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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876.

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Besondere Pflanzenbaulehre
ihrer Kostspieligkeit als Färbemittel verwendet. Am gebräuchlichsten ist der Safran
zum Färben von Butter, Käse, gewissen Wurstsorten etc. Nächst dem Safrangelb
(Polychroit) enthält der Safran auch noch ein goldgelbes, charakteristisch riechendes
Oel, wegen welchem derselbe als Gewürz gebraucht wird.

Der Safran, eine orientalische Pflanze, verlangt ein Weinklima zu seinem Ge-
deihen. Am ausgedehntesten wird seine Cultur in Niederösterreich in der Umgegend
von St. Pölten, in Südtirol, Ungarn, in der Provence und in Loiret betrieben.
Am vorzüglichsten wächst er auf einem in gartenmäßigen Culturzustande befindlichen,
sandigen Lehmboden, welcher eine warme, sonnige Lage besitzt.

Die Anlage der Safranbeete erfolgt durch junge Zwiebeln (unterirdische,
knollenförmige, von einigen Schuppenblättern eingehüllte Stämme), welche von älte-
ren Pflanzungen entnommen werden. Jede Mutterzwiebel trägt an ihrer Spitze
mehrere Knospen, aus welchen neue Blüthen und neue Blüthenstengel entstehen. Die
jungen Zwiebeln (Kiele) werden auf das tief umgespatete und mit verrottetem Stall-
miste gedüngte Land reihenweise, 5 Ctm. tief und in 8--10 Ctm. Entfernung in
den Boden gesetzt. Weiterhin sind die Safranbeete sorgfältig von Unkraut rein zu
halten. Im September treten die ersten Blumen auf. Eine Vollernte gibt jedoch
erst das zweite und dritte Jahr. Die Ernte ist sehr mühsam, da nach dem Ab-
trocknen des Thaues, vor der Mittagswärme, die Narben einzeln aus den neu hervor-
kommenden, aufgeblühten Blumen ausgebrochen werden müssen. Die Narben werden
dann auf Papier im Backofen nach dem Brodbacken oder auf eigenen Oefen sorgfältig
bei gelinder Wärme getrocknet und in Gläsern gut verwahrt.

Am empfindlichsten hat der Safran durch einen Pilz, den Safrantod (Rhizoc-
tonia violacea Tul.
) zu leiden, welcher die Zwiebeln gegen Ende des Frühjahres
und im Laufe des Sommers zerstört und bei massenhaftem Auftreten zum Aufgeben
des Crocusbaues nöthigt.

Die Erntemenge ist gering, indem für 1 Kilogramm getrockneter Narben im
Werthe von 80--120 Mark (40--60 fl.) 40--100,000 Blüthen erforderlich
sind. In zwei Erntejahren erhält man von einem Hektare 17--30 Kilogramm.

6. Der Hopfen.

Der Hopfen (Humulus lupulus L.) Jupiter ist eine zweihäusige Pflanze aus der
Familie der Nesselgewächse. Von demselben werden nur die weiblichen Pflanzen,
von welchen die Fruchtstände zur Bierbereitung verwendet werden, cultivirt.

Der Werth des Hopfens wird durch seinen Gehalt an Hopfenmehl bestimmt,
welches sich zwischen den Schuppenblättern des Fruchtstandes findet. Derselbe hängt
nicht nur von besonderen Vegetationsverhältnissen ab, sondern vorzugsweise von der
cultivirten Hopfenvarietät. Unter den verschiedenen Hopfenvarietäten steht wegen der
unerreichten Güte obenan der rothe Saazer Späthopfen. Derselbe ist durch
mäßig große, äußerst mehlreiche, grünlichgelbe Dolden ausgezeichnet, deren Deckblätter
sich zur Zeit der spät eintretenden Reife schließen. Die Ranken dieser vorzüglichsten
Hopfensorte besitzen eine blaugrüne Färbung und eine rothe Streifung. Der Saazer-

Beſondere Pflanzenbaulehre
ihrer Koſtſpieligkeit als Färbemittel verwendet. Am gebräuchlichſten iſt der Safran
zum Färben von Butter, Käſe, gewiſſen Wurſtſorten ꝛc. Nächſt dem Safrangelb
(Polychroit) enthält der Safran auch noch ein goldgelbes, charakteriſtiſch riechendes
Oel, wegen welchem derſelbe als Gewürz gebraucht wird.

Der Safran, eine orientaliſche Pflanze, verlangt ein Weinklima zu ſeinem Ge-
deihen. Am ausgedehnteſten wird ſeine Cultur in Niederöſterreich in der Umgegend
von St. Pölten, in Südtirol, Ungarn, in der Provence und in Loiret betrieben.
Am vorzüglichſten wächſt er auf einem in gartenmäßigen Culturzuſtande befindlichen,
ſandigen Lehmboden, welcher eine warme, ſonnige Lage beſitzt.

Die Anlage der Safranbeete erfolgt durch junge Zwiebeln (unterirdiſche,
knollenförmige, von einigen Schuppenblättern eingehüllte Stämme), welche von älte-
ren Pflanzungen entnommen werden. Jede Mutterzwiebel trägt an ihrer Spitze
mehrere Knospen, aus welchen neue Blüthen und neue Blüthenſtengel entſtehen. Die
jungen Zwiebeln (Kiele) werden auf das tief umgeſpatete und mit verrottetem Stall-
miſte gedüngte Land reihenweiſe, 5 Ctm. tief und in 8—10 Ctm. Entfernung in
den Boden geſetzt. Weiterhin ſind die Safranbeete ſorgfältig von Unkraut rein zu
halten. Im September treten die erſten Blumen auf. Eine Vollernte gibt jedoch
erſt das zweite und dritte Jahr. Die Ernte iſt ſehr mühſam, da nach dem Ab-
trocknen des Thaues, vor der Mittagswärme, die Narben einzeln aus den neu hervor-
kommenden, aufgeblühten Blumen ausgebrochen werden müſſen. Die Narben werden
dann auf Papier im Backofen nach dem Brodbacken oder auf eigenen Oefen ſorgfältig
bei gelinder Wärme getrocknet und in Gläſern gut verwahrt.

Am empfindlichſten hat der Safran durch einen Pilz, den Safrantod (Rhizoc-
tonia violacea Tul.
) zu leiden, welcher die Zwiebeln gegen Ende des Frühjahres
und im Laufe des Sommers zerſtört und bei maſſenhaftem Auftreten zum Aufgeben
des Crocusbaues nöthigt.

Die Erntemenge iſt gering, indem für 1 Kilogramm getrockneter Narben im
Werthe von 80—120 Mark (40—60 fl.) 40—100,000 Blüthen erforderlich
ſind. In zwei Erntejahren erhält man von einem Hektare 17—30 Kilogramm.

6. Der Hopfen.

Der Hopfen (Humulus lupulus L.) ♃ iſt eine zweihäuſige Pflanze aus der
Familie der Neſſelgewächſe. Von demſelben werden nur die weiblichen Pflanzen,
von welchen die Fruchtſtände zur Bierbereitung verwendet werden, cultivirt.

Der Werth des Hopfens wird durch ſeinen Gehalt an Hopfenmehl beſtimmt,
welches ſich zwiſchen den Schuppenblättern des Fruchtſtandes findet. Derſelbe hängt
nicht nur von beſonderen Vegetationsverhältniſſen ab, ſondern vorzugsweiſe von der
cultivirten Hopfenvarietät. Unter den verſchiedenen Hopfenvarietäten ſteht wegen der
unerreichten Güte obenan der rothe Saazer Späthopfen. Derſelbe iſt durch
mäßig große, äußerſt mehlreiche, grünlichgelbe Dolden ausgezeichnet, deren Deckblätter
ſich zur Zeit der ſpät eintretenden Reife ſchließen. Die Ranken dieſer vorzüglichſten
Hopfenſorte beſitzen eine blaugrüne Färbung und eine rothe Streifung. Der Saazer-

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[98/0112] Beſondere Pflanzenbaulehre ihrer Koſtſpieligkeit als Färbemittel verwendet. Am gebräuchlichſten iſt der Safran zum Färben von Butter, Käſe, gewiſſen Wurſtſorten ꝛc. Nächſt dem Safrangelb (Polychroit) enthält der Safran auch noch ein goldgelbes, charakteriſtiſch riechendes Oel, wegen welchem derſelbe als Gewürz gebraucht wird. Der Safran, eine orientaliſche Pflanze, verlangt ein Weinklima zu ſeinem Ge- deihen. Am ausgedehnteſten wird ſeine Cultur in Niederöſterreich in der Umgegend von St. Pölten, in Südtirol, Ungarn, in der Provence und in Loiret betrieben. Am vorzüglichſten wächſt er auf einem in gartenmäßigen Culturzuſtande befindlichen, ſandigen Lehmboden, welcher eine warme, ſonnige Lage beſitzt. Die Anlage der Safranbeete erfolgt durch junge Zwiebeln (unterirdiſche, knollenförmige, von einigen Schuppenblättern eingehüllte Stämme), welche von älte- ren Pflanzungen entnommen werden. Jede Mutterzwiebel trägt an ihrer Spitze mehrere Knospen, aus welchen neue Blüthen und neue Blüthenſtengel entſtehen. Die jungen Zwiebeln (Kiele) werden auf das tief umgeſpatete und mit verrottetem Stall- miſte gedüngte Land reihenweiſe, 5 Ctm. tief und in 8—10 Ctm. Entfernung in den Boden geſetzt. Weiterhin ſind die Safranbeete ſorgfältig von Unkraut rein zu halten. Im September treten die erſten Blumen auf. Eine Vollernte gibt jedoch erſt das zweite und dritte Jahr. Die Ernte iſt ſehr mühſam, da nach dem Ab- trocknen des Thaues, vor der Mittagswärme, die Narben einzeln aus den neu hervor- kommenden, aufgeblühten Blumen ausgebrochen werden müſſen. Die Narben werden dann auf Papier im Backofen nach dem Brodbacken oder auf eigenen Oefen ſorgfältig bei gelinder Wärme getrocknet und in Gläſern gut verwahrt. Am empfindlichſten hat der Safran durch einen Pilz, den Safrantod (Rhizoc- tonia violacea Tul.) zu leiden, welcher die Zwiebeln gegen Ende des Frühjahres und im Laufe des Sommers zerſtört und bei maſſenhaftem Auftreten zum Aufgeben des Crocusbaues nöthigt. Die Erntemenge iſt gering, indem für 1 Kilogramm getrockneter Narben im Werthe von 80—120 Mark (40—60 fl.) 40—100,000 Blüthen erforderlich ſind. In zwei Erntejahren erhält man von einem Hektare 17—30 Kilogramm. 6. Der Hopfen. Der Hopfen (Humulus lupulus L.) ♃ iſt eine zweihäuſige Pflanze aus der Familie der Neſſelgewächſe. Von demſelben werden nur die weiblichen Pflanzen, von welchen die Fruchtſtände zur Bierbereitung verwendet werden, cultivirt. Der Werth des Hopfens wird durch ſeinen Gehalt an Hopfenmehl beſtimmt, welches ſich zwiſchen den Schuppenblättern des Fruchtſtandes findet. Derſelbe hängt nicht nur von beſonderen Vegetationsverhältniſſen ab, ſondern vorzugsweiſe von der cultivirten Hopfenvarietät. Unter den verſchiedenen Hopfenvarietäten ſteht wegen der unerreichten Güte obenan der rothe Saazer Späthopfen. Derſelbe iſt durch mäßig große, äußerſt mehlreiche, grünlichgelbe Dolden ausgezeichnet, deren Deckblätter ſich zur Zeit der ſpät eintretenden Reife ſchließen. Die Ranken dieſer vorzüglichſten Hopfenſorte beſitzen eine blaugrüne Färbung und eine rothe Streifung. Der Saazer-

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft02_1876/112>, abgerufen am 24.11.2024.