Kraepelin, Emil: Ueber die Beeinflussung einfacher psychischer Vorgänge durch einige Arzneimittel. Jena, 1892.weichungen erkennen, welche durch die Einwirkung des Medicamentes Indessen noch nach einer anderen Seite hin habe ich den Versuch *) Petersburger Medicinische Wochenschrift, 1889, 1 (Bericht über einen
Vortrag vom 20. October 1888). weichungen erkennen, welche durch die Einwirkung des Medicamentes Indessen noch nach einer anderen Seite hin habe ich den Versuch *) Petersburger Medicinische Wochenschrift, 1889, 1 (Bericht über einen
Vortrag vom 20. October 1888). <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0024" n="8"/> weichungen erkennen, welche durch die Einwirkung des Medicamentes<lb/> bedingt waren.</p><lb/> <p>Indessen noch nach einer anderen Seite hin habe ich den Versuch<lb/> gemacht, die methodische Bearbeitung der hier besprochenen Frage<lb/> weiterzuführen. Es ist von vorn herein wahrscheinlich, dass der Ab-<lb/> lauf sehr einfacher psychischer Vorgänge, welche zugleich durch<lb/> lange Uebung fast reflectorisch geworden sind, in geringerem Masse<lb/> durch medicamentöse Einflüsse verändert wird, als derjenige ver-<lb/> wickelterer Prozesse, welche jeweils eine besondere psychische Leistung<lb/> darstellen. Schon vor Jahren fing ich daher an, auch die associativen<lb/> Vorgänge in den Bereich meiner Versuche zu ziehen, allerdings, wie<lb/> es kaum anders möglich erschien, nach der alten intermittirenden Mass-<lb/> methode. Dabei stellte sich heraus, dass in der That die erreichten<lb/> Ausschläge verhältnissmässig sehr bedeutend ausfielen, dass aber gleich-<lb/> zeitig auch die zufälligen Schwankungen der Beobachtungszahlen in<lb/> ähnlichem Masse gewachsen waren. Es galt somit, eine Methode zu<lb/> finden, welche eine gewisse Unabhängigkeit der einzelnen Werthe von<lb/> Zufälligkeiten herbeiführte, andererseits aber womöglich auch noch<lb/> eine Beseitigung jener constanten Fehler gestattete, welche aus den<lb/> Einflüssen der Uebung und Ermüdung hervorgehen. Zur Erfüllung<lb/> dieser Aufgaben benutzte ich ein Verfahren, welches von mir ursprüng-<lb/> lich zu einem ganz anderen Zwecke in Anwendung gezogen worden<lb/> war. Vor einigen Jahren nämlich hatte ich eine grössere psychome-<lb/> trische Beobachtungsreihe über Associationen in der Weise durchge-<lb/> führt, dass ich an einer Anzahl aufeinanderfolgender Tage immer die-<lb/> selben Reizworte in der nämlichen Ordnung benutzte. Dabei fixirten<lb/> sich die Associationen nach und nach; die Associationszeiten wurden<lb/> Anfangs rasch, dann ganz allmählich kürzer, um vom 6. Tage ab nur<lb/> Tagesschwankungen im positiven oder negativen Sinne, aber keine<lb/> nennenswerthe fortschreitende Veränderung mehr zu zeigen.<note place="foot" n="*)">Petersburger Medicinische Wochenschrift, 1889, 1 (Bericht über einen<lb/> Vortrag vom 20. October 1888).</note> Da mir<lb/> schien, dass bei diesem gleichmässigen Arbeitsmaterial medicamentöse<lb/> Einflüsse sich sehr deutlich bemerkbar machen müssten, führte ich im<lb/> Mai 1890 mit Unterstützung meines Assistenten, Herrn Dr. <hi rendition="#g">Darasz-<lb/> kiewicz,</hi> eine 17 tägige Versuchsreihe nach dieser <hi rendition="#g">„Wiederholungs-<lb/> methode“,</hi> wie ich sie nennen will, an mir selbst in der Weise durch,<lb/> dass ich an den verschiedenen Tagen in regelmässiger Folge bald Me-<lb/> dicamente nahm, bald nicht. Als Tageszeiten wurden mit wenigen<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [8/0024]
weichungen erkennen, welche durch die Einwirkung des Medicamentes
bedingt waren.
Indessen noch nach einer anderen Seite hin habe ich den Versuch
gemacht, die methodische Bearbeitung der hier besprochenen Frage
weiterzuführen. Es ist von vorn herein wahrscheinlich, dass der Ab-
lauf sehr einfacher psychischer Vorgänge, welche zugleich durch
lange Uebung fast reflectorisch geworden sind, in geringerem Masse
durch medicamentöse Einflüsse verändert wird, als derjenige ver-
wickelterer Prozesse, welche jeweils eine besondere psychische Leistung
darstellen. Schon vor Jahren fing ich daher an, auch die associativen
Vorgänge in den Bereich meiner Versuche zu ziehen, allerdings, wie
es kaum anders möglich erschien, nach der alten intermittirenden Mass-
methode. Dabei stellte sich heraus, dass in der That die erreichten
Ausschläge verhältnissmässig sehr bedeutend ausfielen, dass aber gleich-
zeitig auch die zufälligen Schwankungen der Beobachtungszahlen in
ähnlichem Masse gewachsen waren. Es galt somit, eine Methode zu
finden, welche eine gewisse Unabhängigkeit der einzelnen Werthe von
Zufälligkeiten herbeiführte, andererseits aber womöglich auch noch
eine Beseitigung jener constanten Fehler gestattete, welche aus den
Einflüssen der Uebung und Ermüdung hervorgehen. Zur Erfüllung
dieser Aufgaben benutzte ich ein Verfahren, welches von mir ursprüng-
lich zu einem ganz anderen Zwecke in Anwendung gezogen worden
war. Vor einigen Jahren nämlich hatte ich eine grössere psychome-
trische Beobachtungsreihe über Associationen in der Weise durchge-
führt, dass ich an einer Anzahl aufeinanderfolgender Tage immer die-
selben Reizworte in der nämlichen Ordnung benutzte. Dabei fixirten
sich die Associationen nach und nach; die Associationszeiten wurden
Anfangs rasch, dann ganz allmählich kürzer, um vom 6. Tage ab nur
Tagesschwankungen im positiven oder negativen Sinne, aber keine
nennenswerthe fortschreitende Veränderung mehr zu zeigen. *) Da mir
schien, dass bei diesem gleichmässigen Arbeitsmaterial medicamentöse
Einflüsse sich sehr deutlich bemerkbar machen müssten, führte ich im
Mai 1890 mit Unterstützung meines Assistenten, Herrn Dr. Darasz-
kiewicz, eine 17 tägige Versuchsreihe nach dieser „Wiederholungs-
methode“, wie ich sie nennen will, an mir selbst in der Weise durch,
dass ich an den verschiedenen Tagen in regelmässiger Folge bald Me-
dicamente nahm, bald nicht. Als Tageszeiten wurden mit wenigen
*) Petersburger Medicinische Wochenschrift, 1889, 1 (Bericht über einen
Vortrag vom 20. October 1888).
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