtze, Weil alter Sitte Gradheit ihn noch ziert. Azzo. Die alte Sitte? — Altes Hausgeraͤthe, Bequem, allein unfoͤrmlich. Berengar. Ihr seyd wohl gelaunt; Fragt
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Berengar.
Vom Hofe sah man Euch so schnell ver-
schwinden —
Noch weiß ich nicht, warum Ihr uns ver-
ließt?
Azzo.
Es lag mir ob nach eignem Herd zu schauen,
Der wohl zu lange schon veroͤdet stand!
Berengar.
Gleichviel. Nah oder ferne, mein Vertrauen
Bleibt immer Euch in Gnaden zugewandt!
Ich hasse selbst den Zwang der Hofgesetze,
Will nicht daß er die Freunde mir entfuͤhrt,
Am mindsten Euch, den ich vor allen schaͤtze,
Weil alter Sitte Gradheit ihn noch ziert.
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Bequem, allein unfoͤrmlich.
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Zitationshilfe: | Kotzebue, August von: Der Schutzgeist. Leipzig, 1814, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_schutzgeist_1814/164>, abgerufen am 16.02.2025. |