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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876.

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Besondere Pflanzenbaulehre.
aber dünn und weich in die Höhe, ohne Körner zu bilden. -- Ueber die Minimalmengen an
Kali und Stickstoff, welche die höchsten Erträge gewähren, sowie über das Wasserbedürfniß
der Gerstenpflanzen und deren Verhalten zu einem verschiedenen Bodenvolum hatten wir
schon Band I. S. 23, 27, 42, 61 und 122 berichtet. Ebenso machten wir schon Band I.
S. 21 auf den Einfluß eines Stickstoff-, Kalk- und Magnesiamangels auf die äußere Er-
scheinung der Gerstenpflanze aufmerksam.

2. Die Vorfrucht und Vorbereitung.

Die Gerste gedeiht am besten auf einem nicht abgetragenen, Unkraut reinem
Felde. Sehr gute Vorfrüchte für die Gerste sind daher die gedüngten Hackfrüchte,
wie Zuckerrüben, Kartoffeln und der Mais. Dieselben lassen den Boden in gut gelockertem
Zustande und möglichst frei von Unkraut zurück. Auf nährstoffreichem Boden gedeiht
die Gerste auch nach gut bestandenem Klee, dessen Wurzelrückstände viele Nährstoffe
zur Auflösung bringen, vortrefflich; noch besser lohnt jedoch der Hafer den Klee.
Nach sich selbst gedeiht die Gerste, wie der Weizen, schlecht, indem sie bei ihrem
schnellen Wachsthume einen reichlichen Vorrath an aufnehmbaren Bodennährstoffen
bedarf. Sehr häufig, wie bei den Felderwirthschaften, kommt die Gerste nach Winter-
getreide zu stehen, wenn auch die Aufeinanderfolge zweier Halmfrüchte nicht zu em-
pfehlen ist. Die Wintergerste, wenn sie fortkommt, erhält den besten Platz in der
Fruchtfolge; gewöhnlich wird sie nach gedüngter Brache oder nach Raps gebaut.

Die Gerste findet ihre beste Ernährung bei leichterem Boden in der zweiten,
bei schwererem Boden in der dritten Tracht der Düngung, wenn sie auch eine frische
Düngung eher als eine andere Getreidefrucht, wegen ihrer geringeren Geneigtheit zum
Lagern verträgt. Frische Düngung erhöht den Stickstoffgehalt der Körner, weshalb
sie besonders für Braugerste zu vermeiden ist, von welcher man größere Mehligkeit
und geringeren Proteingehalt verlangt.

Die Vorbereitung des Bodens zum Gerstenanbaue richtet sich nach der Be-
schaffenheit des Bodens, dem Klima und der Vorfrucht. Im Allgemeinen soll die
Gerste in ein gut zubereitetes Land gebracht werden. Nach den Hackfrüchten ist die
Bestellung einfach; gewöhnlich gelangt das Feld schon nach einer Pflugfurche in den
erforderlichen klaren und reinen Zustand. Im Frühjahre säet man entweder un-
mittelbar auf die Herbstfurche oder man wendet, im Falle der Boden sich über Winter
gesetzt hat, vorher noch den Exstirpator an. Bei Zuckerrüben und Kartoffeln, welche
am Felde eingemietet werden, können die Feldstreifen, auf welchen die Mieten stehen,
erst nach der Abfuhr der Wurzeln oder Knollen im Frühjahre umgebrochen werden.
Dieser Umstand schädigt den Ertrag der Sommerung, welche an solchen Plätzen wegen
Entganges der Winterfeuchte im Wachsthume zurückbleibt. Nach im Herbste tief-
gestürztem Kleegras kann im Frühjahre nach vorausgegangenem Eggen gleichfalls auf
die Herbstackerung gesäet werden. Nach Wintergetreide erfordert jedoch die Gerste eine
mehrfurchige Bestellung. Nach dem Stoppelsturze wird am zweckmäßigsten gleich im
Herbste noch eine zweite Ackerung, welche dann in rauher Furche über den Winter
liegen bleibt, gegeben und im Frühjahre unmittelbar auf die abgeeggte Furche ge-
säet, um besonders in trockenen Gegenden die Winterfeuchte möglichst beisammen
zu halten.


Beſondere Pflanzenbaulehre.
aber dünn und weich in die Höhe, ohne Körner zu bilden. — Ueber die Minimalmengen an
Kali und Stickſtoff, welche die höchſten Erträge gewähren, ſowie über das Waſſerbedürfniß
der Gerſtenpflanzen und deren Verhalten zu einem verſchiedenen Bodenvolum hatten wir
ſchon Band I. S. 23, 27, 42, 61 und 122 berichtet. Ebenſo machten wir ſchon Band I.
S. 21 auf den Einfluß eines Stickſtoff-, Kalk- und Magneſiamangels auf die äußere Er-
ſcheinung der Gerſtenpflanze aufmerkſam.

2. Die Vorfrucht und Vorbereitung.

Die Gerſte gedeiht am beſten auf einem nicht abgetragenen, Unkraut reinem
Felde. Sehr gute Vorfrüchte für die Gerſte ſind daher die gedüngten Hackfrüchte,
wie Zuckerrüben, Kartoffeln und der Mais. Dieſelben laſſen den Boden in gut gelockertem
Zuſtande und möglichſt frei von Unkraut zurück. Auf nährſtoffreichem Boden gedeiht
die Gerſte auch nach gut beſtandenem Klee, deſſen Wurzelrückſtände viele Nährſtoffe
zur Auflöſung bringen, vortrefflich; noch beſſer lohnt jedoch der Hafer den Klee.
Nach ſich ſelbſt gedeiht die Gerſte, wie der Weizen, ſchlecht, indem ſie bei ihrem
ſchnellen Wachsthume einen reichlichen Vorrath an aufnehmbaren Bodennährſtoffen
bedarf. Sehr häufig, wie bei den Felderwirthſchaften, kommt die Gerſte nach Winter-
getreide zu ſtehen, wenn auch die Aufeinanderfolge zweier Halmfrüchte nicht zu em-
pfehlen iſt. Die Wintergerſte, wenn ſie fortkommt, erhält den beſten Platz in der
Fruchtfolge; gewöhnlich wird ſie nach gedüngter Brache oder nach Raps gebaut.

Die Gerſte findet ihre beſte Ernährung bei leichterem Boden in der zweiten,
bei ſchwererem Boden in der dritten Tracht der Düngung, wenn ſie auch eine friſche
Düngung eher als eine andere Getreidefrucht, wegen ihrer geringeren Geneigtheit zum
Lagern verträgt. Friſche Düngung erhöht den Stickſtoffgehalt der Körner, weshalb
ſie beſonders für Braugerſte zu vermeiden iſt, von welcher man größere Mehligkeit
und geringeren Proteïngehalt verlangt.

Die Vorbereitung des Bodens zum Gerſtenanbaue richtet ſich nach der Be-
ſchaffenheit des Bodens, dem Klima und der Vorfrucht. Im Allgemeinen ſoll die
Gerſte in ein gut zubereitetes Land gebracht werden. Nach den Hackfrüchten iſt die
Beſtellung einfach; gewöhnlich gelangt das Feld ſchon nach einer Pflugfurche in den
erforderlichen klaren und reinen Zuſtand. Im Frühjahre ſäet man entweder un-
mittelbar auf die Herbſtfurche oder man wendet, im Falle der Boden ſich über Winter
geſetzt hat, vorher noch den Exſtirpator an. Bei Zuckerrüben und Kartoffeln, welche
am Felde eingemietet werden, können die Feldſtreifen, auf welchen die Mieten ſtehen,
erſt nach der Abfuhr der Wurzeln oder Knollen im Frühjahre umgebrochen werden.
Dieſer Umſtand ſchädigt den Ertrag der Sommerung, welche an ſolchen Plätzen wegen
Entganges der Winterfeuchte im Wachsthume zurückbleibt. Nach im Herbſte tief-
geſtürztem Kleegras kann im Frühjahre nach vorausgegangenem Eggen gleichfalls auf
die Herbſtackerung geſäet werden. Nach Wintergetreide erfordert jedoch die Gerſte eine
mehrfurchige Beſtellung. Nach dem Stoppelſturze wird am zweckmäßigſten gleich im
Herbſte noch eine zweite Ackerung, welche dann in rauher Furche über den Winter
liegen bleibt, gegeben und im Frühjahre unmittelbar auf die abgeeggte Furche ge-
ſäet, um beſonders in trockenen Gegenden die Winterfeuchte möglichſt beiſammen
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[38/0052] Beſondere Pflanzenbaulehre. aber dünn und weich in die Höhe, ohne Körner zu bilden. — Ueber die Minimalmengen an Kali und Stickſtoff, welche die höchſten Erträge gewähren, ſowie über das Waſſerbedürfniß der Gerſtenpflanzen und deren Verhalten zu einem verſchiedenen Bodenvolum hatten wir ſchon Band I. S. 23, 27, 42, 61 und 122 berichtet. Ebenſo machten wir ſchon Band I. S. 21 auf den Einfluß eines Stickſtoff-, Kalk- und Magneſiamangels auf die äußere Er- ſcheinung der Gerſtenpflanze aufmerkſam. 2. Die Vorfrucht und Vorbereitung. Die Gerſte gedeiht am beſten auf einem nicht abgetragenen, Unkraut reinem Felde. Sehr gute Vorfrüchte für die Gerſte ſind daher die gedüngten Hackfrüchte, wie Zuckerrüben, Kartoffeln und der Mais. Dieſelben laſſen den Boden in gut gelockertem Zuſtande und möglichſt frei von Unkraut zurück. Auf nährſtoffreichem Boden gedeiht die Gerſte auch nach gut beſtandenem Klee, deſſen Wurzelrückſtände viele Nährſtoffe zur Auflöſung bringen, vortrefflich; noch beſſer lohnt jedoch der Hafer den Klee. Nach ſich ſelbſt gedeiht die Gerſte, wie der Weizen, ſchlecht, indem ſie bei ihrem ſchnellen Wachsthume einen reichlichen Vorrath an aufnehmbaren Bodennährſtoffen bedarf. Sehr häufig, wie bei den Felderwirthſchaften, kommt die Gerſte nach Winter- getreide zu ſtehen, wenn auch die Aufeinanderfolge zweier Halmfrüchte nicht zu em- pfehlen iſt. Die Wintergerſte, wenn ſie fortkommt, erhält den beſten Platz in der Fruchtfolge; gewöhnlich wird ſie nach gedüngter Brache oder nach Raps gebaut. Die Gerſte findet ihre beſte Ernährung bei leichterem Boden in der zweiten, bei ſchwererem Boden in der dritten Tracht der Düngung, wenn ſie auch eine friſche Düngung eher als eine andere Getreidefrucht, wegen ihrer geringeren Geneigtheit zum Lagern verträgt. Friſche Düngung erhöht den Stickſtoffgehalt der Körner, weshalb ſie beſonders für Braugerſte zu vermeiden iſt, von welcher man größere Mehligkeit und geringeren Proteïngehalt verlangt. Die Vorbereitung des Bodens zum Gerſtenanbaue richtet ſich nach der Be- ſchaffenheit des Bodens, dem Klima und der Vorfrucht. Im Allgemeinen ſoll die Gerſte in ein gut zubereitetes Land gebracht werden. Nach den Hackfrüchten iſt die Beſtellung einfach; gewöhnlich gelangt das Feld ſchon nach einer Pflugfurche in den erforderlichen klaren und reinen Zuſtand. Im Frühjahre ſäet man entweder un- mittelbar auf die Herbſtfurche oder man wendet, im Falle der Boden ſich über Winter geſetzt hat, vorher noch den Exſtirpator an. Bei Zuckerrüben und Kartoffeln, welche am Felde eingemietet werden, können die Feldſtreifen, auf welchen die Mieten ſtehen, erſt nach der Abfuhr der Wurzeln oder Knollen im Frühjahre umgebrochen werden. Dieſer Umſtand ſchädigt den Ertrag der Sommerung, welche an ſolchen Plätzen wegen Entganges der Winterfeuchte im Wachsthume zurückbleibt. Nach im Herbſte tief- geſtürztem Kleegras kann im Frühjahre nach vorausgegangenem Eggen gleichfalls auf die Herbſtackerung geſäet werden. Nach Wintergetreide erfordert jedoch die Gerſte eine mehrfurchige Beſtellung. Nach dem Stoppelſturze wird am zweckmäßigſten gleich im Herbſte noch eine zweite Ackerung, welche dann in rauher Furche über den Winter liegen bleibt, gegeben und im Frühjahre unmittelbar auf die abgeeggte Furche ge- ſäet, um beſonders in trockenen Gegenden die Winterfeuchte möglichſt beiſammen zu halten.

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft02_1876/52>, abgerufen am 22.11.2024.