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Kraepelin, Emil: Ueber die Beeinflussung einfacher psychischer Vorgänge durch einige Arzneimittel. Jena, 1892.

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aufzulösen und sie in äussere umzuwandeln, scheint somit gewisser-
massen gegenstandslos zu werden, sobald durch Einübung das äussere
Band zu dem innern hinzugekommen ist, ja es spricht Manches dafür,
dass der Alkohol nunmehr die Stabilität dieser erstarkten Verbin-
dungen eher noch erhöht als erschüttert.

Das Verhalten der zufälligen Schwankungen in den Beobachtungs-
zahlen lässt sich, wie früher eingehend erörtert, bei der hier gewählten
Berechnungsart der Versuche an der Hand des Spielraums a studiren,
innerhalb dessen die mittlere Hälfte aller Beobachtungen liegt. Zur
Auffindung der Werthe a wird es sich empfehlen, die Tagesreihen in
3 Gruppen zu je 50 Versuchen zu zerlegen, damit einerseits die Zahl
der Beobachtungen für die Berechnung der Partialmittel nicht zu
klein ist, und damit andererseits doch die Möglichkeit besteht, etwaige
Aenderungen im Verhalten der Schwankungen während der ganzen
Versuchsdauer verfolgen zu können. Unter diesen Umständen habe
ich in jeder Versuchsgruppe nach der Grösse der Zahlen den 13. und
38. Werth aufgesucht und ausserdem die durchweg sehr wenig von
einander verschiedenen Werthe 25 und 26 zu einem Mittel vereinigt,
welches als der wahrscheinliche Mittelwerth der ganzen Gruppe anzu-
sehen wäre. In den Spielraum a zwischen den zweckmässig Unter-
und Oberwerth genannten Beobachtungen 13 und 38 fällt die Hälfte
aller Versuchszahlen; ich will ihn hier als Mittelzone, seine beiden
ungleichen Seiten als oberen und unteren Abschnitt bezeichnen.
Die Grösse dieser Mittelzone in Tausendstel Sekunden für die einzelnen
Gruppen und Tage ist in der folgenden Tabelle wiedergegeben:

Tabelle XXI.

[Tabelle]

Alle 3 Reihen zeigen eine fortschreitende und sehr bedeutende
Abnahme der Werthe, analog der Abnahme der Associationszeiten
selber. Bei genauerer Betrachtung ergiebt sich indessen bald, dass
nicht etwa ein einfacher Parallelismus zwischen Länge der psychischen
Zeiten und Umfang der Mittelzone besteht; vielmehr nimmt dieser
letzere mit weit grösserer Schnelligkeit ab, als jene ersten. Drückt
man den Abstand beider Partialmittel in Procenten der Reactions-

aufzulösen und sie in äussere umzuwandeln, scheint somit gewisser-
massen gegenstandslos zu werden, sobald durch Einübung das äussere
Band zu dem innern hinzugekommen ist, ja es spricht Manches dafür,
dass der Alkohol nunmehr die Stabilität dieser erstarkten Verbin-
dungen eher noch erhöht als erschüttert.

Das Verhalten der zufälligen Schwankungen in den Beobachtungs-
zahlen lässt sich, wie früher eingehend erörtert, bei der hier gewählten
Berechnungsart der Versuche an der Hand des Spielraums a studiren,
innerhalb dessen die mittlere Hälfte aller Beobachtungen liegt. Zur
Auffindung der Werthe a wird es sich empfehlen, die Tagesreihen in
3 Gruppen zu je 50 Versuchen zu zerlegen, damit einerseits die Zahl
der Beobachtungen für die Berechnung der Partialmittel nicht zu
klein ist, und damit andererseits doch die Möglichkeit besteht, etwaige
Aenderungen im Verhalten der Schwankungen während der ganzen
Versuchsdauer verfolgen zu können. Unter diesen Umständen habe
ich in jeder Versuchsgruppe nach der Grösse der Zahlen den 13. und
38. Werth aufgesucht und ausserdem die durchweg sehr wenig von
einander verschiedenen Werthe 25 und 26 zu einem Mittel vereinigt,
welches als der wahrscheinliche Mittelwerth der ganzen Gruppe anzu-
sehen wäre. In den Spielraum a zwischen den zweckmässig Unter-
und Oberwerth genannten Beobachtungen 13 und 38 fällt die Hälfte
aller Versuchszahlen; ich will ihn hier als Mittelzone, seine beiden
ungleichen Seiten als oberen und unteren Abschnitt bezeichnen.
Die Grösse dieser Mittelzone in Tausendstel Sekunden für die einzelnen
Gruppen und Tage ist in der folgenden Tabelle wiedergegeben:

Tabelle XXI.

[Tabelle]

Alle 3 Reihen zeigen eine fortschreitende und sehr bedeutende
Abnahme der Werthe, analog der Abnahme der Associationszeiten
selber. Bei genauerer Betrachtung ergiebt sich indessen bald, dass
nicht etwa ein einfacher Parallelismus zwischen Länge der psychischen
Zeiten und Umfang der Mittelzone besteht; vielmehr nimmt dieser
letzere mit weit grösserer Schnelligkeit ab, als jene ersten. Drückt
man den Abstand beider Partialmittel in Procenten der Reactions-

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[63/0079] aufzulösen und sie in äussere umzuwandeln, scheint somit gewisser- massen gegenstandslos zu werden, sobald durch Einübung das äussere Band zu dem innern hinzugekommen ist, ja es spricht Manches dafür, dass der Alkohol nunmehr die Stabilität dieser erstarkten Verbin- dungen eher noch erhöht als erschüttert. Das Verhalten der zufälligen Schwankungen in den Beobachtungs- zahlen lässt sich, wie früher eingehend erörtert, bei der hier gewählten Berechnungsart der Versuche an der Hand des Spielraums a studiren, innerhalb dessen die mittlere Hälfte aller Beobachtungen liegt. Zur Auffindung der Werthe a wird es sich empfehlen, die Tagesreihen in 3 Gruppen zu je 50 Versuchen zu zerlegen, damit einerseits die Zahl der Beobachtungen für die Berechnung der Partialmittel nicht zu klein ist, und damit andererseits doch die Möglichkeit besteht, etwaige Aenderungen im Verhalten der Schwankungen während der ganzen Versuchsdauer verfolgen zu können. Unter diesen Umständen habe ich in jeder Versuchsgruppe nach der Grösse der Zahlen den 13. und 38. Werth aufgesucht und ausserdem die durchweg sehr wenig von einander verschiedenen Werthe 25 und 26 zu einem Mittel vereinigt, welches als der wahrscheinliche Mittelwerth der ganzen Gruppe anzu- sehen wäre. In den Spielraum a zwischen den zweckmässig Unter- und Oberwerth genannten Beobachtungen 13 und 38 fällt die Hälfte aller Versuchszahlen; ich will ihn hier als Mittelzone, seine beiden ungleichen Seiten als oberen und unteren Abschnitt bezeichnen. Die Grösse dieser Mittelzone in Tausendstel Sekunden für die einzelnen Gruppen und Tage ist in der folgenden Tabelle wiedergegeben: Tabelle XXI. Alle 3 Reihen zeigen eine fortschreitende und sehr bedeutende Abnahme der Werthe, analog der Abnahme der Associationszeiten selber. Bei genauerer Betrachtung ergiebt sich indessen bald, dass nicht etwa ein einfacher Parallelismus zwischen Länge der psychischen Zeiten und Umfang der Mittelzone besteht; vielmehr nimmt dieser letzere mit weit grösserer Schnelligkeit ab, als jene ersten. Drückt man den Abstand beider Partialmittel in Procenten der Reactions-

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Zitationshilfe: Kraepelin, Emil: Ueber die Beeinflussung einfacher psychischer Vorgänge durch einige Arzneimittel. Jena, 1892, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kraepelin_arzneimittel_1892/79>, abgerufen am 23.11.2024.