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Krane, Friedrich von: Die Dressur des Reitpferdes (Campagne- und Gebrauchs-Pferdes). Münster, 1856.

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keit und Gewöhnung einen verschiedenen Grad von Anstrengung,
mithin eine verschiedene Consumtion der Kräfte hervor-
rufen, die wiederum ein verschiedenes Mass der Ergänzung,
mithin ungleiche Quantitäten Nahrungsstoff bedingen.

Es wird aber auch ferner das Futter ein bestimmtes
Volumen haben müssen, um den Verdauungsapparat
angemessen zu füllen und zu beschäftigen
. Man würde
sehr viel gewinnen, wenn es blos darauf ankäme, dem Pferde ein
bestimmtes Quantum von Nahrungsstoff zuzuführen und das Volu-
men desselben gleichgültig wäre, indem man dann die Belastung
des Thieres, das sein Futter selbst tragen muss, verringern könnte.
Sehr interessante grössere Versuche, welche man gemacht hat,
Cavalleriepferde mit Broden zu ernähren, die in kleinster Form den
benöthigten Nahrungsstoff enthielten, haben die Ueberzeugung gege-
ben, dass auch das Volumen von der grössten Wichtigkeit ist. Das
Resultat war ein sehr ungünstiges. Es trat eine solche Schwächung
der Verdauungswerkzeuge und in Folge deren solche Kraftlosigkeit
und Abmagerung ein, dass man von Fortführung des Experimentes
abstehen musste. Im Allgemeinen scheint der Grundsatz: "Masse
giebt Masse
", ein richtiger. Je substanziöser das Futter, um
so fester, enger erscheinen die Texturen, und dem Raume nach um
so gedrängter die Gebilde des thierischen Körpers; je voluminöser
das Futter, um so schlaffer, weicher, dem Raume nach massiger
treten sie auf. Das zarte, feinknochige Skelett des mit Gerste ge-
nährten Arabers wiegt eben so viel, als das Riesengerippe des breit-
knochigen Niederungspferdes, das der üppige Graswuchs nährte.
Thiere, von denen wir schnelle, schwunghafte und
energische Dienste verlangen
, zu denen die Massenhaftigkeit
des Leibes ihnen hinderlich würde, werden wir deshalb vor-
herrschend mit Körnern füttern müssen
. Haben wir
aber deren nicht genug, um das nöthige Volumen zu erreichen,
so werden wir so viel an Heu und Stroh zusetzen müssen, um dies
Volumen zu erreichen. Ich würde gewiss keinen Häcksel füt-
tern
, wenn mir das Haferquantum sammt den 5 Pf. Heu für ein
Cürassierpferd, oft gemeiner Race, dem Volumen nach ausreichend,
und Langstroh in der Raufe Ersatz dafür zu gewähren schien.
Es macht aber auch der Nebenzweck, durch den Häcksel den
Hafer besser auszunützen
, jenen wünschenswerth. Gierige
Fresser, und man komme in Cavallerieställe, um sich von deren
Vorhandensein zu überzeugen, käuen den Hafer mit Häcksel länger
und schärfer. Durch das Kauen aber werden die Speichel-

Anhang.
keit und Gewöhnung einen verschiedenen Grad von Anstrengung,
mithin eine verschiedene Consumtion der Kräfte hervor-
rufen, die wiederum ein verschiedenes Mass der Ergänzung,
mithin ungleiche Quantitäten Nahrungsstoff bedingen.

Es wird aber auch ferner das Futter ein bestimmtes
Volumen haben müssen, um den Verdauungsapparat
angemessen zu füllen und zu beschäftigen
. Man würde
sehr viel gewinnen, wenn es blos darauf ankäme, dem Pferde ein
bestimmtes Quantum von Nahrungsstoff zuzuführen und das Volu-
men desselben gleichgültig wäre, indem man dann die Belastung
des Thieres, das sein Futter selbst tragen muss, verringern könnte.
Sehr interessante grössere Versuche, welche man gemacht hat,
Cavalleriepferde mit Broden zu ernähren, die in kleinster Form den
benöthigten Nahrungsstoff enthielten, haben die Ueberzeugung gege-
ben, dass auch das Volumen von der grössten Wichtigkeit ist. Das
Resultat war ein sehr ungünstiges. Es trat eine solche Schwächung
der Verdauungswerkzeuge und in Folge deren solche Kraftlosigkeit
und Abmagerung ein, dass man von Fortführung des Experimentes
abstehen musste. Im Allgemeinen scheint der Grundsatz: „Masse
giebt Masse
“, ein richtiger. Je substanziöser das Futter, um
so fester, enger erscheinen die Texturen, und dem Raume nach um
so gedrängter die Gebilde des thierischen Körpers; je voluminöser
das Futter, um so schlaffer, weicher, dem Raume nach massiger
treten sie auf. Das zarte, feinknochige Skelett des mit Gerste ge-
nährten Arabers wiegt eben so viel, als das Riesengerippe des breit-
knochigen Niederungspferdes, das der üppige Graswuchs nährte.
Thiere, von denen wir schnelle, schwunghafte und
energische Dienste verlangen
, zu denen die Massenhaftigkeit
des Leibes ihnen hinderlich würde, werden wir deshalb vor-
herrschend mit Körnern füttern müssen
. Haben wir
aber deren nicht genug, um das nöthige Volumen zu erreichen,
so werden wir so viel an Heu und Stroh zusetzen müssen, um dies
Volumen zu erreichen. Ich würde gewiss keinen Häcksel füt-
tern
, wenn mir das Haferquantum sammt den 5 Pf. Heu für ein
Cürassierpferd, oft gemeiner Race, dem Volumen nach ausreichend,
und Langstroh in der Raufe Ersatz dafür zu gewähren schien.
Es macht aber auch der Nebenzweck, durch den Häcksel den
Hafer besser auszunützen
, jenen wünschenswerth. Gierige
Fresser, und man komme in Cavallerieställe, um sich von deren
Vorhandensein zu überzeugen, käuen den Hafer mit Häcksel länger
und schärfer. Durch das Kauen aber werden die Speichel-

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[290/0312] Anhang. keit und Gewöhnung einen verschiedenen Grad von Anstrengung, mithin eine verschiedene Consumtion der Kräfte hervor- rufen, die wiederum ein verschiedenes Mass der Ergänzung, mithin ungleiche Quantitäten Nahrungsstoff bedingen. Es wird aber auch ferner das Futter ein bestimmtes Volumen haben müssen, um den Verdauungsapparat angemessen zu füllen und zu beschäftigen. Man würde sehr viel gewinnen, wenn es blos darauf ankäme, dem Pferde ein bestimmtes Quantum von Nahrungsstoff zuzuführen und das Volu- men desselben gleichgültig wäre, indem man dann die Belastung des Thieres, das sein Futter selbst tragen muss, verringern könnte. Sehr interessante grössere Versuche, welche man gemacht hat, Cavalleriepferde mit Broden zu ernähren, die in kleinster Form den benöthigten Nahrungsstoff enthielten, haben die Ueberzeugung gege- ben, dass auch das Volumen von der grössten Wichtigkeit ist. Das Resultat war ein sehr ungünstiges. Es trat eine solche Schwächung der Verdauungswerkzeuge und in Folge deren solche Kraftlosigkeit und Abmagerung ein, dass man von Fortführung des Experimentes abstehen musste. Im Allgemeinen scheint der Grundsatz: „Masse giebt Masse“, ein richtiger. Je substanziöser das Futter, um so fester, enger erscheinen die Texturen, und dem Raume nach um so gedrängter die Gebilde des thierischen Körpers; je voluminöser das Futter, um so schlaffer, weicher, dem Raume nach massiger treten sie auf. Das zarte, feinknochige Skelett des mit Gerste ge- nährten Arabers wiegt eben so viel, als das Riesengerippe des breit- knochigen Niederungspferdes, das der üppige Graswuchs nährte. Thiere, von denen wir schnelle, schwunghafte und energische Dienste verlangen, zu denen die Massenhaftigkeit des Leibes ihnen hinderlich würde, werden wir deshalb vor- herrschend mit Körnern füttern müssen. Haben wir aber deren nicht genug, um das nöthige Volumen zu erreichen, so werden wir so viel an Heu und Stroh zusetzen müssen, um dies Volumen zu erreichen. Ich würde gewiss keinen Häcksel füt- tern, wenn mir das Haferquantum sammt den 5 Pf. Heu für ein Cürassierpferd, oft gemeiner Race, dem Volumen nach ausreichend, und Langstroh in der Raufe Ersatz dafür zu gewähren schien. Es macht aber auch der Nebenzweck, durch den Häcksel den Hafer besser auszunützen, jenen wünschenswerth. Gierige Fresser, und man komme in Cavallerieställe, um sich von deren Vorhandensein zu überzeugen, käuen den Hafer mit Häcksel länger und schärfer. Durch das Kauen aber werden die Speichel-

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Zitationshilfe: Krane, Friedrich von: Die Dressur des Reitpferdes (Campagne- und Gebrauchs-Pferdes). Münster, 1856, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krane_reitpferd_1856/312>, abgerufen am 21.11.2024.