Kraepelin, Emil: Ueber die Beeinflussung einfacher psychischer Vorgänge durch einige Arzneimittel. Jena, 1892.dass offenbar die Eigenart der Versuchspersonen dabei eine sehr be- Dennoch bleibt noch ein gewisser Gegensatz zwischen dem Ver- dass offenbar die Eigenart der Versuchspersonen dabei eine sehr be- Dennoch bleibt noch ein gewisser Gegensatz zwischen dem Ver- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0176" n="160"/> dass offenbar die Eigenart der Versuchspersonen dabei eine sehr be-<lb/> deutende Rolle spielt, wie ja gerade durch den Gegensatz zwischen K.<lb/> einerseits und L. und R. andererseits deutlich dargethan wird. Man<lb/> kann daher die Möglichkeit nicht ausschliessen, dass die 3 Reagirenden<lb/> aus der italienischen Arbeit vielleicht auch dann ausschliesslich Ver-<lb/> längerung der Zahlen durch Paraldehyd dargeboten hätten, wenn sie<lb/> mit der von mir benutzten Versuchsanordnung gearbeitet haben<lb/> würden.</p><lb/> <p>Dennoch bleibt noch ein gewisser Gegensatz zwischen dem Ver-<lb/> suche K. (W, 2 gr) und den Ergebnissen <hi rendition="#g">Cervello</hi>’s und <hi rendition="#g">Coppola</hi>’s<lb/> bestehen. Hier ist die Möglichkeit vorzeitiger Reaction nicht mehr<lb/> gegeben. Ich habe schon darauf hingewiesen, dass die grosse Aus-<lb/> dehnung der Verkürzung hier theilweise durch eine Uebungswirkung<lb/> auf die ungewöhnlich lange Normalzeit bedingt sein könne, aber es<lb/> scheint mir kaum möglich, den Ausfall des Versuches ganz auf eine<lb/> derartige mehr zufällige Fehlerquelle zurückzuführen. Das geht um<lb/> so weniger an, als noch andere oben eingehend erörterte Gründe für<lb/> die Möglichkeit einer Verkürzung der Wahlzeiten durch kleine Paral-<lb/> dehydgaben zu sprechen scheinen. Auch in den Versuchen <hi rendition="#g">Cervello</hi>’s<lb/> und <hi rendition="#g">Coppola</hi>’s fehlt es nicht ganz an solchen Andeutungen. Abge-<lb/> sehen von dem ersten Wahlversuche <hi rendition="#g">Cervello</hi>’s auf p. 185, in welchem<lb/> wenigstens die Maxima eine sehr entschiedene Verkleinerung erkennen<lb/> lassen, ist es sehr bemerkenswerth, dass gerade dieser Forscher häufiger<lb/> die Verlängerung seiner Zahlen selbst nicht bemerkte und sogar vielfach,<lb/> z. B. in dem genannten Versuche, geradezu schneller, als gewöhnlich,<lb/> zu reagiren glaubte. Diese Erfahrung stimmt ganz mit meiner eigenen<lb/> überein. Dass trotzdem selten oder nie eine deutliche Verkürzung<lb/> der Zahlen zur Beobachtung kam, könnte, abgesehen von den schon<lb/> berührten individuellen Differenzen, auf der Verschiedenheit der Tages-<lb/> zeiten oder auf dem Umstande beruhen, dass das Mittel häufig<lb/> nüchtern genommen wurde und daher vielleicht stärker wirkte. Von<lb/> meinen Wahlversuchen zeigt ja auch nur derjenige mit kleiner Dosis<lb/> die Erscheinung der Verkürzung. <hi rendition="#g">Coppola</hi> hatte im Gegensatze zu<lb/><hi rendition="#g">Cervello</hi> regelmässig das Gefühl der Verlangsamung, die that-<lb/> sächlich bei ihm fast ausnahmslos bedeutender ist, als bei Jenem.<lb/> Auch die Normalzahlen sind bei ihm überall grösser, als bei <hi rendition="#g">Cervello</hi>.<lb/> Er ist daher in höherem Masse zu sensorieller Reaction und damit<lb/> wahrscheinlich weniger zu vorzeitigen Reactionen geneigt. Wir be-<lb/> obachten bei ihm als kleinste Wahlzeiten unter Paraldehydeinfluss<lb/> Zahlen von wenigstens 180 σ, während dieselben bei <hi rendition="#g">Cervello</hi> bis auf<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [160/0176]
dass offenbar die Eigenart der Versuchspersonen dabei eine sehr be-
deutende Rolle spielt, wie ja gerade durch den Gegensatz zwischen K.
einerseits und L. und R. andererseits deutlich dargethan wird. Man
kann daher die Möglichkeit nicht ausschliessen, dass die 3 Reagirenden
aus der italienischen Arbeit vielleicht auch dann ausschliesslich Ver-
längerung der Zahlen durch Paraldehyd dargeboten hätten, wenn sie
mit der von mir benutzten Versuchsanordnung gearbeitet haben
würden.
Dennoch bleibt noch ein gewisser Gegensatz zwischen dem Ver-
suche K. (W, 2 gr) und den Ergebnissen Cervello’s und Coppola’s
bestehen. Hier ist die Möglichkeit vorzeitiger Reaction nicht mehr
gegeben. Ich habe schon darauf hingewiesen, dass die grosse Aus-
dehnung der Verkürzung hier theilweise durch eine Uebungswirkung
auf die ungewöhnlich lange Normalzeit bedingt sein könne, aber es
scheint mir kaum möglich, den Ausfall des Versuches ganz auf eine
derartige mehr zufällige Fehlerquelle zurückzuführen. Das geht um
so weniger an, als noch andere oben eingehend erörterte Gründe für
die Möglichkeit einer Verkürzung der Wahlzeiten durch kleine Paral-
dehydgaben zu sprechen scheinen. Auch in den Versuchen Cervello’s
und Coppola’s fehlt es nicht ganz an solchen Andeutungen. Abge-
sehen von dem ersten Wahlversuche Cervello’s auf p. 185, in welchem
wenigstens die Maxima eine sehr entschiedene Verkleinerung erkennen
lassen, ist es sehr bemerkenswerth, dass gerade dieser Forscher häufiger
die Verlängerung seiner Zahlen selbst nicht bemerkte und sogar vielfach,
z. B. in dem genannten Versuche, geradezu schneller, als gewöhnlich,
zu reagiren glaubte. Diese Erfahrung stimmt ganz mit meiner eigenen
überein. Dass trotzdem selten oder nie eine deutliche Verkürzung
der Zahlen zur Beobachtung kam, könnte, abgesehen von den schon
berührten individuellen Differenzen, auf der Verschiedenheit der Tages-
zeiten oder auf dem Umstande beruhen, dass das Mittel häufig
nüchtern genommen wurde und daher vielleicht stärker wirkte. Von
meinen Wahlversuchen zeigt ja auch nur derjenige mit kleiner Dosis
die Erscheinung der Verkürzung. Coppola hatte im Gegensatze zu
Cervello regelmässig das Gefühl der Verlangsamung, die that-
sächlich bei ihm fast ausnahmslos bedeutender ist, als bei Jenem.
Auch die Normalzahlen sind bei ihm überall grösser, als bei Cervello.
Er ist daher in höherem Masse zu sensorieller Reaction und damit
wahrscheinlich weniger zu vorzeitigen Reactionen geneigt. Wir be-
obachten bei ihm als kleinste Wahlzeiten unter Paraldehydeinfluss
Zahlen von wenigstens 180 σ, während dieselben bei Cervello bis auf
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