keit zu vermeiden; hier wird die Arbeit durch das laute Aussprechen und mancherlei Mitbewegungen geradezu erleichtert. Manche Menschen unterstützen auch das laute Auswendiglernen noch durch Herumgehen und Gesticuliren.
Wie mir scheint, ist die hier entwickelte Auffassung vielleicht auch geeignet, auf den verschiedenartigen Ausfall der Theewirkung in unseren Versuchen ein neues Licht zu werfen. Bei eingehender Betrachtung er- giebt sich nämlich, dass die Ausgiebigkeit der Lernverlangsamung einen ganz vollständigen Parallelismus zu der Schnelligkeit der Wiederholungen erkennen lässt. Die am schnellsten wieder- holenden O. und De. zeigen auch die stärkste Beeinträchtigung ihrer Arbeitsleistung durch den Thee, während eine solche bei den langsam wiederholenden Da. und M. gar nicht zu erweisen war, bei M. sogar eher Andeutungen des Gegentheils hervortraten. Von den in beiden Beziehungen eine mehr mittlere Stellung einnehmenden K., Ha., He. neigt der Erstere ganz consequent mehr zu dem Verhalten der schnell wiederholenden, während die Letzteren sich mehr demjenigen der langsam wiederholenden Gruppe nähern. Ein Zusammenhang zwischen den beiden hier besprochenen Erscheinungen ist bei der auffallenden Regelmässigkeit auf einem sonst so vielfachen Zufälligkeiten ausgesetzten Gebiete sehr wahrscheinlich. Ja, wir müssten es sogar in hohem Masse befremdend finden, wenn eine so deutliche Verschiedenheit der Personen, wie sie uns in Bezug auf die Wiederholungsgeschwindigkeit entgegengetreten ist, ganz ohne Einfluss auf den Ausfall der Thee- wirkung geblieben wäre. Nur die Deutung der Beobachtungen kann noch Zweifeln unterliegen. Nach meiner soeben entwickelten An- schauung würde die Verlangsamung des Lernens dort am stärksten sein, wo diese Arbeit ausschliesslich oder wesentlich mit Hülfe der sprachlichen Bewegungsvorstellungen verrichtet würde, während das Festhalten des Lernmaterials durch die aufmerksame Erfassung sinn- licher Eindrücke oder vielleicht auch lautlicher Erinnerungsbilder durch den Thee nicht erschwert würde. Denkbar wäre es dabei wol, dass beide Vorgänge überall gleichzeitig neben einander herliefen, dass aber dabei je nach der Individualität der eine oder der andere mehr be- vorzugt würde. Dann könnte der Auffassungsprocess sogar an sich ein wenig erleichtert sein, wie das frühere Erfahrungen andeuten, aber diese Erleichterung würde durch die Erschwerung der motorischen Einübung um so vollständiger wieder aufgewogen, je mehr die Lern- arbeit dieses letztere Moment bevorzugte. Unter diesem Gesichts- punkte würde die ganze Scala der Versuche von der ausgeprägten
keit zu vermeiden; hier wird die Arbeit durch das laute Aussprechen und mancherlei Mitbewegungen geradezu erleichtert. Manche Menschen unterstützen auch das laute Auswendiglernen noch durch Herumgehen und Gesticuliren.
Wie mir scheint, ist die hier entwickelte Auffassung vielleicht auch geeignet, auf den verschiedenartigen Ausfall der Theewirkung in unseren Versuchen ein neues Licht zu werfen. Bei eingehender Betrachtung er- giebt sich nämlich, dass die Ausgiebigkeit der Lernverlangsamung einen ganz vollständigen Parallelismus zu der Schnelligkeit der Wiederholungen erkennen lässt. Die am schnellsten wieder- holenden O. und De. zeigen auch die stärkste Beeinträchtigung ihrer Arbeitsleistung durch den Thee, während eine solche bei den langsam wiederholenden Da. und M. gar nicht zu erweisen war, bei M. sogar eher Andeutungen des Gegentheils hervortraten. Von den in beiden Beziehungen eine mehr mittlere Stellung einnehmenden K., Ha., He. neigt der Erstere ganz consequent mehr zu dem Verhalten der schnell wiederholenden, während die Letzteren sich mehr demjenigen der langsam wiederholenden Gruppe nähern. Ein Zusammenhang zwischen den beiden hier besprochenen Erscheinungen ist bei der auffallenden Regelmässigkeit auf einem sonst so vielfachen Zufälligkeiten ausgesetzten Gebiete sehr wahrscheinlich. Ja, wir müssten es sogar in hohem Masse befremdend finden, wenn eine so deutliche Verschiedenheit der Personen, wie sie uns in Bezug auf die Wiederholungsgeschwindigkeit entgegengetreten ist, ganz ohne Einfluss auf den Ausfall der Thee- wirkung geblieben wäre. Nur die Deutung der Beobachtungen kann noch Zweifeln unterliegen. Nach meiner soeben entwickelten An- schauung würde die Verlangsamung des Lernens dort am stärksten sein, wo diese Arbeit ausschliesslich oder wesentlich mit Hülfe der sprachlichen Bewegungsvorstellungen verrichtet würde, während das Festhalten des Lernmaterials durch die aufmerksame Erfassung sinn- licher Eindrücke oder vielleicht auch lautlicher Erinnerungsbilder durch den Thee nicht erschwert würde. Denkbar wäre es dabei wol, dass beide Vorgänge überall gleichzeitig neben einander herliefen, dass aber dabei je nach der Individualität der eine oder der andere mehr be- vorzugt würde. Dann könnte der Auffassungsprocess sogar an sich ein wenig erleichtert sein, wie das frühere Erfahrungen andeuten, aber diese Erleichterung würde durch die Erschwerung der motorischen Einübung um so vollständiger wieder aufgewogen, je mehr die Lern- arbeit dieses letztere Moment bevorzugte. Unter diesem Gesichts- punkte würde die ganze Scala der Versuche von der ausgeprägten
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keit zu vermeiden; hier wird die Arbeit durch das laute Aussprechen
und mancherlei Mitbewegungen geradezu erleichtert. Manche Menschen
unterstützen auch das laute Auswendiglernen noch durch Herumgehen
und Gesticuliren.
Wie mir scheint, ist die hier entwickelte Auffassung vielleicht auch
geeignet, auf den verschiedenartigen Ausfall der Theewirkung in unseren
Versuchen ein neues Licht zu werfen. Bei eingehender Betrachtung er-
giebt sich nämlich, dass die Ausgiebigkeit der Lernverlangsamung einen
ganz vollständigen Parallelismus zu der Schnelligkeit
der Wiederholungen erkennen lässt. Die am schnellsten wieder-
holenden O. und De. zeigen auch die stärkste Beeinträchtigung ihrer
Arbeitsleistung durch den Thee, während eine solche bei den langsam
wiederholenden Da. und M. gar nicht zu erweisen war, bei M. sogar
eher Andeutungen des Gegentheils hervortraten. Von den in beiden
Beziehungen eine mehr mittlere Stellung einnehmenden K., Ha., He.
neigt der Erstere ganz consequent mehr zu dem Verhalten der schnell
wiederholenden, während die Letzteren sich mehr demjenigen der
langsam wiederholenden Gruppe nähern. Ein Zusammenhang zwischen
den beiden hier besprochenen Erscheinungen ist bei der auffallenden
Regelmässigkeit auf einem sonst so vielfachen Zufälligkeiten ausgesetzten
Gebiete sehr wahrscheinlich. Ja, wir müssten es sogar in hohem
Masse befremdend finden, wenn eine so deutliche Verschiedenheit der
Personen, wie sie uns in Bezug auf die Wiederholungsgeschwindigkeit
entgegengetreten ist, ganz ohne Einfluss auf den Ausfall der Thee-
wirkung geblieben wäre. Nur die Deutung der Beobachtungen kann
noch Zweifeln unterliegen. Nach meiner soeben entwickelten An-
schauung würde die Verlangsamung des Lernens dort am stärksten
sein, wo diese Arbeit ausschliesslich oder wesentlich mit Hülfe der
sprachlichen Bewegungsvorstellungen verrichtet würde, während das
Festhalten des Lernmaterials durch die aufmerksame Erfassung sinn-
licher Eindrücke oder vielleicht auch lautlicher Erinnerungsbilder durch
den Thee nicht erschwert würde. Denkbar wäre es dabei wol, dass
beide Vorgänge überall gleichzeitig neben einander herliefen, dass aber
dabei je nach der Individualität der eine oder der andere mehr be-
vorzugt würde. Dann könnte der Auffassungsprocess sogar an sich
ein wenig erleichtert sein, wie das frühere Erfahrungen andeuten, aber
diese Erleichterung würde durch die Erschwerung der motorischen
Einübung um so vollständiger wieder aufgewogen, je mehr die Lern-
arbeit dieses letztere Moment bevorzugte. Unter diesem Gesichts-
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Kraepelin, Emil: Ueber die Beeinflussung einfacher psychischer Vorgänge durch einige Arzneimittel. Jena, 1892, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kraepelin_arzneimittel_1892/152>, abgerufen am 16.02.2025.
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