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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876.

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Die Knollen- und Wurzelfrüchte.
auch ohne Bedeutung, ist der Umstand, daß die ursprünglich nur weißen Blüthen
bei uns auch röthlich und violett gefärbt auftreten. Die Knollen der wildwachsenden
oder der aus Samen gezogenen Kartoffeln besitzen höchstens Pflaumengröße, eine rund-
liche bis eiförmige Gestalt, blaßgelbe Färbung und glatte Schale. Erst durch die
Cultur, durch die Verschiedenheit des Bodens, weniger durch die Verschiedenheiten
des Klima's, nehmen sie unter gleichzeitiger Vergrößerung die mannigfaltigste Form,
Farbe und Beschaffenheit an. Am meisten wird durch diese Einflüsse der Ertrag
der Knollen und deren Stärkegehalt abgeändert.

Der Stärkemehlgehalt ein und derselben Kartoffelsorte erhöht sich in dem Maße,
als der Sandgehalt des Bodens steigt und verringert sich im Verhältnisse, als der
Boden an Feuchtigkeit und Bindigkeit zunimmt. Auf feuchtem, naßgalligem Boden
tritt überdieß, wenn überhaupt die Kartoffel noch fortkommt, ein erheblicher, oft über
50 % gegen zusagenden Boden betragender Minderertrag ein. Von ähnlichem Ein-
flusse ist trockene oder nasse Witterung, welche beziehungsweise den Stärkemehlgehalt
und den Ernteertrag steigert oder vermindert

Ungehinderter Einfluß von Licht und Wärme beschleunigt den Eintritt der ver-
schiedenen Wachsthumsperioden. Es ist daher wahrscheinlich, daß durch die ununter-
brochene Einwirkung von Wärme und Licht in den längeren Tagen des Nordens die
Bildung von frühreifen, umgekehrt im Süden die Bildung der spätreifenden Kar-
toffelsorten begünstigt wird. Frühreifende Sorten erhält man übrigens auch, wenn
von spätreifenden Sorten vor der Reife einige schon entwickelte Knollen ausgenommen
und zur Saat verwendet werden.

In Betreff der Bodenansprüche besteht bei der Genügsamkeit der Kartoffel das
Vorurtheil, daß dieselbe wie der Hafer auf jeder Bodenart gedeihe. Die sichersten
und ausgiebigsten Erträge gewährt dieselbe jedoch nur auf sandigem, mergeligem
Lehmboden, je tiefgründiger und je weniger feucht seine Lage ist. Zunächst steht in
der Eignung für die Kartoffelcultur der Sandboden. Auf sehr trockenem Sandboden
sinkt jedoch der Ertrag, wenn auch nicht so bedeutend, wie auf bindigem, feuchtem
Lehm- und Thonboden oder auf nassem Moorboden. Bindige und feuchte Boden-
beschaffenheit hindert die Knollenausbildung und verringert wie oben bemerkt den
Stärkemehlgehalt der wässerig werdenden Kartoffelknollen. Bei trockenem Boden
ergibt sich außerdem nach der Erfahrung im Großen ein mäßigeres Auftreten der
Knollenkrankheit.

Ihre Ansprüche an den Nährstoffvorrath des Bodens sind mäßig. Die Er-
schöpfung wird jedoch beträchtlich, wenn das aschenreiche Kraut vom Felde weggeführt
wird, wie aus nachstehenden Zahlen zu ersehen ist, welche für einen Mittelertrag auf
einem Hektare gelten. Es enthalten
180 Hektoliter Kartoffeln a 61 Kilogr. oder

11.000 Kilogr. Knollen 103.4 Asche, 17.6 Phosphorsäure, 62.7 Kali,
2.000 " Kraut 39.4 " 3.2 " 8.6 "
Gesammternte 142.8 Asche, 20.8 Phosphorsäure, 71.3 Kali.

Die Knollen- und Wurzelfrüchte.
auch ohne Bedeutung, iſt der Umſtand, daß die urſprünglich nur weißen Blüthen
bei uns auch röthlich und violett gefärbt auftreten. Die Knollen der wildwachſenden
oder der aus Samen gezogenen Kartoffeln beſitzen höchſtens Pflaumengröße, eine rund-
liche bis eiförmige Geſtalt, blaßgelbe Färbung und glatte Schale. Erſt durch die
Cultur, durch die Verſchiedenheit des Bodens, weniger durch die Verſchiedenheiten
des Klima’s, nehmen ſie unter gleichzeitiger Vergrößerung die mannigfaltigſte Form,
Farbe und Beſchaffenheit an. Am meiſten wird durch dieſe Einflüſſe der Ertrag
der Knollen und deren Stärkegehalt abgeändert.

Der Stärkemehlgehalt ein und derſelben Kartoffelſorte erhöht ſich in dem Maße,
als der Sandgehalt des Bodens ſteigt und verringert ſich im Verhältniſſe, als der
Boden an Feuchtigkeit und Bindigkeit zunimmt. Auf feuchtem, naßgalligem Boden
tritt überdieß, wenn überhaupt die Kartoffel noch fortkommt, ein erheblicher, oft über
50 % gegen zuſagenden Boden betragender Minderertrag ein. Von ähnlichem Ein-
fluſſe iſt trockene oder naſſe Witterung, welche beziehungsweiſe den Stärkemehlgehalt
und den Ernteertrag ſteigert oder vermindert

Ungehinderter Einfluß von Licht und Wärme beſchleunigt den Eintritt der ver-
ſchiedenen Wachsthumsperioden. Es iſt daher wahrſcheinlich, daß durch die ununter-
brochene Einwirkung von Wärme und Licht in den längeren Tagen des Nordens die
Bildung von frühreifen, umgekehrt im Süden die Bildung der ſpätreifenden Kar-
toffelſorten begünſtigt wird. Frühreifende Sorten erhält man übrigens auch, wenn
von ſpätreifenden Sorten vor der Reife einige ſchon entwickelte Knollen ausgenommen
und zur Saat verwendet werden.

In Betreff der Bodenanſprüche beſteht bei der Genügſamkeit der Kartoffel das
Vorurtheil, daß dieſelbe wie der Hafer auf jeder Bodenart gedeihe. Die ſicherſten
und ausgiebigſten Erträge gewährt dieſelbe jedoch nur auf ſandigem, mergeligem
Lehmboden, je tiefgründiger und je weniger feucht ſeine Lage iſt. Zunächſt ſteht in
der Eignung für die Kartoffelcultur der Sandboden. Auf ſehr trockenem Sandboden
ſinkt jedoch der Ertrag, wenn auch nicht ſo bedeutend, wie auf bindigem, feuchtem
Lehm- und Thonboden oder auf naſſem Moorboden. Bindige und feuchte Boden-
beſchaffenheit hindert die Knollenausbildung und verringert wie oben bemerkt den
Stärkemehlgehalt der wäſſerig werdenden Kartoffelknollen. Bei trockenem Boden
ergibt ſich außerdem nach der Erfahrung im Großen ein mäßigeres Auftreten der
Knollenkrankheit.

Ihre Anſprüche an den Nährſtoffvorrath des Bodens ſind mäßig. Die Er-
ſchöpfung wird jedoch beträchtlich, wenn das aſchenreiche Kraut vom Felde weggeführt
wird, wie aus nachſtehenden Zahlen zu erſehen iſt, welche für einen Mittelertrag auf
einem Hektare gelten. Es enthalten
180 Hektoliter Kartoffeln à 61 Kilogr. oder

11.000 Kilogr. Knollen 103.4 Aſche, 17.6 Phosphorſäure, 62.7 Kali,
2.000 „ Kraut 39.4 „ 3.2 „ 8.6 „
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[139/0153] Die Knollen- und Wurzelfrüchte. auch ohne Bedeutung, iſt der Umſtand, daß die urſprünglich nur weißen Blüthen bei uns auch röthlich und violett gefärbt auftreten. Die Knollen der wildwachſenden oder der aus Samen gezogenen Kartoffeln beſitzen höchſtens Pflaumengröße, eine rund- liche bis eiförmige Geſtalt, blaßgelbe Färbung und glatte Schale. Erſt durch die Cultur, durch die Verſchiedenheit des Bodens, weniger durch die Verſchiedenheiten des Klima’s, nehmen ſie unter gleichzeitiger Vergrößerung die mannigfaltigſte Form, Farbe und Beſchaffenheit an. Am meiſten wird durch dieſe Einflüſſe der Ertrag der Knollen und deren Stärkegehalt abgeändert. Der Stärkemehlgehalt ein und derſelben Kartoffelſorte erhöht ſich in dem Maße, als der Sandgehalt des Bodens ſteigt und verringert ſich im Verhältniſſe, als der Boden an Feuchtigkeit und Bindigkeit zunimmt. Auf feuchtem, naßgalligem Boden tritt überdieß, wenn überhaupt die Kartoffel noch fortkommt, ein erheblicher, oft über 50 % gegen zuſagenden Boden betragender Minderertrag ein. Von ähnlichem Ein- fluſſe iſt trockene oder naſſe Witterung, welche beziehungsweiſe den Stärkemehlgehalt und den Ernteertrag ſteigert oder vermindert Ungehinderter Einfluß von Licht und Wärme beſchleunigt den Eintritt der ver- ſchiedenen Wachsthumsperioden. Es iſt daher wahrſcheinlich, daß durch die ununter- brochene Einwirkung von Wärme und Licht in den längeren Tagen des Nordens die Bildung von frühreifen, umgekehrt im Süden die Bildung der ſpätreifenden Kar- toffelſorten begünſtigt wird. Frühreifende Sorten erhält man übrigens auch, wenn von ſpätreifenden Sorten vor der Reife einige ſchon entwickelte Knollen ausgenommen und zur Saat verwendet werden. In Betreff der Bodenanſprüche beſteht bei der Genügſamkeit der Kartoffel das Vorurtheil, daß dieſelbe wie der Hafer auf jeder Bodenart gedeihe. Die ſicherſten und ausgiebigſten Erträge gewährt dieſelbe jedoch nur auf ſandigem, mergeligem Lehmboden, je tiefgründiger und je weniger feucht ſeine Lage iſt. Zunächſt ſteht in der Eignung für die Kartoffelcultur der Sandboden. Auf ſehr trockenem Sandboden ſinkt jedoch der Ertrag, wenn auch nicht ſo bedeutend, wie auf bindigem, feuchtem Lehm- und Thonboden oder auf naſſem Moorboden. Bindige und feuchte Boden- beſchaffenheit hindert die Knollenausbildung und verringert wie oben bemerkt den Stärkemehlgehalt der wäſſerig werdenden Kartoffelknollen. Bei trockenem Boden ergibt ſich außerdem nach der Erfahrung im Großen ein mäßigeres Auftreten der Knollenkrankheit. Ihre Anſprüche an den Nährſtoffvorrath des Bodens ſind mäßig. Die Er- ſchöpfung wird jedoch beträchtlich, wenn das aſchenreiche Kraut vom Felde weggeführt wird, wie aus nachſtehenden Zahlen zu erſehen iſt, welche für einen Mittelertrag auf einem Hektare gelten. Es enthalten 180 Hektoliter Kartoffeln à 61 Kilogr. oder 11.000 Kilogr. Knollen 103.4 Aſche, 17.6 Phosphorſäure, 62.7 Kali, 2.000 „ Kraut 39.4 „ 3.2 „ 8.6 „ Geſammternte 142.8 Aſche, 20.8 Phosphorſäure, 71.3 Kali.

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft02_1876/153>, abgerufen am 22.11.2024.