falls etwas zu niedrig, aber die typischen Unterschiede zwischen den beiden Gruppen von Versuchspersonen werden durch diese kleinen Unregelmässigkeiten nicht im mindesten verwischt. Ganz eigenthüm- lich ist das Verhalten von He., des Einzigen, dessen Verhältnisszahl eine erheblichere Aenderung erfahren hat. Da seine Uebung im Aus- wendiglernen früher gegenüber den andern Personen offenbar relativ geringer war, als in dem an sich weit mehr eingeübten Lesen, so be- fand er sich während der Alkoholversuche in der Gruppe mit grosser Verhältnisszahl, während er hier, bei weiter fortgeschrittener Uebung, sich der andern Gruppe nähert, wie wir früher schon voraus- sahen.
Der Ausfall der Theewirkung ist im Ganzen ein sehr gleich- mässiger. Mit Ausnahme von K., der, nach den Normalzahlen zu urtheilen, hier wie beim entsprechenden Alkoholversuch ungünstig dis- ponirt war, zeigt sich überall eine Zunahme der Lesegeschwindigkeit unter dem Einflusse des Thees, die in der Regel nach einiger Zeit wieder nachlässt. Bei O. und De. folgt nun eine neuerliche Steige- rung, deren Beziehung zum Thee zweifelhaft ist. De. hatte auch im Normalversuche und ebenso im Alkoholversuche die Neigung zu fort- schreitend rascherem Lesen gezeigt. Bei O. nimmt die Normalreihe vielmehr einen absteigenden Verlauf, doch ist zu berücksichtigen, dass der Theeversuch zu einer andern Tageszeit, von 5--7 Uhr angestellt wurde. Die Tendenz zur Beschleunigung kann auch, abgesehen von der Theewirkung, hier möglicherweise vorhanden gewesen sein, während in dem abendlichen Normalversuche die allmähliche Ermüdung die Oberhand behalten hatte. Ha. mit seinen lebhaften Reactionen auf Alkohol zeigt hier, im Gegensatze zu der Wirkung jenes Mittels und zu seiner Normalreihe, eine fortschreitende Beschleunigung des Lesens bis zum Ende des Versuches, allerdings mit einigen kleineren Schwan- kungen. Einen Ueberblick über diese Verhältnisse giebt die folgende Tabelle, in welcher die Grösse der Geschwindigkeitsänderungen in Be- ziehung auf die Durchschnittsleistung in der ersten halben Stunde ohne Medicament berechnet ist.
Tabelle LXIII.
[Tabelle]
falls etwas zu niedrig, aber die typischen Unterschiede zwischen den beiden Gruppen von Versuchspersonen werden durch diese kleinen Unregelmässigkeiten nicht im mindesten verwischt. Ganz eigenthüm- lich ist das Verhalten von He., des Einzigen, dessen Verhältnisszahl eine erheblichere Aenderung erfahren hat. Da seine Uebung im Aus- wendiglernen früher gegenüber den andern Personen offenbar relativ geringer war, als in dem an sich weit mehr eingeübten Lesen, so be- fand er sich während der Alkoholversuche in der Gruppe mit grosser Verhältnisszahl, während er hier, bei weiter fortgeschrittener Uebung, sich der andern Gruppe nähert, wie wir früher schon voraus- sahen.
Der Ausfall der Theewirkung ist im Ganzen ein sehr gleich- mässiger. Mit Ausnahme von K., der, nach den Normalzahlen zu urtheilen, hier wie beim entsprechenden Alkoholversuch ungünstig dis- ponirt war, zeigt sich überall eine Zunahme der Lesegeschwindigkeit unter dem Einflusse des Thees, die in der Regel nach einiger Zeit wieder nachlässt. Bei O. und De. folgt nun eine neuerliche Steige- rung, deren Beziehung zum Thee zweifelhaft ist. De. hatte auch im Normalversuche und ebenso im Alkoholversuche die Neigung zu fort- schreitend rascherem Lesen gezeigt. Bei O. nimmt die Normalreihe vielmehr einen absteigenden Verlauf, doch ist zu berücksichtigen, dass der Theeversuch zu einer andern Tageszeit, von 5—7 Uhr angestellt wurde. Die Tendenz zur Beschleunigung kann auch, abgesehen von der Theewirkung, hier möglicherweise vorhanden gewesen sein, während in dem abendlichen Normalversuche die allmähliche Ermüdung die Oberhand behalten hatte. Ha. mit seinen lebhaften Reactionen auf Alkohol zeigt hier, im Gegensatze zu der Wirkung jenes Mittels und zu seiner Normalreihe, eine fortschreitende Beschleunigung des Lesens bis zum Ende des Versuches, allerdings mit einigen kleineren Schwan- kungen. Einen Ueberblick über diese Verhältnisse giebt die folgende Tabelle, in welcher die Grösse der Geschwindigkeitsänderungen in Be- ziehung auf die Durchschnittsleistung in der ersten halben Stunde ohne Medicament berechnet ist.
Tabelle LXIII.
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falls etwas zu niedrig, aber die typischen Unterschiede zwischen den
beiden Gruppen von Versuchspersonen werden durch diese kleinen
Unregelmässigkeiten nicht im mindesten verwischt. Ganz eigenthüm-
lich ist das Verhalten von He., des Einzigen, dessen Verhältnisszahl
eine erheblichere Aenderung erfahren hat. Da seine Uebung im Aus-
wendiglernen früher gegenüber den andern Personen offenbar relativ
geringer war, als in dem an sich weit mehr eingeübten Lesen, so be-
fand er sich während der Alkoholversuche in der Gruppe mit grosser
Verhältnisszahl, während er hier, bei weiter fortgeschrittener Uebung,
sich der andern Gruppe nähert, wie wir früher schon voraus-
sahen.
Der Ausfall der Theewirkung ist im Ganzen ein sehr gleich-
mässiger. Mit Ausnahme von K., der, nach den Normalzahlen zu
urtheilen, hier wie beim entsprechenden Alkoholversuch ungünstig dis-
ponirt war, zeigt sich überall eine Zunahme der Lesegeschwindigkeit
unter dem Einflusse des Thees, die in der Regel nach einiger Zeit
wieder nachlässt. Bei O. und De. folgt nun eine neuerliche Steige-
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Normalversuche und ebenso im Alkoholversuche die Neigung zu fort-
schreitend rascherem Lesen gezeigt. Bei O. nimmt die Normalreihe
vielmehr einen absteigenden Verlauf, doch ist zu berücksichtigen, dass
der Theeversuch zu einer andern Tageszeit, von 5—7 Uhr angestellt
wurde. Die Tendenz zur Beschleunigung kann auch, abgesehen von
der Theewirkung, hier möglicherweise vorhanden gewesen sein, während
in dem abendlichen Normalversuche die allmähliche Ermüdung die
Oberhand behalten hatte. Ha. mit seinen lebhaften Reactionen auf
Alkohol zeigt hier, im Gegensatze zu der Wirkung jenes Mittels und
zu seiner Normalreihe, eine fortschreitende Beschleunigung des Lesens
bis zum Ende des Versuches, allerdings mit einigen kleineren Schwan-
kungen. Einen Ueberblick über diese Verhältnisse giebt die folgende
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Kraepelin, Emil: Ueber die Beeinflussung einfacher psychischer Vorgänge durch einige Arzneimittel. Jena, 1892, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kraepelin_arzneimittel_1892/157>, abgerufen am 16.02.2025.
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