Kraepelin, Emil: Ueber die Beeinflussung einfacher psychischer Vorgänge durch einige Arzneimittel. Jena, 1892.ebenso verwickelte wie interessante Frage der verschiedenartigen musi- Zum Schlusse sei es mir noch gestattet, darauf hinzuweisen, dass c. Uebungsfähigkeit. Bei der Betrachtung der Versuche nach fortlaufender Methode *) Ueber psychische Functionsprüfungen, Allg. Zeitschr. f. Psychiatrie, 46, p. 522.
ebenso verwickelte wie interessante Frage der verschiedenartigen musi- Zum Schlusse sei es mir noch gestattet, darauf hinzuweisen, dass c. Uebungsfähigkeit. Bei der Betrachtung der Versuche nach fortlaufender Methode *) Ueber psychische Functionsprüfungen, Allg. Zeitschr. f. Psychiatrie, 46, p. 522.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0258" n="242"/> ebenso verwickelte wie interessante Frage der verschiedenartigen musi-<lb/> kalischen Begabung noch nach andern Richtungen hin verfolgen, die<lb/> Fähigkeit, „vom Blatt“ zu spielen, rein zu singen, das ästhetische Ver-<lb/> ständniss und die verschiedenen Arten des musikalischen Geniessens<lb/> in den Kreis unserer Betrachtungen ziehen wollten. Die angeführten<lb/> Beispiele sollten nur darthun, dass hier ein Gebiet vorliegt, auf welchem<lb/> das Studium der individuellen Veranlagung vielleicht unter den bei<lb/> unsern Lernversuchen gewonnenen Gesichtspunkten weitergeführt werden<lb/> kann.</p><lb/> <p>Zum Schlusse sei es mir noch gestattet, darauf hinzuweisen, dass<lb/> auch die Lehre von der Aphasie, wie mir scheint, auf eine genauere<lb/> Berücksichtigung der persönlichen Lernmethoden nicht ganz verzichten<lb/> sollte. Die psychischen Vorgänge spielen sich eben nicht bei allen<lb/> Menschen nach demselben Schema ab, und die einzelnen Bestandtheile<lb/> der „Sprachvorstellungen“ haben wahrscheinlich bei verschiedenen In-<lb/> dividuen eine sehr verschiedene Wichtigkeit. Schon dieser Umstand<lb/> allein würde es begreiflich machen, dass den so hübsch abgerundeten<lb/> „Formen“ der Aphasie nicht eine Reihe ebenso glatter anatomischer<lb/> Befunde entsprechen kann, wenn es nicht auch ohnedies Gründe genug<lb/> gäbe, welche die Unfruchtbarkeit der bekannten hirnstrategischen<lb/> Schemata ausreichend darthun.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">c. Uebungsfähigkeit.</hi> </head><lb/> <p>Bei der Betrachtung der Versuche nach fortlaufender Methode<lb/> haben wir auf Schritt und Tritt die Erfahrung gemacht, dass die<lb/> Leistungsfähigkeit unserer Versuchspersonen in massgebender Weise<lb/> durch ihre Zugänglichkeit gegenüber den Einflüssen der Uebung und<lb/> Ermüdung bestimmt wird. Nicht die Anfangsgeschwindigkeit der<lb/> Arbeit ist es, von welcher der Gesammteffect innerhalb längerer Zeit-<lb/> räume abhängt, sondern die <hi rendition="#g">mittlere</hi> Höhe der Leistung. Diese<lb/> aber gestaltet sich sehr verschieden, je nachdem im einzelnen Ver-<lb/> suche das Verhältniss zwischen den antagonistischen Vorgängen der<lb/> Uebung und Ermüdung ein günstigeres oder ungünstigeres wird. Die<lb/> Schlüsse, welche sich aus unseren Normalversuchen über diese gegen-<lb/> seitigen Beziehungen ableiten lassen, kann ich hier übergehen, da sie<lb/> von <hi rendition="#g">Oehrn</hi> in seiner Arbeit und späterhin von mir in einem Vor-<lb/> trage <note place="foot" n="*)">Ueber psychische Functionsprüfungen, Allg. Zeitschr. f. Psychiatrie, 46, p. 522.</note> bereits erörtert worden sind. Für uns kommt es hier nur<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [242/0258]
ebenso verwickelte wie interessante Frage der verschiedenartigen musi-
kalischen Begabung noch nach andern Richtungen hin verfolgen, die
Fähigkeit, „vom Blatt“ zu spielen, rein zu singen, das ästhetische Ver-
ständniss und die verschiedenen Arten des musikalischen Geniessens
in den Kreis unserer Betrachtungen ziehen wollten. Die angeführten
Beispiele sollten nur darthun, dass hier ein Gebiet vorliegt, auf welchem
das Studium der individuellen Veranlagung vielleicht unter den bei
unsern Lernversuchen gewonnenen Gesichtspunkten weitergeführt werden
kann.
Zum Schlusse sei es mir noch gestattet, darauf hinzuweisen, dass
auch die Lehre von der Aphasie, wie mir scheint, auf eine genauere
Berücksichtigung der persönlichen Lernmethoden nicht ganz verzichten
sollte. Die psychischen Vorgänge spielen sich eben nicht bei allen
Menschen nach demselben Schema ab, und die einzelnen Bestandtheile
der „Sprachvorstellungen“ haben wahrscheinlich bei verschiedenen In-
dividuen eine sehr verschiedene Wichtigkeit. Schon dieser Umstand
allein würde es begreiflich machen, dass den so hübsch abgerundeten
„Formen“ der Aphasie nicht eine Reihe ebenso glatter anatomischer
Befunde entsprechen kann, wenn es nicht auch ohnedies Gründe genug
gäbe, welche die Unfruchtbarkeit der bekannten hirnstrategischen
Schemata ausreichend darthun.
c. Uebungsfähigkeit.
Bei der Betrachtung der Versuche nach fortlaufender Methode
haben wir auf Schritt und Tritt die Erfahrung gemacht, dass die
Leistungsfähigkeit unserer Versuchspersonen in massgebender Weise
durch ihre Zugänglichkeit gegenüber den Einflüssen der Uebung und
Ermüdung bestimmt wird. Nicht die Anfangsgeschwindigkeit der
Arbeit ist es, von welcher der Gesammteffect innerhalb längerer Zeit-
räume abhängt, sondern die mittlere Höhe der Leistung. Diese
aber gestaltet sich sehr verschieden, je nachdem im einzelnen Ver-
suche das Verhältniss zwischen den antagonistischen Vorgängen der
Uebung und Ermüdung ein günstigeres oder ungünstigeres wird. Die
Schlüsse, welche sich aus unseren Normalversuchen über diese gegen-
seitigen Beziehungen ableiten lassen, kann ich hier übergehen, da sie
von Oehrn in seiner Arbeit und späterhin von mir in einem Vor-
trage *) bereits erörtert worden sind. Für uns kommt es hier nur
*) Ueber psychische Functionsprüfungen, Allg. Zeitschr. f. Psychiatrie, 46, p. 522.
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