Immerhin hat es den Anschein, als ob das Morphium, anders als der Thee, sehr bald eine etwas grössere Streuung der Beobachtungswerthe herbeiführt, auch dort, wo er diese letzteren im Ganzen verkürzt.
d. Aether und Amylnitrit.
Wir haben nunmehr zum Schlusse noch einiger Versuche zu ge- denken, welche als Ergänzung meiner früheren Beobachtungen über die Inhalationsgifte anzusehen sind. Es lag mir daran, den Einfluss, welchen Aether und Amylnitrit auf den Ablauf einfacher psychischer Vorgänge gewinnen, auch auf dem Gebiete der Associationen zu ver- folgen. Allerdings besitze ich über den Aether nicht mehr als vier derartige Versuche, von denen der eine wegen unzweckmässiger Ver- suchsanordnung noch dazu unbrauchbar ist, während mir über das Amylnitrit nur eine einzige Beobachtungsreihe vorliegt. Reagirender war überall ich selbst. In der Tabelle LXXV finden sich die Er- gebnisse zusammengestellt. Das Sternchen bezeichnet den Beginn der Einathmung.
In den 3 Aetherversuchen begegnet uns zunächst wieder die Ver- längerung der psychischen Zeiten, wie sie durch die fortschreitende Bewusstseinstrübung bedingt ist. Dieselbe dauert nach den Proto- kollen im ersten Versuche etwa 10 Minuten, im dritten etwa 18 und im zweiten etwa 30 Minuten an. Im zweiten Versuche war demnach, der Dauer der Einathmung entsprechend, die Narkose am tiefsten, im ersten am leichtesten. Beim ersten und dritten Versuche sehen wir nach dem Ablaufe der Verlangsamung Zeiten auftreten, welche sogar kürzer sind, als die Normalmittel, eine Erscheinung, die ganz unseren Erfahrungen bei den einfacheren Reactionsformen entspricht. Freilich ist diese Verkürzung im ersten Versuche nur geringfügig, aber hier lag auch das Normalmittel schon auffallend niedrig. Ich will dabei nicht unerwähnt lassen, dass 1/2 Stunde vor dieser Reihe der oben erwähnte verunglückte Aetherversuch ausgeführt worden war und somit hier eine nicht ganz unbedenkliche Complication vorlag,
Immerhin hat es den Anschein, als ob das Morphium, anders als der Thee, sehr bald eine etwas grössere Streuung der Beobachtungswerthe herbeiführt, auch dort, wo er diese letzteren im Ganzen verkürzt.
d. Aether und Amylnitrit.
Wir haben nunmehr zum Schlusse noch einiger Versuche zu ge- denken, welche als Ergänzung meiner früheren Beobachtungen über die Inhalationsgifte anzusehen sind. Es lag mir daran, den Einfluss, welchen Aether und Amylnitrit auf den Ablauf einfacher psychischer Vorgänge gewinnen, auch auf dem Gebiete der Associationen zu ver- folgen. Allerdings besitze ich über den Aether nicht mehr als vier derartige Versuche, von denen der eine wegen unzweckmässiger Ver- suchsanordnung noch dazu unbrauchbar ist, während mir über das Amylnitrit nur eine einzige Beobachtungsreihe vorliegt. Reagirender war überall ich selbst. In der Tabelle LXXV finden sich die Er- gebnisse zusammengestellt. Das Sternchen bezeichnet den Beginn der Einathmung.
In den 3 Aetherversuchen begegnet uns zunächst wieder die Ver- längerung der psychischen Zeiten, wie sie durch die fortschreitende Bewusstseinstrübung bedingt ist. Dieselbe dauert nach den Proto- kollen im ersten Versuche etwa 10 Minuten, im dritten etwa 18 und im zweiten etwa 30 Minuten an. Im zweiten Versuche war demnach, der Dauer der Einathmung entsprechend, die Narkose am tiefsten, im ersten am leichtesten. Beim ersten und dritten Versuche sehen wir nach dem Ablaufe der Verlangsamung Zeiten auftreten, welche sogar kürzer sind, als die Normalmittel, eine Erscheinung, die ganz unseren Erfahrungen bei den einfacheren Reactionsformen entspricht. Freilich ist diese Verkürzung im ersten Versuche nur geringfügig, aber hier lag auch das Normalmittel schon auffallend niedrig. Ich will dabei nicht unerwähnt lassen, dass ½ Stunde vor dieser Reihe der oben erwähnte verunglückte Aetherversuch ausgeführt worden war und somit hier eine nicht ganz unbedenkliche Complication vorlag,
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Immerhin hat es den Anschein, als ob das Morphium, anders als der
Thee, sehr bald eine etwas grössere Streuung der Beobachtungswerthe
herbeiführt, auch dort, wo er diese letzteren im Ganzen verkürzt.
d. Aether und Amylnitrit.
Wir haben nunmehr zum Schlusse noch einiger Versuche zu ge-
denken, welche als Ergänzung meiner früheren Beobachtungen über
die Inhalationsgifte anzusehen sind. Es lag mir daran, den Einfluss,
welchen Aether und Amylnitrit auf den Ablauf einfacher psychischer
Vorgänge gewinnen, auch auf dem Gebiete der Associationen zu ver-
folgen. Allerdings besitze ich über den Aether nicht mehr als vier
derartige Versuche, von denen der eine wegen unzweckmässiger Ver-
suchsanordnung noch dazu unbrauchbar ist, während mir über das
Amylnitrit nur eine einzige Beobachtungsreihe vorliegt. Reagirender
war überall ich selbst. In der Tabelle LXXV finden sich die Er-
gebnisse zusammengestellt. Das Sternchen bezeichnet den Beginn der
Einathmung.
Tabelle LXXV.
2. VII. 83, Aetherinhalation, 3 Minuten 791 | *931 976 | 774
9. VII. 83. Aether, 5 Minuten 827 | *962 1157 | 891 1053 | 1038 862 823
8. II. 84, Aether, 3—4 Minuten 892 865 | *984 1038 935 931 | 872 791
12. VII. 83, Amylnitrit, 1½ Minuten 833 | *923 809 834
In den 3 Aetherversuchen begegnet uns zunächst wieder die Ver-
längerung der psychischen Zeiten, wie sie durch die fortschreitende
Bewusstseinstrübung bedingt ist. Dieselbe dauert nach den Proto-
kollen im ersten Versuche etwa 10 Minuten, im dritten etwa 18 und
im zweiten etwa 30 Minuten an. Im zweiten Versuche war demnach,
der Dauer der Einathmung entsprechend, die Narkose am tiefsten,
im ersten am leichtesten. Beim ersten und dritten Versuche sehen
wir nach dem Ablaufe der Verlangsamung Zeiten auftreten, welche
sogar kürzer sind, als die Normalmittel, eine Erscheinung, die ganz
unseren Erfahrungen bei den einfacheren Reactionsformen entspricht.
Freilich ist diese Verkürzung im ersten Versuche nur geringfügig,
aber hier lag auch das Normalmittel schon auffallend niedrig. Ich
will dabei nicht unerwähnt lassen, dass ½ Stunde vor dieser Reihe
der oben erwähnte verunglückte Aetherversuch ausgeführt worden war
und somit hier eine nicht ganz unbedenkliche Complication vorlag,
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Kraepelin, Emil: Ueber die Beeinflussung einfacher psychischer Vorgänge durch einige Arzneimittel. Jena, 1892, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kraepelin_arzneimittel_1892/186>, abgerufen am 16.07.2024.
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