Da es sehr weitläufig wäre, jedesmal den ganzen Cyklus mechanisch einwirkender Hülfen anzuwenden, um das Pferd in den Galopp zu setzen, Hülfen die nur ein fertiger Reiter in der nöthigen Uebereinstimmung zu geben vermag, so substituirt man im Laufe der Dressur nach und nach ein einfaches Zeichen für den Galopp, je nach der Be- quemlichkeit des Reiters. Die jetzt meist eingeführte Hülfe ist das kurze, scharfe Anlegen des auswendigen Schenkels bei leicht verhaltendem Zügel. Ehemals pflegte man mit der Fussspitze noch dazu das inwendige Schulterblatt zu berühren; die Damenpferde sprengt man durch einen kleinen Gertenstreich auf der inwendi- gen Schulter an etc. Dass diese Hülfe eine selbstgewählte und von keiner mechanischen Wirkung zur Erzeugung des Galopps ist und somit ein nicht darauf abgerichtetes Pferd auf diese Hülfe nicht galoppiren wird, bedarf wohl keiner Erwähnung. Nachdem man durch mechanisch einwirkende Hülfen das Thier ga- loppiren lehrte, hat man den combinirten Hülfen den Schenkeldruck substituirt und straft endlich das unaufmerksame Thier durch den Spornstich, wenn es auf den Schenkeldruck nicht anspringt. Nun will aber der Nichtdenkende das rohe Thier auch durch einen Druck des Schenkels galoppiren und stösst mit dem Sporn, wenn derselbe erfolglos blieb. Auf diese Art hat sich der Ge- brauch des auswendigen Sporns in den Köpfen der rohen Empiriker als ein Universalrezept zur Erzeu- gung des Galopps festgesetzt, von dem sie selbst beim rohen Pferde in den stärksten Dosen, mit Beimischung kräftiger Rucke der Zügelfaust und einer galoppirenden Bewegung ihres eigenen Leibes, Gebrauch machen. Bei der Cavallerie ist es wichtig, dass man bei einem bestimmten Zeichen für den Galopp bleibt, und ich sehe keinen Fortschritt darin, für die altherkömmlichen auswendigen die inwendigen Schenkel setzen zu wollen. Wenn auch das Stossen mit der Fussspitze an das inwendige Blatt sich mit unserem jetzigen Sitze nicht verträgt, so glaube ich doch, dass es, als Zeichen betrachtet, eben so gut ist, wie der inwendige oder auswendige Schenkel, es kömmt nur auf den consequenten Gebrauch an. Jedenfalls finde ich es für den Dienst nothwendig, sämmtliche Thiere an ein und dasselbe Zeichen zu gewöhnen, damit jedes Pferd jeden Mann verstehe.
Vom Gange der Dressur.
Da es sehr weitläufig wäre, jedesmal den ganzen Cyklus mechanisch einwirkender Hülfen anzuwenden, um das Pferd in den Galopp zu setzen, Hülfen die nur ein fertiger Reiter in der nöthigen Uebereinstimmung zu geben vermag, so substituirt man im Laufe der Dressur nach und nach ein einfaches Zeichen für den Galopp, je nach der Be- quemlichkeit des Reiters. Die jetzt meist eingeführte Hülfe ist das kurze, scharfe Anlegen des auswendigen Schenkels bei leicht verhaltendem Zügel. Ehemals pflegte man mit der Fussspitze noch dazu das inwendige Schulterblatt zu berühren; die Damenpferde sprengt man durch einen kleinen Gertenstreich auf der inwendi- gen Schulter an etc. Dass diese Hülfe eine selbstgewählte und von keiner mechanischen Wirkung zur Erzeugung des Galopps ist und somit ein nicht darauf abgerichtetes Pferd auf diese Hülfe nicht galoppiren wird, bedarf wohl keiner Erwähnung. Nachdem man durch mechanisch einwirkende Hülfen das Thier ga- loppiren lehrte, hat man den combinirten Hülfen den Schenkeldruck substituirt und straft endlich das unaufmerksame Thier durch den Spornstich, wenn es auf den Schenkeldruck nicht anspringt. Nun will aber der Nichtdenkende das rohe Thier auch durch einen Druck des Schenkels galoppiren und stösst mit dem Sporn, wenn derselbe erfolglos blieb. Auf diese Art hat sich der Ge- brauch des auswendigen Sporns in den Köpfen der rohen Empiriker als ein Universalrezept zur Erzeu- gung des Galopps festgesetzt, von dem sie selbst beim rohen Pferde in den stärksten Dosen, mit Beimischung kräftiger Rucke der Zügelfaust und einer galoppirenden Bewegung ihres eigenen Leibes, Gebrauch machen. Bei der Cavallerie ist es wichtig, dass man bei einem bestimmten Zeichen für den Galopp bleibt, und ich sehe keinen Fortschritt darin, für die altherkömmlichen auswendigen die inwendigen Schenkel setzen zu wollen. Wenn auch das Stossen mit der Fussspitze an das inwendige Blatt sich mit unserem jetzigen Sitze nicht verträgt, so glaube ich doch, dass es, als Zeichen betrachtet, eben so gut ist, wie der inwendige oder auswendige Schenkel, es kömmt nur auf den consequenten Gebrauch an. Jedenfalls finde ich es für den Dienst nothwendig, sämmtliche Thiere an ein und dasselbe Zeichen zu gewöhnen, damit jedes Pferd jeden Mann verstehe.
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Vom Gange der Dressur.
Da es sehr weitläufig wäre, jedesmal den ganzen
Cyklus mechanisch einwirkender Hülfen anzuwenden,
um das Pferd in den Galopp zu setzen, Hülfen die nur ein fertiger
Reiter in der nöthigen Uebereinstimmung zu geben vermag, so
substituirt man im Laufe der Dressur nach und nach
ein einfaches Zeichen für den Galopp, je nach der Be-
quemlichkeit des Reiters. Die jetzt meist eingeführte Hülfe ist
das kurze, scharfe Anlegen des auswendigen Schenkels bei leicht
verhaltendem Zügel. Ehemals pflegte man mit der Fussspitze noch
dazu das inwendige Schulterblatt zu berühren; die Damenpferde
sprengt man durch einen kleinen Gertenstreich auf der inwendi-
gen Schulter an etc. Dass diese Hülfe eine selbstgewählte und
von keiner mechanischen Wirkung zur Erzeugung des
Galopps ist und somit ein nicht darauf abgerichtetes Pferd auf
diese Hülfe nicht galoppiren wird, bedarf wohl keiner Erwähnung.
Nachdem man durch mechanisch einwirkende Hülfen das Thier ga-
loppiren lehrte, hat man den combinirten Hülfen den Schenkeldruck
substituirt und straft endlich das unaufmerksame Thier durch den
Spornstich, wenn es auf den Schenkeldruck nicht anspringt. Nun
will aber der Nichtdenkende das rohe Thier auch durch einen
Druck des Schenkels galoppiren und stösst mit dem Sporn, wenn
derselbe erfolglos blieb. Auf diese Art hat sich der Ge-
brauch des auswendigen Sporns in den Köpfen der
rohen Empiriker als ein Universalrezept zur Erzeu-
gung des Galopps festgesetzt, von dem sie selbst beim
rohen Pferde in den stärksten Dosen, mit Beimischung kräftiger
Rucke der Zügelfaust und einer galoppirenden Bewegung ihres
eigenen Leibes, Gebrauch machen. Bei der Cavallerie ist es
wichtig, dass man bei einem bestimmten Zeichen für
den Galopp bleibt, und ich sehe keinen Fortschritt darin, für
die altherkömmlichen auswendigen die inwendigen Schenkel
setzen zu wollen. Wenn auch das Stossen mit der Fussspitze an
das inwendige Blatt sich mit unserem jetzigen Sitze nicht verträgt,
so glaube ich doch, dass es, als Zeichen betrachtet, eben so gut ist,
wie der inwendige oder auswendige Schenkel, es kömmt nur auf
den consequenten Gebrauch an. Jedenfalls finde ich es für den
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Krane, Friedrich von: Die Dressur des Reitpferdes (Campagne- und Gebrauchs-Pferdes). Münster, 1856, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krane_reitpferd_1856/264>, abgerufen am 27.11.2024.
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