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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876.

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Besondere Pflanzenbaulehre.
Stengeln und entfernt sie erst im Hofe mit der Hand oder in neuerer Zeit auch mit
Maschinen. Die nackten Kolben können bei uns wegen ihres großen Feuchtigkeits-
gehaltes (33 %) nicht gleich entkörnt werden, wenn nicht ein Verschimmeln und Ver-
derben der Kolben oder Körner eintreten soll. Bei kleinen Quantitäten hängt man
die mit einem Theile ihrer Deckblätter in Bündeln oder in Kränze zusammengebunde-
nen Kolben zum Austrocknen auf Baumäste, unter die Hausdächer, oder auf
Trockenpyramiden auf. Größere Mengen werden in eigene Trockenhäuser eingefüllt.
Es sind dieß nicht über 1.3--2 Meter breite, gegen die herrschende Windrichtung
gestellte leichte Gebäude, deren Wände aus eng gestellten Latten bestehen, durch welche
die Luft durchziehen, aber keine Körner herausfallen können. In diesen Trocken-
häusern bleibt der Mais bis gegen das Frühjahr, zu welcher Zeit das Entkörnen
vorgenommen wird. Das Entkörnen oder Abrebbeln geschieht entweder mit der Hand
mit einem stumpfen Messer oder durch Abdreschen auf einem Lattenroste oder durch
Maisentkörnungsmaschinen, welche für den Hand- und Dampfbetrieb eingerichtet
werden. Eine von drei Arbeitern bediente Handrebbelmaschine liefert im Tag
15--22 Hektoliter Körner, größere Maschinen für Kraftbetrieb 360--420
Hektoliter. Für den Samenbedarf bewahrt man bis zur Saat die Kolben in den
Lieschen auf und rebbelt nur die Körner in der Mitte oder von dem unteren Drittel
(siehe Seite 53) des Kolbens ab.

Der Ertrag an Körnern ist je nach der Cultur und dem Boden sehr ver-
schieden. Kleinkörnige Sorten, wie Cinquantino, Pignoletto etc. bleiben hinter dem
Ertrage der großkolbigen, großkörnigen Maissorten kaum zurück. Für einen etwaigen
Ausfall an der Hektoliterzahl liefern sie mehr als genügenden Ersatz durch das
höhere Hektolitergewicht und den besseren Preis, den sie in Folge desselben erzielen.
Das Hektar liefert im Durchschnitte 38--100 Hektoliter Kolben, welche 20--70
Hektoliter Körner geben. Im großen Durchschnitt beträgt der Körnerertrag 30 Hekto-
liter im Gewichte von 65--70 Kilogramm. Unter sehr günstigen Verhältnissen
steigen die Maximalerträge bis gegen 100 Hektoliter Körner. Die abgerebbelten
Spindeln werden gewöhnlich als Brennmaterial verwendet.

Das Stroh wird für sich durch Abhacken im Spätherbste gewonnen und wird
entweder als Streumaterial in den Viehausläufen oder für die Compostfabrikation
verwendet; geerntet werden 2.5--6.3 Tonnen, a 1000 Kilogr. per Hektar.

7. Die Mohrenhirse.

Die Mohrenhirse, Sirk, Besenkraut, Sorghohirse, Negerkorn, Durra oder Guinea-
korn (Sorghum vulgare Pers.) Sun bildet neben Eleusine coracana und indica und
Teff (Poa abyssinia Jacq.) die Hauptbrodfrucht in den afrikanischen Tropenländern.
Ihr Anbau, öfter nur eingesprengt in Mais und Kartoffelfeldern, erstreckt sich jedoch
auch auf Ungarn, Dalmatien, Siebenbürgen, Südtirol, Rumänien, Südfrankreich.
Noch unter dem 48° nördl. Breite kommen die Samen zur Reife, wenn auch die
Pflanzen kaum zwei Meter hoch werden. Ihre Körner werden in den genannten
Ländern nicht nur zur Mehlbereitung, sondern auch als Futter, besonders für

Beſondere Pflanzenbaulehre.
Stengeln und entfernt ſie erſt im Hofe mit der Hand oder in neuerer Zeit auch mit
Maſchinen. Die nackten Kolben können bei uns wegen ihres großen Feuchtigkeits-
gehaltes (33 %) nicht gleich entkörnt werden, wenn nicht ein Verſchimmeln und Ver-
derben der Kolben oder Körner eintreten ſoll. Bei kleinen Quantitäten hängt man
die mit einem Theile ihrer Deckblätter in Bündeln oder in Kränze zuſammengebunde-
nen Kolben zum Austrocknen auf Baumäſte, unter die Hausdächer, oder auf
Trockenpyramiden auf. Größere Mengen werden in eigene Trockenhäuſer eingefüllt.
Es ſind dieß nicht über 1.3—2 Meter breite, gegen die herrſchende Windrichtung
geſtellte leichte Gebäude, deren Wände aus eng geſtellten Latten beſtehen, durch welche
die Luft durchziehen, aber keine Körner herausfallen können. In dieſen Trocken-
häuſern bleibt der Mais bis gegen das Frühjahr, zu welcher Zeit das Entkörnen
vorgenommen wird. Das Entkörnen oder Abrebbeln geſchieht entweder mit der Hand
mit einem ſtumpfen Meſſer oder durch Abdreſchen auf einem Lattenroſte oder durch
Maisentkörnungsmaſchinen, welche für den Hand- und Dampfbetrieb eingerichtet
werden. Eine von drei Arbeitern bediente Handrebbelmaſchine liefert im Tag
15—22 Hektoliter Körner, größere Maſchinen für Kraftbetrieb 360—420
Hektoliter. Für den Samenbedarf bewahrt man bis zur Saat die Kolben in den
Lieſchen auf und rebbelt nur die Körner in der Mitte oder von dem unteren Drittel
(ſiehe Seite 53) des Kolbens ab.

Der Ertrag an Körnern iſt je nach der Cultur und dem Boden ſehr ver-
ſchieden. Kleinkörnige Sorten, wie Cinquantino, Pignoletto ꝛc. bleiben hinter dem
Ertrage der großkolbigen, großkörnigen Maisſorten kaum zurück. Für einen etwaigen
Ausfall an der Hektoliterzahl liefern ſie mehr als genügenden Erſatz durch das
höhere Hektolitergewicht und den beſſeren Preis, den ſie in Folge deſſelben erzielen.
Das Hektar liefert im Durchſchnitte 38—100 Hektoliter Kolben, welche 20—70
Hektoliter Körner geben. Im großen Durchſchnitt beträgt der Körnerertrag 30 Hekto-
liter im Gewichte von 65—70 Kilogramm. Unter ſehr günſtigen Verhältniſſen
ſteigen die Maximalerträge bis gegen 100 Hektoliter Körner. Die abgerebbelten
Spindeln werden gewöhnlich als Brennmaterial verwendet.

Das Stroh wird für ſich durch Abhacken im Spätherbſte gewonnen und wird
entweder als Streumaterial in den Viehausläufen oder für die Compoſtfabrikation
verwendet; geerntet werden 2.5—6.3 Tonnen, à 1000 Kilogr. per Hektar.

7. Die Mohrenhirſe.

Die Mohrenhirſe, Sirk, Beſenkraut, Sorghohirſe, Negerkorn, Durra oder Guinea-
korn (Sorghum vulgare Pers.) ☉ bildet neben Eleusine coracana und indica und
Teff (Poa abyssinia Jacq.) die Hauptbrodfrucht in den afrikaniſchen Tropenländern.
Ihr Anbau, öfter nur eingeſprengt in Mais und Kartoffelfeldern, erſtreckt ſich jedoch
auch auf Ungarn, Dalmatien, Siebenbürgen, Südtirol, Rumänien, Südfrankreich.
Noch unter dem 48° nördl. Breite kommen die Samen zur Reife, wenn auch die
Pflanzen kaum zwei Meter hoch werden. Ihre Körner werden in den genannten
Ländern nicht nur zur Mehlbereitung, ſondern auch als Futter, beſonders für

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[58/0072] Beſondere Pflanzenbaulehre. Stengeln und entfernt ſie erſt im Hofe mit der Hand oder in neuerer Zeit auch mit Maſchinen. Die nackten Kolben können bei uns wegen ihres großen Feuchtigkeits- gehaltes (33 %) nicht gleich entkörnt werden, wenn nicht ein Verſchimmeln und Ver- derben der Kolben oder Körner eintreten ſoll. Bei kleinen Quantitäten hängt man die mit einem Theile ihrer Deckblätter in Bündeln oder in Kränze zuſammengebunde- nen Kolben zum Austrocknen auf Baumäſte, unter die Hausdächer, oder auf Trockenpyramiden auf. Größere Mengen werden in eigene Trockenhäuſer eingefüllt. Es ſind dieß nicht über 1.3—2 Meter breite, gegen die herrſchende Windrichtung geſtellte leichte Gebäude, deren Wände aus eng geſtellten Latten beſtehen, durch welche die Luft durchziehen, aber keine Körner herausfallen können. In dieſen Trocken- häuſern bleibt der Mais bis gegen das Frühjahr, zu welcher Zeit das Entkörnen vorgenommen wird. Das Entkörnen oder Abrebbeln geſchieht entweder mit der Hand mit einem ſtumpfen Meſſer oder durch Abdreſchen auf einem Lattenroſte oder durch Maisentkörnungsmaſchinen, welche für den Hand- und Dampfbetrieb eingerichtet werden. Eine von drei Arbeitern bediente Handrebbelmaſchine liefert im Tag 15—22 Hektoliter Körner, größere Maſchinen für Kraftbetrieb 360—420 Hektoliter. Für den Samenbedarf bewahrt man bis zur Saat die Kolben in den Lieſchen auf und rebbelt nur die Körner in der Mitte oder von dem unteren Drittel (ſiehe Seite 53) des Kolbens ab. Der Ertrag an Körnern iſt je nach der Cultur und dem Boden ſehr ver- ſchieden. Kleinkörnige Sorten, wie Cinquantino, Pignoletto ꝛc. bleiben hinter dem Ertrage der großkolbigen, großkörnigen Maisſorten kaum zurück. Für einen etwaigen Ausfall an der Hektoliterzahl liefern ſie mehr als genügenden Erſatz durch das höhere Hektolitergewicht und den beſſeren Preis, den ſie in Folge deſſelben erzielen. Das Hektar liefert im Durchſchnitte 38—100 Hektoliter Kolben, welche 20—70 Hektoliter Körner geben. Im großen Durchſchnitt beträgt der Körnerertrag 30 Hekto- liter im Gewichte von 65—70 Kilogramm. Unter ſehr günſtigen Verhältniſſen ſteigen die Maximalerträge bis gegen 100 Hektoliter Körner. Die abgerebbelten Spindeln werden gewöhnlich als Brennmaterial verwendet. Das Stroh wird für ſich durch Abhacken im Spätherbſte gewonnen und wird entweder als Streumaterial in den Viehausläufen oder für die Compoſtfabrikation verwendet; geerntet werden 2.5—6.3 Tonnen, à 1000 Kilogr. per Hektar. 7. Die Mohrenhirſe. Die Mohrenhirſe, Sirk, Beſenkraut, Sorghohirſe, Negerkorn, Durra oder Guinea- korn (Sorghum vulgare Pers.) ☉ bildet neben Eleusine coracana und indica und Teff (Poa abyssinia Jacq.) die Hauptbrodfrucht in den afrikaniſchen Tropenländern. Ihr Anbau, öfter nur eingeſprengt in Mais und Kartoffelfeldern, erſtreckt ſich jedoch auch auf Ungarn, Dalmatien, Siebenbürgen, Südtirol, Rumänien, Südfrankreich. Noch unter dem 48° nördl. Breite kommen die Samen zur Reife, wenn auch die Pflanzen kaum zwei Meter hoch werden. Ihre Körner werden in den genannten Ländern nicht nur zur Mehlbereitung, ſondern auch als Futter, beſonders für

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft02_1876/72>, abgerufen am 27.11.2024.