Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kraft, Robert: Der Medizinmann. Dresden, 1896.

Bild:
<< vorherige Seite

Eisenbahn sei nur dazu da, den Menschen das Leben zu verbittern, und jetzt - - - ja, wohin aber nun, links oder rechts?"

Da war guter Rat teuer. Links sah es trostlos aus und rechts ebenso. Befahren wurde die Strecke, die Schienen waren blank, sogar auffallend blank.

Der Trapper hob ein Steinchen auf und warf es über den Kopf hinter sich. Es fiel nach links.

"Nach links also? Nein, nun gehe ich gerade rechts, nur kein Aberglaube," und damit eilte er mit Riesenschritten nach rechts.

Er war erst zehn Minuten so gegangen, als ihm ein Zug entgegenkam, wenigstens sah er einen Wagen auf sich zukommen, die Lokomotive mußte schieben.

Sicherlich hatte der Trapper lange keine Eisenbahn mehr gesehen, sonst wäre ihm die Kleinheit des Waggons aufgefallen. Er war nicht größer als ein Schubkarren, aber auf hohen Rädern ruhend.

Schnell ließ der Jäger den Indianer zu Boden gleiten, sprang zwischen die Schienen, riß den verwetterten Filz vom Kopfe und schwenkte ihn durch die Luft.

"Hallo, he, halt, stopp!" schrie er, mußte aber noch schneller beiseite springen und sich an die Felswand drücken, sonst hätte der Zug ihn überfahren.

"Caracho di lognietti! Himmelkreuzschockschwerebrett! Ja - wa - was ist denn das?" stotterte er. "Da fährt wohl der Teufel spazieren?"

Es war nur ein einziger Wagen, der vorbeisauste, auch noch bergan, und keine Lokomotive schob ihn, keine Maschinerie war zu sehen, kein Rauch, dagegen sprühten da, wo die Räder die Schienen berührten, lange, weiße Funken knisternd hervor.

Eisenbahn sei nur dazu da, den Menschen das Leben zu verbittern, und jetzt – – – ja, wohin aber nun, links oder rechts?“

Da war guter Rat teuer. Links sah es trostlos aus und rechts ebenso. Befahren wurde die Strecke, die Schienen waren blank, sogar auffallend blank.

Der Trapper hob ein Steinchen auf und warf es über den Kopf hinter sich. Es fiel nach links.

„Nach links also? Nein, nun gehe ich gerade rechts, nur kein Aberglaube,“ und damit eilte er mit Riesenschritten nach rechts.

Er war erst zehn Minuten so gegangen, als ihm ein Zug entgegenkam, wenigstens sah er einen Wagen auf sich zukommen, die Lokomotive mußte schieben.

Sicherlich hatte der Trapper lange keine Eisenbahn mehr gesehen, sonst wäre ihm die Kleinheit des Waggons aufgefallen. Er war nicht größer als ein Schubkarren, aber auf hohen Rädern ruhend.

Schnell ließ der Jäger den Indianer zu Boden gleiten, sprang zwischen die Schienen, riß den verwetterten Filz vom Kopfe und schwenkte ihn durch die Luft.

„Hallo, he, halt, stopp!“ schrie er, mußte aber noch schneller beiseite springen und sich an die Felswand drücken, sonst hätte der Zug ihn überfahren.

Caracho di lognietti! Himmelkreuzschockschwerebrett! Ja – wa – was ist denn das?“ stotterte er. „Da fährt wohl der Teufel spazieren?“

Es war nur ein einziger Wagen, der vorbeisauste, auch noch bergan, und keine Lokomotive schob ihn, keine Maschinerie war zu sehen, kein Rauch, dagegen sprühten da, wo die Räder die Schienen berührten, lange, weiße Funken knisternd hervor.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0009" n="9"/>
Eisenbahn sei nur dazu da, den Menschen das Leben zu verbittern, und jetzt &#x2013; &#x2013; &#x2013; ja, wohin aber nun, links oder rechts?&#x201C;</p>
        <p>Da war guter Rat teuer. Links sah es trostlos aus und rechts ebenso. Befahren wurde die Strecke, die Schienen waren blank, sogar auffallend blank.</p>
        <p>Der Trapper hob ein Steinchen auf und warf es über den Kopf hinter sich. Es fiel nach links.</p>
        <p>&#x201E;Nach links also? Nein, nun gehe ich gerade rechts, nur kein Aberglaube,&#x201C; und damit eilte er mit Riesenschritten nach rechts.</p>
        <p>Er war erst zehn Minuten so gegangen, als ihm ein Zug entgegenkam, wenigstens sah er einen Wagen auf sich zukommen, die Lokomotive mußte schieben.</p>
        <p>Sicherlich hatte der Trapper lange keine Eisenbahn mehr gesehen, sonst wäre ihm die Kleinheit des Waggons aufgefallen. Er war nicht größer als ein Schubkarren, aber auf hohen Rädern ruhend.</p>
        <p>Schnell ließ der Jäger den Indianer zu Boden gleiten, sprang zwischen die Schienen, riß den verwetterten Filz vom Kopfe und schwenkte ihn durch die Luft.</p>
        <p>&#x201E;Hallo, he, halt, stopp!&#x201C; schrie er, mußte aber noch schneller beiseite springen und sich an die Felswand drücken, sonst hätte der Zug ihn überfahren.</p>
        <p>&#x201E;<hi rendition="#aq">Caracho di lognietti!</hi> Himmelkreuzschockschwerebrett! Ja &#x2013; wa &#x2013; was ist denn das?&#x201C; stotterte er. &#x201E;Da fährt wohl der Teufel spazieren?&#x201C;</p>
        <p>Es war nur ein einziger Wagen, der vorbeisauste, auch noch bergan, und keine Lokomotive schob ihn, keine Maschinerie war zu sehen, kein Rauch, dagegen sprühten da, wo die Räder die Schienen berührten, lange, weiße Funken knisternd hervor.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[9/0009] Eisenbahn sei nur dazu da, den Menschen das Leben zu verbittern, und jetzt – – – ja, wohin aber nun, links oder rechts?“ Da war guter Rat teuer. Links sah es trostlos aus und rechts ebenso. Befahren wurde die Strecke, die Schienen waren blank, sogar auffallend blank. Der Trapper hob ein Steinchen auf und warf es über den Kopf hinter sich. Es fiel nach links. „Nach links also? Nein, nun gehe ich gerade rechts, nur kein Aberglaube,“ und damit eilte er mit Riesenschritten nach rechts. Er war erst zehn Minuten so gegangen, als ihm ein Zug entgegenkam, wenigstens sah er einen Wagen auf sich zukommen, die Lokomotive mußte schieben. Sicherlich hatte der Trapper lange keine Eisenbahn mehr gesehen, sonst wäre ihm die Kleinheit des Waggons aufgefallen. Er war nicht größer als ein Schubkarren, aber auf hohen Rädern ruhend. Schnell ließ der Jäger den Indianer zu Boden gleiten, sprang zwischen die Schienen, riß den verwetterten Filz vom Kopfe und schwenkte ihn durch die Luft. „Hallo, he, halt, stopp!“ schrie er, mußte aber noch schneller beiseite springen und sich an die Felswand drücken, sonst hätte der Zug ihn überfahren. „Caracho di lognietti! Himmelkreuzschockschwerebrett! Ja – wa – was ist denn das?“ stotterte er. „Da fährt wohl der Teufel spazieren?“ Es war nur ein einziger Wagen, der vorbeisauste, auch noch bergan, und keine Lokomotive schob ihn, keine Maschinerie war zu sehen, kein Rauch, dagegen sprühten da, wo die Räder die Schienen berührten, lange, weiße Funken knisternd hervor.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-26T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-26T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-26T10:30:31Z)

Weitere Informationen:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kraft_medizinmann_1896
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kraft_medizinmann_1896/9
Zitationshilfe: Kraft, Robert: Der Medizinmann. Dresden, 1896, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kraft_medizinmann_1896/9>, abgerufen am 25.11.2024.