Kraepelin, Emil: Ueber die Beeinflussung einfacher psychischer Vorgänge durch einige Arzneimittel. Jena, 1892.um dieses letztere Verhalten handelt, wird noch durch die Erfahrung Dazu kommt, dass hier eine gewisse Wahrscheinlichkeit für die Zunächst kämen hier die Leseversuche in Betracht. Wie die *) Ueber den Einfluss verschiedener pharmakologischer Agentien auf die
Muskelsubstanz. Archiv f. experimentelle Pathologie u. Pharmakologie XV, p. 63 ss. um dieses letztere Verhalten handelt, wird noch durch die Erfahrung Dazu kommt, dass hier eine gewisse Wahrscheinlichkeit für die Zunächst kämen hier die Leseversuche in Betracht. Wie die *) Ueber den Einfluss verschiedener pharmakologischer Agentien auf die
Muskelsubstanz. Archiv f. experimentelle Pathologie u. Pharmakologie XV, p. 63 ss. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0236" n="220"/> um dieses letztere Verhalten handelt, wird noch durch die Erfahrung<lb/> bestätigt, dass hier das charakteristische Gefühl sehr rascher Reaction<lb/> ebenso ausbleibt, wie die vorzeitigen und Fehlreactionen.</p><lb/> <p>Dazu kommt, dass hier eine gewisse Wahrscheinlichkeit für die<lb/> periphere Entstehungsweise der grösseren musculären Kraftleistung<lb/> besteht. Das Coffein wenigstens, in welchem wir wol den wirksamsten<lb/> Bestandtheil des Thees zu suchen haben, bringt bekanntlich directe<lb/> chemische Veränderungen in den Muskeln hervor, welche vielleicht<lb/> zunächst die hier auftretende Erregbarkeitssteigerung erklären könnten.<lb/><hi rendition="#g">Kobert</hi> <note place="foot" n="*)">Ueber den Einfluss verschiedener pharmakologischer Agentien auf die<lb/> Muskelsubstanz. Archiv f. experimentelle Pathologie u. Pharmakologie XV, p. 63 ss.</note> fand die Leistung des Froschmuskels unter dem Einflusse<lb/> jenes Giftes längere Zeit hindurch erhöht. Bei dem Fehlen aller jener<lb/> centralen motorischen Reizerscheinungen, wie wir sie im Verlaufe der<lb/> Alkoholvergiftung kennen gelernt haben, bin ich daher geneigt, jene<lb/> Annahme zu machen, doch erscheint es wünschenswerth, aus den übrigen<lb/> vorliegenden Versuchsergebnissen diejenigen Erfahrungen herauszusuchen,<lb/> welche etwa noch geeignet wären, ein Licht auf diese Frage zu werfen.</p><lb/> <p>Zunächst kämen hier die Leseversuche in Betracht. Wie die<lb/> Zahlen ergeben, zeigt sich dabei regelmässig eine anfängliche Zunahme<lb/> der Arbeitsleistung, die sich nach etwa einer Stunde wieder ausge-<lb/> glichen hat und nun meist in eine Abnahme umschlägt, wie sie aller-<lb/> dings auch in den Normalreihen mehrfach beobachtet worden ist.<lb/> Dieses Ergebniss steht qualitativ in bemerkenswerther Ueberein-<lb/> stimmung mit den Erfahrungen beim Alkohol. Wir sind deshalb ver-<lb/> sucht, aus demselben den Schluss zu ziehen, dass auch durch den<lb/> Thee die Auslösung der Muskelbewegung beschleunigt sei. Allein<lb/> hier besteht ein sehr bemerkenswerther Widerspruch mit den Wahl-<lb/> versuchen, bei denen wir, im Gegensatze zur Alkoholwirkung, diese<lb/> Beschleunigung vermissen. Vielleicht jedoch vermag uns aus dieser<lb/> Schwierigkeit die Erwägung einen Ausweg zu eröffnen, dass wir beim<lb/> Wahlversuche nur den <hi rendition="#g">Beginn</hi> der Muskelbewegung, beim Lesen<lb/> dagegen den <hi rendition="#g">gesammten Ablauf</hi> derselben in die gemessene Zeit<lb/> eingehen sehen. Die Lesegeschwindigkeit kann an sich, wenn wir auch<lb/> nach unseren früheren Auseinandersetzungen die Auffassungszeit un-<lb/> berücksichtigt lassen, durch zwei wesentlich verschiedene Vorgänge<lb/> gesteigert werden, durch eine raschere centrale Auslösung der co-<lb/> ordinatorischen Impulse und durch einen beschleunigten Ablauf der<lb/> Muskelbewegung selbst. Beim Alkohol sprach der Ausfall der Wahl-<lb/> versuche, das Auftreten von vorzeitigen und Fehlreactionen, die Zu-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [220/0236]
um dieses letztere Verhalten handelt, wird noch durch die Erfahrung
bestätigt, dass hier das charakteristische Gefühl sehr rascher Reaction
ebenso ausbleibt, wie die vorzeitigen und Fehlreactionen.
Dazu kommt, dass hier eine gewisse Wahrscheinlichkeit für die
periphere Entstehungsweise der grösseren musculären Kraftleistung
besteht. Das Coffein wenigstens, in welchem wir wol den wirksamsten
Bestandtheil des Thees zu suchen haben, bringt bekanntlich directe
chemische Veränderungen in den Muskeln hervor, welche vielleicht
zunächst die hier auftretende Erregbarkeitssteigerung erklären könnten.
Kobert *) fand die Leistung des Froschmuskels unter dem Einflusse
jenes Giftes längere Zeit hindurch erhöht. Bei dem Fehlen aller jener
centralen motorischen Reizerscheinungen, wie wir sie im Verlaufe der
Alkoholvergiftung kennen gelernt haben, bin ich daher geneigt, jene
Annahme zu machen, doch erscheint es wünschenswerth, aus den übrigen
vorliegenden Versuchsergebnissen diejenigen Erfahrungen herauszusuchen,
welche etwa noch geeignet wären, ein Licht auf diese Frage zu werfen.
Zunächst kämen hier die Leseversuche in Betracht. Wie die
Zahlen ergeben, zeigt sich dabei regelmässig eine anfängliche Zunahme
der Arbeitsleistung, die sich nach etwa einer Stunde wieder ausge-
glichen hat und nun meist in eine Abnahme umschlägt, wie sie aller-
dings auch in den Normalreihen mehrfach beobachtet worden ist.
Dieses Ergebniss steht qualitativ in bemerkenswerther Ueberein-
stimmung mit den Erfahrungen beim Alkohol. Wir sind deshalb ver-
sucht, aus demselben den Schluss zu ziehen, dass auch durch den
Thee die Auslösung der Muskelbewegung beschleunigt sei. Allein
hier besteht ein sehr bemerkenswerther Widerspruch mit den Wahl-
versuchen, bei denen wir, im Gegensatze zur Alkoholwirkung, diese
Beschleunigung vermissen. Vielleicht jedoch vermag uns aus dieser
Schwierigkeit die Erwägung einen Ausweg zu eröffnen, dass wir beim
Wahlversuche nur den Beginn der Muskelbewegung, beim Lesen
dagegen den gesammten Ablauf derselben in die gemessene Zeit
eingehen sehen. Die Lesegeschwindigkeit kann an sich, wenn wir auch
nach unseren früheren Auseinandersetzungen die Auffassungszeit un-
berücksichtigt lassen, durch zwei wesentlich verschiedene Vorgänge
gesteigert werden, durch eine raschere centrale Auslösung der co-
ordinatorischen Impulse und durch einen beschleunigten Ablauf der
Muskelbewegung selbst. Beim Alkohol sprach der Ausfall der Wahl-
versuche, das Auftreten von vorzeitigen und Fehlreactionen, die Zu-
*) Ueber den Einfluss verschiedener pharmakologischer Agentien auf die
Muskelsubstanz. Archiv f. experimentelle Pathologie u. Pharmakologie XV, p. 63 ss.
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