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Kraepelin, Emil: Ueber die Beeinflussung einfacher psychischer Vorgänge durch einige Arzneimittel. Jena, 1892.

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und folgende Verlangsamung der Zeiten hier nur durch die Berech-
nungsmethode verdeckt, die den Schwankungen der Zahlen nicht
schnell genug folgt, trotzdem die einzelnen Mittel nur aus durch-
schnittlich 11--12 Werthen gewonnen wurden. Ein Vergleich der
obigen Zahlenreihe mit der graphischen Darstellung desselben Ver-
suches in meiner früheren Arbeit, IV p. 579, weist dies nach. Für
den Versuch W jedoch lässt sich auch bei genauer Durchsicht der
Protokolle kein ähnliches Verhältniss darthun. Vielleicht ist dieser
Widerspruch mit den sonstigen Erfahrungen bei der Wahlreaction
durch die späte Abendstunde und das ungewöhnlich niedrige Normal-
mittel zu erklären. Bemerkenswerth ist auch der Mangel einer secun-
dären Verlängerung im Versuche U, trotzdem die innerhalb einer
halben Stunde genommene Dosis doch schliesslich 30 gr erreichte.
Entweder ist die Unterscheidungszeit bei der hier gewählten Art der
Alkoholeinfuhr in kleinen Dosen der verkürzenden Einwirkung dieses
Mittels in besonders hohem Grade zugänglich, oder ich bin dabei der
Umwandlung von Unterscheidungsreactionen in einfache Reactionen
nicht immer vollständig entgangen. Das Letztere ist mir im Hinblick
auf später zu besprechende Erfahrungen am wahrscheinlichsten.

Ein eingehender Vergleich der Erscheinungen bei den einzelnen
Reactionsformen ist wegen der besprochenen Fehlerquellen mit einiger
Zuverlässigkeit nur für K. durchführbar. Eine Uebersicht darüber
giebt die folgende Tabelle:

Tabelle XII.

[Tabelle]

Sehen wir von dem letzten, unter besonderen Verhältnissen ange-
stellten Wahlversuche mit 60 gr ab, so ergiebt sich deutlich, dass die
Verlängerung mit Steigerung der Dosis regelmässig an Umfang zu-
nimmt, während für die Verkürzung, soweit eine solche überhaupt
vorhanden ist, vielmehr das Gegentheil zutrifft. Bei der Unter-
scheidung fehlt eine Verkürzung gänzlich; die Verlängerung ist bei
kleiner Alkoholgabe bereits sehr beträchtlich. Auch bei den Wahl-
versuchen ist die Verlängerung bedeutend, die Verkürzung verhältniss-
mässig geringer, als bei der einfachen Reaction. Die Unterscheidungs-
reaction weicht von der einfachen Reaction nur durch die genauere

Kraepelin, Beeinflussung. 4

und folgende Verlangsamung der Zeiten hier nur durch die Berech-
nungsmethode verdeckt, die den Schwankungen der Zahlen nicht
schnell genug folgt, trotzdem die einzelnen Mittel nur aus durch-
schnittlich 11—12 Werthen gewonnen wurden. Ein Vergleich der
obigen Zahlenreihe mit der graphischen Darstellung desselben Ver-
suches in meiner früheren Arbeit, IV p. 579, weist dies nach. Für
den Versuch W jedoch lässt sich auch bei genauer Durchsicht der
Protokolle kein ähnliches Verhältniss darthun. Vielleicht ist dieser
Widerspruch mit den sonstigen Erfahrungen bei der Wahlreaction
durch die späte Abendstunde und das ungewöhnlich niedrige Normal-
mittel zu erklären. Bemerkenswerth ist auch der Mangel einer secun-
dären Verlängerung im Versuche U, trotzdem die innerhalb einer
halben Stunde genommene Dosis doch schliesslich 30 gr erreichte.
Entweder ist die Unterscheidungszeit bei der hier gewählten Art der
Alkoholeinfuhr in kleinen Dosen der verkürzenden Einwirkung dieses
Mittels in besonders hohem Grade zugänglich, oder ich bin dabei der
Umwandlung von Unterscheidungsreactionen in einfache Reactionen
nicht immer vollständig entgangen. Das Letztere ist mir im Hinblick
auf später zu besprechende Erfahrungen am wahrscheinlichsten.

Ein eingehender Vergleich der Erscheinungen bei den einzelnen
Reactionsformen ist wegen der besprochenen Fehlerquellen mit einiger
Zuverlässigkeit nur für K. durchführbar. Eine Uebersicht darüber
giebt die folgende Tabelle:

Tabelle XII.

[Tabelle]

Sehen wir von dem letzten, unter besonderen Verhältnissen ange-
stellten Wahlversuche mit 60 gr ab, so ergiebt sich deutlich, dass die
Verlängerung mit Steigerung der Dosis regelmässig an Umfang zu-
nimmt, während für die Verkürzung, soweit eine solche überhaupt
vorhanden ist, vielmehr das Gegentheil zutrifft. Bei der Unter-
scheidung fehlt eine Verkürzung gänzlich; die Verlängerung ist bei
kleiner Alkoholgabe bereits sehr beträchtlich. Auch bei den Wahl-
versuchen ist die Verlängerung bedeutend, die Verkürzung verhältniss-
mässig geringer, als bei der einfachen Reaction. Die Unterscheidungs-
reaction weicht von der einfachen Reaction nur durch die genauere

Kraepelin, Beeinflussung. 4
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[49/0065] und folgende Verlangsamung der Zeiten hier nur durch die Berech- nungsmethode verdeckt, die den Schwankungen der Zahlen nicht schnell genug folgt, trotzdem die einzelnen Mittel nur aus durch- schnittlich 11—12 Werthen gewonnen wurden. Ein Vergleich der obigen Zahlenreihe mit der graphischen Darstellung desselben Ver- suches in meiner früheren Arbeit, IV p. 579, weist dies nach. Für den Versuch W jedoch lässt sich auch bei genauer Durchsicht der Protokolle kein ähnliches Verhältniss darthun. Vielleicht ist dieser Widerspruch mit den sonstigen Erfahrungen bei der Wahlreaction durch die späte Abendstunde und das ungewöhnlich niedrige Normal- mittel zu erklären. Bemerkenswerth ist auch der Mangel einer secun- dären Verlängerung im Versuche U, trotzdem die innerhalb einer halben Stunde genommene Dosis doch schliesslich 30 gr erreichte. Entweder ist die Unterscheidungszeit bei der hier gewählten Art der Alkoholeinfuhr in kleinen Dosen der verkürzenden Einwirkung dieses Mittels in besonders hohem Grade zugänglich, oder ich bin dabei der Umwandlung von Unterscheidungsreactionen in einfache Reactionen nicht immer vollständig entgangen. Das Letztere ist mir im Hinblick auf später zu besprechende Erfahrungen am wahrscheinlichsten. Ein eingehender Vergleich der Erscheinungen bei den einzelnen Reactionsformen ist wegen der besprochenen Fehlerquellen mit einiger Zuverlässigkeit nur für K. durchführbar. Eine Uebersicht darüber giebt die folgende Tabelle: Tabelle XII. Sehen wir von dem letzten, unter besonderen Verhältnissen ange- stellten Wahlversuche mit 60 gr ab, so ergiebt sich deutlich, dass die Verlängerung mit Steigerung der Dosis regelmässig an Umfang zu- nimmt, während für die Verkürzung, soweit eine solche überhaupt vorhanden ist, vielmehr das Gegentheil zutrifft. Bei der Unter- scheidung fehlt eine Verkürzung gänzlich; die Verlängerung ist bei kleiner Alkoholgabe bereits sehr beträchtlich. Auch bei den Wahl- versuchen ist die Verlängerung bedeutend, die Verkürzung verhältniss- mässig geringer, als bei der einfachen Reaction. Die Unterscheidungs- reaction weicht von der einfachen Reaction nur durch die genauere Kraepelin, Beeinflussung. 4

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Zitationshilfe: Kraepelin, Emil: Ueber die Beeinflussung einfacher psychischer Vorgänge durch einige Arzneimittel. Jena, 1892, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kraepelin_arzneimittel_1892/65>, abgerufen am 27.11.2024.