Kotzebue, August von: Der Schutzgeist. Leipzig, 1814.Was Ihr so nennt -- und warlich unbe- dacht -- Denn man verachtet nicht, wornach man stre- bet, Und jeder Sterbliche strebt nach der Macht! Laßt große Worte dem Sentenzenschreiber, Kein Weltlauf spiegelt sich im Dintenfleck. Verachtet wird der Dieb -- doch nicht der Räuber. Denn schwach und feig' ist Jener -- dieser stark und keck. -- Gewissen? Furcht vor Strafe quält den Knaben, Allein auch sie den Schwachen nur erreicht; Sey stark, sey über das Gesetz erhaben, So athmest Du im blut'gen Purpur leicht. Macht ist das Ziel der Schlauheit wie der Waffen, Denn was dem Sterblichen behaglich ist: Gold, Herrschaft, Wollust, Ruhm -- sie kann es schaffen! Altäre L 2
Was Ihr so nennt — und warlich unbe- dacht — Denn man verachtet nicht, wornach man stre- bet, Und jeder Sterbliche strebt nach der Macht! Laßt große Worte dem Sentenzenschreiber, Kein Weltlauf spiegelt sich im Dintenfleck. Verachtet wird der Dieb — doch nicht der Raͤuber. Denn schwach und feig' ist Jener — dieser stark und keck. — Gewissen? Furcht vor Strafe quaͤlt den Knaben, Allein auch sie den Schwachen nur erreicht; Sey stark, sey uͤber das Gesetz erhaben, So athmest Du im blut'gen Purpur leicht. Macht ist das Ziel der Schlauheit wie der Waffen, Denn was dem Sterblichen behaglich ist: Gold, Herrschaft, Wollust, Ruhm — sie kann es schaffen! Altaͤre L 2
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Was Ihr so nennt — und warlich unbe-
dacht —
Denn man verachtet nicht, wornach man stre-
bet,
Und jeder Sterbliche strebt nach der Macht!
Laßt große Worte dem Sentenzenschreiber,
Kein Weltlauf spiegelt sich im Dintenfleck.
Verachtet wird der Dieb — doch nicht der
Raͤuber.
Denn schwach und feig' ist Jener — dieser
stark und keck. —
Gewissen? Furcht vor Strafe quaͤlt den
Knaben,
Allein auch sie den Schwachen nur erreicht;
Sey stark, sey uͤber das Gesetz erhaben,
So athmest Du im blut'gen Purpur leicht.
Macht ist das Ziel der Schlauheit wie der
Waffen,
Denn was dem Sterblichen behaglich ist:
Gold, Herrschaft, Wollust, Ruhm — sie
kann es schaffen!
Altaͤre
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