Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876.Die Gewürzpflanzen, der Hopfen und die Weberkarde. sich hart anfühlen und beim Drücken knirschen. Die Hopfendolde zeigt sich dann grünlich-gelb gefärbt. Nach dem Abnehmen wird sie dunkler und erhält nach dem Trocknen einen Stich ins Röthliche. Letztere Färbung ist von der "bodenrothen" Färbung, welche der Hopfen bei mangelhaftem Trocknen während nasser Witterung erhält, wohl zu unterscheiden. Vor der Ernte werden zur Erleichterung des Aushebens der Stangen die beiden Reben eines jeden Stockes 30--60 Ctm. über der Erde ab- geschnitten. Der zurückbleibende Theil der Ranken wird zur Verhütung des Thrä- nens in einen lockeren Knoten geschlungen. Ein Arbeiter hebt nun etwas die Stan- gen mit dem Stangenheber, ein zweiter zieht die gelockerten Stangen aus dem Boden, legt sie um und streift die Hopfenranken über das dünnere Ende der Stangen herab. Von den abgestreiften, in 60 Ctm. lange Stücke geschnittenen Ranken werden die Dolden, gewöhnlich auf einem am Felde selbst vorgerichteten Platze, mit dem Nagel einzeln abgepflückt. An jeder Dolde muß ein 1.5 Ctm. langer Stiel belassen werden, um das Zerfallen derselben zu verhüten. Die gepflückten Dolden werden mit sorg- fältigem Ausscheiden aller Stengel und Blätter in einen bereitstehenden Korb ge- worfen. Mißfärbige, besonders röthliche Dolden, ebenso Dolden, deren Deckblätter zu kleinen, ungetheilten Laubblättern ausgewachsen sind, sog. Husaren, sondert man als Ausschuß von den Uebrigen aus. Aus den Körben schüttet man den Hopfen locker in große Ziechen, welche möglichst vor der Sonne geschützt werden müssen und zwei- bis dreimal des Tages zu den Hopfentrockenböden geführt werden. Auf den Trockenböden, zu welchen Schüttböden, Dachböden über gewölbten Stallungen etc. be- nutzt werden, hängt oder stellt man in ausreichender Zahl Hürden auf, um den Hopfen möglichst dünn, auf höchstens 5 Ctm. Höhe, zum Trocknen ausbreiten zu können. Nach drei, bei ungünstiger Witterung nach 8 Tagen, wird der halbtrockene, bisher mit Holzstäbchen fleißig gewendete Hopfen auf kleine Kämme zusammengeschoben, welche bei fortschreitendem Trocknen in immer größere Haufen zusammengenommen werden. Sobald eine in der Hand gedrückte Partie Hopfendolden nach dem Aufhören des Druckes wieder auseinander geht und nicht mehr beisammen bleibt, ist der Hopfen trocken genug, um in die Hopfenziechen, in welche er zum Verkaufe kommt, eingetreten zu werden. Die Ernte an trockenem Hopfen beträgt innerhalb zehn Jahren im Durchschnitte ausgezeichneten Ertrage 1 mal 750 Kilogr. sehr guten " oder ganzen Bau 1 " 520 " guten " " 3/4 " 2 " 347 " mittleren " " 1/2 " 2 " 260 " geringen " " 1/3 " 2 " 173 " schlechten " " 1/4 " 2 " 86 " Als zwölfjähriger Durchschnittspreis, sofern es bei dem schwankenden Preise des Die Gewürzpflanzen, der Hopfen und die Weberkarde. ſich hart anfühlen und beim Drücken knirſchen. Die Hopfendolde zeigt ſich dann grünlich-gelb gefärbt. Nach dem Abnehmen wird ſie dunkler und erhält nach dem Trocknen einen Stich ins Röthliche. Letztere Färbung iſt von der „bodenrothen“ Färbung, welche der Hopfen bei mangelhaftem Trocknen während naſſer Witterung erhält, wohl zu unterſcheiden. Vor der Ernte werden zur Erleichterung des Aushebens der Stangen die beiden Reben eines jeden Stockes 30—60 Ctm. über der Erde ab- geſchnitten. Der zurückbleibende Theil der Ranken wird zur Verhütung des Thrä- nens in einen lockeren Knoten geſchlungen. Ein Arbeiter hebt nun etwas die Stan- gen mit dem Stangenheber, ein zweiter zieht die gelockerten Stangen aus dem Boden, legt ſie um und ſtreift die Hopfenranken über das dünnere Ende der Stangen herab. Von den abgeſtreiften, in 60 Ctm. lange Stücke geſchnittenen Ranken werden die Dolden, gewöhnlich auf einem am Felde ſelbſt vorgerichteten Platze, mit dem Nagel einzeln abgepflückt. An jeder Dolde muß ein 1.5 Ctm. langer Stiel belaſſen werden, um das Zerfallen derſelben zu verhüten. Die gepflückten Dolden werden mit ſorg- fältigem Ausſcheiden aller Stengel und Blätter in einen bereitſtehenden Korb ge- worfen. Mißfärbige, beſonders röthliche Dolden, ebenſo Dolden, deren Deckblätter zu kleinen, ungetheilten Laubblättern ausgewachſen ſind, ſog. Huſaren, ſondert man als Ausſchuß von den Uebrigen aus. Aus den Körben ſchüttet man den Hopfen locker in große Ziechen, welche möglichſt vor der Sonne geſchützt werden müſſen und zwei- bis dreimal des Tages zu den Hopfentrockenböden geführt werden. Auf den Trockenböden, zu welchen Schüttböden, Dachböden über gewölbten Stallungen ꝛc. be- nutzt werden, hängt oder ſtellt man in ausreichender Zahl Hürden auf, um den Hopfen möglichſt dünn, auf höchſtens 5 Ctm. Höhe, zum Trocknen ausbreiten zu können. Nach drei, bei ungünſtiger Witterung nach 8 Tagen, wird der halbtrockene, bisher mit Holzſtäbchen fleißig gewendete Hopfen auf kleine Kämme zuſammengeſchoben, welche bei fortſchreitendem Trocknen in immer größere Haufen zuſammengenommen werden. Sobald eine in der Hand gedrückte Partie Hopfendolden nach dem Aufhören des Druckes wieder auseinander geht und nicht mehr beiſammen bleibt, iſt der Hopfen trocken genug, um in die Hopfenziechen, in welche er zum Verkaufe kommt, eingetreten zu werden. Die Ernte an trockenem Hopfen beträgt innerhalb zehn Jahren im Durchſchnitte ausgezeichneten Ertrage 1 mal 750 Kilogr. ſehr guten „ oder ganzen Bau 1 „ 520 „ guten „ „ ¾ „ 2 „ 347 „ mittleren „ „ ½ „ 2 „ 260 „ geringen „ „ ⅓ „ 2 „ 173 „ ſchlechten „ „ ¼ „ 2 „ 86 „ Als zwölfjähriger Durchſchnittspreis, ſofern es bei dem ſchwankenden Preiſe des <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0117" n="103"/><fw place="top" type="header">Die Gewürzpflanzen, der Hopfen und die Weberkarde.</fw><lb/> ſich hart anfühlen und beim Drücken knirſchen. Die Hopfendolde zeigt ſich dann grünlich-<lb/> gelb gefärbt. Nach dem Abnehmen wird ſie dunkler und erhält nach dem Trocknen<lb/> einen Stich ins Röthliche. Letztere Färbung iſt von der „bodenrothen“ Färbung,<lb/> welche der Hopfen bei mangelhaftem Trocknen während naſſer Witterung erhält,<lb/> wohl zu unterſcheiden. 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Die Gewürzpflanzen, der Hopfen und die Weberkarde.
ſich hart anfühlen und beim Drücken knirſchen. Die Hopfendolde zeigt ſich dann grünlich-
gelb gefärbt. Nach dem Abnehmen wird ſie dunkler und erhält nach dem Trocknen
einen Stich ins Röthliche. Letztere Färbung iſt von der „bodenrothen“ Färbung,
welche der Hopfen bei mangelhaftem Trocknen während naſſer Witterung erhält,
wohl zu unterſcheiden. Vor der Ernte werden zur Erleichterung des Aushebens der
Stangen die beiden Reben eines jeden Stockes 30—60 Ctm. über der Erde ab-
geſchnitten. Der zurückbleibende Theil der Ranken wird zur Verhütung des Thrä-
nens in einen lockeren Knoten geſchlungen. Ein Arbeiter hebt nun etwas die Stan-
gen mit dem Stangenheber, ein zweiter zieht die gelockerten Stangen aus dem Boden,
legt ſie um und ſtreift die Hopfenranken über das dünnere Ende der Stangen herab.
Von den abgeſtreiften, in 60 Ctm. lange Stücke geſchnittenen Ranken werden die
Dolden, gewöhnlich auf einem am Felde ſelbſt vorgerichteten Platze, mit dem Nagel
einzeln abgepflückt. An jeder Dolde muß ein 1.5 Ctm. langer Stiel belaſſen werden,
um das Zerfallen derſelben zu verhüten. Die gepflückten Dolden werden mit ſorg-
fältigem Ausſcheiden aller Stengel und Blätter in einen bereitſtehenden Korb ge-
worfen. Mißfärbige, beſonders röthliche Dolden, ebenſo Dolden, deren Deckblätter
zu kleinen, ungetheilten Laubblättern ausgewachſen ſind, ſog. Huſaren, ſondert man
als Ausſchuß von den Uebrigen aus. Aus den Körben ſchüttet man den Hopfen
locker in große Ziechen, welche möglichſt vor der Sonne geſchützt werden müſſen und
zwei- bis dreimal des Tages zu den Hopfentrockenböden geführt werden. Auf den
Trockenböden, zu welchen Schüttböden, Dachböden über gewölbten Stallungen ꝛc. be-
nutzt werden, hängt oder ſtellt man in ausreichender Zahl Hürden auf, um den Hopfen
möglichſt dünn, auf höchſtens 5 Ctm. Höhe, zum Trocknen ausbreiten zu können. Nach
drei, bei ungünſtiger Witterung nach 8 Tagen, wird der halbtrockene, bisher mit
Holzſtäbchen fleißig gewendete Hopfen auf kleine Kämme zuſammengeſchoben, welche
bei fortſchreitendem Trocknen in immer größere Haufen zuſammengenommen werden.
Sobald eine in der Hand gedrückte Partie Hopfendolden nach dem Aufhören des
Druckes wieder auseinander geht und nicht mehr beiſammen bleibt, iſt der Hopfen
trocken genug, um in die Hopfenziechen, in welche er zum Verkaufe kommt, eingetreten
zu werden.
Die Ernte an trockenem Hopfen beträgt innerhalb zehn Jahren im Durchſchnitte
von einem Hektare bei einem
ausgezeichneten Ertrage 1 mal 750 Kilogr.
ſehr guten „ oder ganzen Bau 1 „ 520 „
guten „ „ ¾ „ 2 „ 347 „
mittleren „ „ ½ „ 2 „ 260 „
geringen „ „ ⅓ „ 2 „ 173 „
ſchlechten „ „ ¼ „ 2 „ 86 „
Als zwölfjähriger Durchſchnittspreis, ſofern es bei dem ſchwankenden Preiſe des
Hopfens überhaupt thunlich, einen Durchſchnitt zu ziehen, kann per 50 Kilogramm
Hopfen in der Qualität des Saazer Stadthopfens 310.82 Mark (155 fl. 41 kr.)
angeſetzt werden. Die extremſten Preisnotirungen nach auf- und abwärts übertreffen
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