Kraepelin, Emil: Ueber die Beeinflussung einfacher psychischer Vorgänge durch einige Arzneimittel. Jena, 1892.waren verschiedene. Einmal handelte es sich um die Verknüpfung Es muss unter diesen Umständen auffallend erscheinen, dass die waren verschiedene. Einmal handelte es sich um die Verknüpfung Es muss unter diesen Umständen auffallend erscheinen, dass die <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0234" n="218"/> waren verschiedene. Einmal handelte es sich um die Verknüpfung<lb/> unmittelbar aufeinanderfolgender Glieder der Zahlenreihe, dann um<lb/> Additionen und Subtractionen und endlich um das Urtheil, ob ein<lb/> bezeichneter Gegenstand angenehm oder unangenehm sei. Trotz dieser<lb/> Differenzen war die Theewirkung überall ganz dieselbe. Hier wäre<lb/> der Einwand zu machen, dass möglicherweise die Verkürzung der<lb/> Zeiten gar nicht auf den Associationsvorgang, sondern nur auf die<lb/> Wahrnehmung des Reizwortes zu beziehen sei, da wir die Wortreac-<lb/> tionen allein ganz in demselben Sinne beeinflusst sehen. Gegen diesen<lb/> Einwand könnte zunächst nur die von <hi rendition="#g">Dehio</hi> mitgetheilte Erfahrung<lb/> angeführt werden, dass ihm unter dem Einflusse des Thees nicht nur<lb/> das Ablesen der Zahlen vom Chronoskope, sondern auch das schriftliche<lb/> Berechnen der Differenzen leichter geworden sei. Die Schwierigkeit<lb/> dieser letzteren Aufgabe aber liegt, wie ich früher für das Addiren<lb/> gezeigt habe, wesentlich oder ausschliesslich in der Bildung der Asso-<lb/> ciation, nicht im Wahrnehmungsvorgange.</p><lb/> <p>Es muss unter diesen Umständen auffallend erscheinen, dass die<lb/> von mir durchgeführten Associationsversuche mit Wiederholungen ein<lb/> so wenig entschiedenes Resultat geliefert haben. Bei der Unzweideutig-<lb/> keit der <hi rendition="#g">Dehio</hi>’schen Experimente und im Hinblicke auf sogleich zu<lb/> besprechende Erfahrungen kann ich nicht umhin, anzunehmen, dass<lb/> die besonderen Bedingungen, unter denen die Wiederholungsversuche<lb/> angestellt worden sind, die Schuld an diesem Ergebnisse tragen. Als<lb/> solche Umstände betrachte ich einmal die früher eingehend erörterte<lb/> Tagesfolge der Versuche, welche dem Eintritte einer Verkürzung der<lb/> Zeiten in den Theereihen ungünstig war. Weiterhin aber scheint die<lb/> eingeübte Festigkeit der Associationen eine gewisse Rolle gespielt zu<lb/> haben. Auch <hi rendition="#g">Dehio</hi> erhielt, worauf ich erst später aufmerksam wurde,<lb/> bei seinem zweiten Versuche mit der Wahl zwischen „Angenehm oder<lb/> Unangenehm“ keine deutliche Beeinflussung durch den Thee, wie er<lb/> meint, weil die früheren Urtheile noch in klarer Erinnerung waren.<lb/> In viel höherem Masse war das natürlich bei meinen Versuchen der<lb/> Fall, in denen der Thee erst nach fünfmaliger Wiederholung derselben<lb/> Associationen zum ersten Male einwirkte. Die Andeutungen eines<lb/> verkürzenden Theeeinflusses, denen wir trotzdem an verschiedenen<lb/> Punkten bei der Besprechung jener Reihen begegnet sind, können<lb/> somit freilich für die Beurtheilung jenes Mittels nur mit sehr geringem<lb/> Gewichte verwerthet werden. Immerhin wäre es trotz mancher schein-<lb/> bar dagegen sprechenden Erfahrungen wohl möglich, dass der Thee<lb/> zwar die Bildung von Associationen überhaupt erleichtert, dass jedoch<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [218/0234]
waren verschiedene. Einmal handelte es sich um die Verknüpfung
unmittelbar aufeinanderfolgender Glieder der Zahlenreihe, dann um
Additionen und Subtractionen und endlich um das Urtheil, ob ein
bezeichneter Gegenstand angenehm oder unangenehm sei. Trotz dieser
Differenzen war die Theewirkung überall ganz dieselbe. Hier wäre
der Einwand zu machen, dass möglicherweise die Verkürzung der
Zeiten gar nicht auf den Associationsvorgang, sondern nur auf die
Wahrnehmung des Reizwortes zu beziehen sei, da wir die Wortreac-
tionen allein ganz in demselben Sinne beeinflusst sehen. Gegen diesen
Einwand könnte zunächst nur die von Dehio mitgetheilte Erfahrung
angeführt werden, dass ihm unter dem Einflusse des Thees nicht nur
das Ablesen der Zahlen vom Chronoskope, sondern auch das schriftliche
Berechnen der Differenzen leichter geworden sei. Die Schwierigkeit
dieser letzteren Aufgabe aber liegt, wie ich früher für das Addiren
gezeigt habe, wesentlich oder ausschliesslich in der Bildung der Asso-
ciation, nicht im Wahrnehmungsvorgange.
Es muss unter diesen Umständen auffallend erscheinen, dass die
von mir durchgeführten Associationsversuche mit Wiederholungen ein
so wenig entschiedenes Resultat geliefert haben. Bei der Unzweideutig-
keit der Dehio’schen Experimente und im Hinblicke auf sogleich zu
besprechende Erfahrungen kann ich nicht umhin, anzunehmen, dass
die besonderen Bedingungen, unter denen die Wiederholungsversuche
angestellt worden sind, die Schuld an diesem Ergebnisse tragen. Als
solche Umstände betrachte ich einmal die früher eingehend erörterte
Tagesfolge der Versuche, welche dem Eintritte einer Verkürzung der
Zeiten in den Theereihen ungünstig war. Weiterhin aber scheint die
eingeübte Festigkeit der Associationen eine gewisse Rolle gespielt zu
haben. Auch Dehio erhielt, worauf ich erst später aufmerksam wurde,
bei seinem zweiten Versuche mit der Wahl zwischen „Angenehm oder
Unangenehm“ keine deutliche Beeinflussung durch den Thee, wie er
meint, weil die früheren Urtheile noch in klarer Erinnerung waren.
In viel höherem Masse war das natürlich bei meinen Versuchen der
Fall, in denen der Thee erst nach fünfmaliger Wiederholung derselben
Associationen zum ersten Male einwirkte. Die Andeutungen eines
verkürzenden Theeeinflusses, denen wir trotzdem an verschiedenen
Punkten bei der Besprechung jener Reihen begegnet sind, können
somit freilich für die Beurtheilung jenes Mittels nur mit sehr geringem
Gewichte verwerthet werden. Immerhin wäre es trotz mancher schein-
bar dagegen sprechenden Erfahrungen wohl möglich, dass der Thee
zwar die Bildung von Associationen überhaupt erleichtert, dass jedoch
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