Sie umfasst die Uebungen der Volten im Galopp, wie das Wechseln durch die Bahn. Bei den Uebungen der Volten im Galopp ist zu erwähnen, wie dieselben nach und nach von einem Durchmesser von etwa 12 Schritt zu den von 6 reduzirt werden müssen. Es ist die Hauptschwierigkeit, den weniger erfah- renen Reitern begreiflich zu machen, wie die Neigung des Reiter- gewichts nach der inwendigen Seite bei hinreichend treibendem Schenkel die Haupthülfe für die Wendung sein dürfte; wie die Wirkung des inwendigen Zügels die Gegenwirkung des auswendi- gen Schenkels und die verhaltende Kraft des auswendigen Zügels die Gegenwirkung des inneren Schenkels erheischt; wie ferner Pferde, welche zum Ausfallen der Kruppe neigen, bei ruhig anstehendem inwendigen Zügel durch die Wirkung des auswendigen Zügels und Schenkels bei einwärtsgeneigtem Reitergewichte gewendet werden können. Mehr bekannnt ist ihnen, dass der auswendige Zügel, führend gebraucht, unter Mitwirkung des inneren Schenkels die Volte erweitert, der auswendige Zügel, verhaltend gebraucht, von dem auswendigen Schenkel unterstützt, aber die Volte verengt. Es wird bei den eng gehenden Pferden sehr schwer sein, ein Wech- seln bei engen Volten zu vermeiden. Dieses ist stets ein Zeichen des verlorenen Gleichgewichtes, welches das Thier durch die schnelle Verlegung des Schwerpunktes nach aussen wieder herzustellen be- müht ist. Mässige Neigung in die Volte und richtiger Gebrauch des auswendigen Zügels müssen das Thier unterstützen.
Das Wechseln des Pferdes im Galopp ist darum nöthig, weil scharfe Wendungen gegen die Hand bei einigermassen ungün- stigem Terrain sehr leicht ein Gleiten und Fallen des Pferdes zur Folge haben, man mithin bei Pferden, welche man tummeln will, der Gewandtheit bedarf, leicht vor der Wendung im Galopp zu wechseln, damit man nie gegen die Hand zu wenden braucht. Ein vorheriges Ueberführen in den Trab würde zu viel Zeit kosten. Man übe indess nur zum Tummeln geeignete Pferde in dieser Lec- tion. Bei den schweren und unregelmässigen Gebäuden wird man sich begnügen, sie aus dem Galopp auf der einen Hand in den Trab über zu führen, in diesem Gange die Stellung zu wechseln und auf der anderen Hand anzusprengen. Hiemit wird man auch
Vom Gange der Dressur.
Vierte Periode.
Sie umfasst die Uebungen der Volten im Galopp, wie das Wechseln durch die Bahn. Bei den Uebungen der Volten im Galopp ist zu erwähnen, wie dieselben nach und nach von einem Durchmesser von etwa 12 Schritt zu den von 6 reduzirt werden müssen. Es ist die Hauptschwierigkeit, den weniger erfah- renen Reitern begreiflich zu machen, wie die Neigung des Reiter- gewichts nach der inwendigen Seite bei hinreichend treibendem Schenkel die Haupthülfe für die Wendung sein dürfte; wie die Wirkung des inwendigen Zügels die Gegenwirkung des auswendi- gen Schenkels und die verhaltende Kraft des auswendigen Zügels die Gegenwirkung des inneren Schenkels erheischt; wie ferner Pferde, welche zum Ausfallen der Kruppe neigen, bei ruhig anstehendem inwendigen Zügel durch die Wirkung des auswendigen Zügels und Schenkels bei einwärtsgeneigtem Reitergewichte gewendet werden können. Mehr bekannnt ist ihnen, dass der auswendige Zügel, führend gebraucht, unter Mitwirkung des inneren Schenkels die Volte erweitert, der auswendige Zügel, verhaltend gebraucht, von dem auswendigen Schenkel unterstützt, aber die Volte verengt. Es wird bei den eng gehenden Pferden sehr schwer sein, ein Wech- seln bei engen Volten zu vermeiden. Dieses ist stets ein Zeichen des verlorenen Gleichgewichtes, welches das Thier durch die schnelle Verlegung des Schwerpunktes nach aussen wieder herzustellen be- müht ist. Mässige Neigung in die Volte und richtiger Gebrauch des auswendigen Zügels müssen das Thier unterstützen.
Das Wechseln des Pferdes im Galopp ist darum nöthig, weil scharfe Wendungen gegen die Hand bei einigermassen ungün- stigem Terrain sehr leicht ein Gleiten und Fallen des Pferdes zur Folge haben, man mithin bei Pferden, welche man tummeln will, der Gewandtheit bedarf, leicht vor der Wendung im Galopp zu wechseln, damit man nie gegen die Hand zu wenden braucht. Ein vorheriges Ueberführen in den Trab würde zu viel Zeit kosten. Man übe indess nur zum Tummeln geeignete Pferde in dieser Lec- tion. Bei den schweren und unregelmässigen Gebäuden wird man sich begnügen, sie aus dem Galopp auf der einen Hand in den Trab über zu führen, in diesem Gange die Stellung zu wechseln und auf der anderen Hand anzusprengen. Hiemit wird man auch
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Vom Gange der Dressur.
Vierte Periode.
Sie umfasst die Uebungen der Volten im Galopp, wie das
Wechseln durch die Bahn. Bei den Uebungen der Volten
im Galopp ist zu erwähnen, wie dieselben nach und nach von
einem Durchmesser von etwa 12 Schritt zu den von 6 reduzirt
werden müssen. Es ist die Hauptschwierigkeit, den weniger erfah-
renen Reitern begreiflich zu machen, wie die Neigung des Reiter-
gewichts nach der inwendigen Seite bei hinreichend treibendem
Schenkel die Haupthülfe für die Wendung sein dürfte; wie die
Wirkung des inwendigen Zügels die Gegenwirkung des auswendi-
gen Schenkels und die verhaltende Kraft des auswendigen Zügels
die Gegenwirkung des inneren Schenkels erheischt; wie ferner Pferde,
welche zum Ausfallen der Kruppe neigen, bei ruhig anstehendem
inwendigen Zügel durch die Wirkung des auswendigen Zügels und
Schenkels bei einwärtsgeneigtem Reitergewichte gewendet werden
können. Mehr bekannnt ist ihnen, dass der auswendige Zügel,
führend gebraucht, unter Mitwirkung des inneren Schenkels die
Volte erweitert, der auswendige Zügel, verhaltend gebraucht, von
dem auswendigen Schenkel unterstützt, aber die Volte verengt.
Es wird bei den eng gehenden Pferden sehr schwer sein, ein Wech-
seln bei engen Volten zu vermeiden. Dieses ist stets ein Zeichen
des verlorenen Gleichgewichtes, welches das Thier durch die schnelle
Verlegung des Schwerpunktes nach aussen wieder herzustellen be-
müht ist. Mässige Neigung in die Volte und richtiger Gebrauch
des auswendigen Zügels müssen das Thier unterstützen.
Das Wechseln des Pferdes im Galopp ist darum nöthig,
weil scharfe Wendungen gegen die Hand bei einigermassen ungün-
stigem Terrain sehr leicht ein Gleiten und Fallen des Pferdes zur
Folge haben, man mithin bei Pferden, welche man tummeln will,
der Gewandtheit bedarf, leicht vor der Wendung im Galopp zu
wechseln, damit man nie gegen die Hand zu wenden braucht. Ein
vorheriges Ueberführen in den Trab würde zu viel Zeit kosten.
Man übe indess nur zum Tummeln geeignete Pferde in dieser Lec-
tion. Bei den schweren und unregelmässigen Gebäuden wird man
sich begnügen, sie aus dem Galopp auf der einen Hand in den
Trab über zu führen, in diesem Gange die Stellung zu wechseln
und auf der anderen Hand anzusprengen. Hiemit wird man auch
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Krane, Friedrich von: Die Dressur des Reitpferdes (Campagne- und Gebrauchs-Pferdes). Münster, 1856, S. 250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krane_reitpferd_1856/272>, abgerufen am 27.11.2024.
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