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Kraus, Otto: Der Professorenroman. In: Zeitfragen des christlichen Volkslebens/ Band IX. Heft 4 (1884).

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Und versuchte mich Einer forschend mit Fragen: "Ja so
reichlich rinnt der starke Strom der Schmerzen, da Uebles und
Arges und Bitterböses und lästige Leiden, auch unverschuldet,
mit Weh überwuchert die Welt -- wär' es nicht weiser, wohliger,
wonniger, wenn gar nichts wäre? (Dieser Unsinn!) Wenn die
Wahl dir wäre zu wählen, durch deinen Wink, dein Wort zu
bewirken, daß die Welt nicht wäre und all' ihre wimmelnden
Wesen, oder aber, daß sie weiter wachse mit ihren Wonnen und
ihrem Weh; -- wie würdest du wählen? -- --: sonder Besinnen
sagt' ich: sie sei. Und wer anders sagt, -- der ist siech an
der Seele!

Denn selbst wenn die Wonnen nicht überwiegen das Weh --:
und wer will das wägen? --: nicht um des Einzelnen willen ist
die Welt, nicht für seine Wonne, sondern daß sieghaft das große
Gesetz des Schicksals geschehe.

Und Weh zu verwinden, -- dazu ist Helden das Herz ge-
geben. Auch den Tod zu tragen, ohne Himmelshoffnung, in
muthiger Mannheit, als Zoll ihn zu zahlen für die geliehene
Lust des Lebens.

Wen'ge, ich weiß es, wird er trösten, Odhin's
helden-tapfrer Trost:
Helden erhebt er, die des Trostes
kaum bedürfen, Feige füllt er vollends mit Furcht."

Wir brechen hier ab. Die Liedstäbe und das erhabene
Gewäsch gehen noch ein gutes Stück weiter fort.

Ohne Zweifel rechnet Professor Dahn sich selbst zu den
wenigen Helden, die Odhin's Trost kaum bedürfen. Jn diesem
Falle sind wir zu der Frage berechtigt: Wie lebt denn Felix
Dahn in Königsberg für das deutsche Volk? Wie leidet denn
der Mann für sein Volk? Wie wird denn der Mann für sein
Volk fallen? Es ist ein Wort Baco's, daß nur die Ober-
flächlichkeit im Denken vom lebendigen Gott abführe. Und
wirklich beweist das mitgetheilte Phrasengeklingel nichts anderes
als die außerordentlich große Oberflächlichkeit F. Dahn's, der
mit den Thoren in seinem Herzen und in seinen Büchern spricht:
Es ist kein Gott, dessen "Kampf um Rom" ein alter, milder

Und verſuchte mich Einer forſchend mit Fragen: „Ja ſo
reichlich rinnt der ſtarke Strom der Schmerzen, da Uebles und
Arges und Bitterböſes und läſtige Leiden, auch unverſchuldet,
mit Weh überwuchert die Welt — wär’ es nicht weiſer, wohliger,
wonniger, wenn gar nichts wäre? (Dieſer Unſinn!) Wenn die
Wahl dir wäre zu wählen, durch deinen Wink, dein Wort zu
bewirken, daß die Welt nicht wäre und all’ ihre wimmelnden
Weſen, oder aber, daß ſie weiter wachſe mit ihren Wonnen und
ihrem Weh; — wie würdeſt du wählen? — —: ſonder Beſinnen
ſagt’ ich: ſie ſei. Und wer anders ſagt, — der iſt ſiech an
der Seele!

Denn ſelbſt wenn die Wonnen nicht überwiegen das Weh —:
und wer will das wägen? —: nicht um des Einzelnen willen iſt
die Welt, nicht für ſeine Wonne, ſondern daß ſieghaft das große
Geſetz des Schickſals geſchehe.

Und Weh zu verwinden, — dazu iſt Helden das Herz ge-
geben. Auch den Tod zu tragen, ohne Himmelshoffnung, in
muthiger Mannheit, als Zoll ihn zu zahlen für die geliehene
Luſt des Lebens.

Wen’ge, ich weiß es, wird er tröſten, Odhin’s
helden-tapfrer Troſt:
Helden erhebt er, die des Troſtes
kaum bedürfen, Feige füllt er vollends mit Furcht.‟

Wir brechen hier ab. Die Liedſtäbe und das erhabene
Gewäſch gehen noch ein gutes Stück weiter fort.

Ohne Zweifel rechnet Profeſſor Dahn ſich ſelbſt zu den
wenigen Helden, die Odhin’s Troſt kaum bedürfen. Jn dieſem
Falle ſind wir zu der Frage berechtigt: Wie lebt denn Felix
Dahn in Königsberg für das deutſche Volk? Wie leidet denn
der Mann für ſein Volk? Wie wird denn der Mann für ſein
Volk fallen? Es iſt ein Wort Baco’s, daß nur die Ober-
flächlichkeit im Denken vom lebendigen Gott abführe. Und
wirklich beweiſt das mitgetheilte Phraſengeklingel nichts anderes
als die außerordentlich große Oberflächlichkeit F. Dahn’s, der
mit den Thoren in ſeinem Herzen und in ſeinen Büchern ſpricht:
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[60 252/0060] Und verſuchte mich Einer forſchend mit Fragen: „Ja ſo reichlich rinnt der ſtarke Strom der Schmerzen, da Uebles und Arges und Bitterböſes und läſtige Leiden, auch unverſchuldet, mit Weh überwuchert die Welt — wär’ es nicht weiſer, wohliger, wonniger, wenn gar nichts wäre? (Dieſer Unſinn!) Wenn die Wahl dir wäre zu wählen, durch deinen Wink, dein Wort zu bewirken, daß die Welt nicht wäre und all’ ihre wimmelnden Weſen, oder aber, daß ſie weiter wachſe mit ihren Wonnen und ihrem Weh; — wie würdeſt du wählen? — —: ſonder Beſinnen ſagt’ ich: ſie ſei. Und wer anders ſagt, — der iſt ſiech an der Seele! Denn ſelbſt wenn die Wonnen nicht überwiegen das Weh —: und wer will das wägen? —: nicht um des Einzelnen willen iſt die Welt, nicht für ſeine Wonne, ſondern daß ſieghaft das große Geſetz des Schickſals geſchehe. Und Weh zu verwinden, — dazu iſt Helden das Herz ge- geben. Auch den Tod zu tragen, ohne Himmelshoffnung, in muthiger Mannheit, als Zoll ihn zu zahlen für die geliehene Luſt des Lebens. Wen’ge, ich weiß es, wird er tröſten, Odhin’s helden-tapfrer Troſt: Helden erhebt er, die des Troſtes kaum bedürfen, Feige füllt er vollends mit Furcht.‟ Wir brechen hier ab. Die Liedſtäbe und das erhabene Gewäſch gehen noch ein gutes Stück weiter fort. Ohne Zweifel rechnet Profeſſor Dahn ſich ſelbſt zu den wenigen Helden, die Odhin’s Troſt kaum bedürfen. Jn dieſem Falle ſind wir zu der Frage berechtigt: Wie lebt denn Felix Dahn in Königsberg für das deutſche Volk? Wie leidet denn der Mann für ſein Volk? Wie wird denn der Mann für ſein Volk fallen? Es iſt ein Wort Baco’s, daß nur die Ober- flächlichkeit im Denken vom lebendigen Gott abführe. Und wirklich beweiſt das mitgetheilte Phraſengeklingel nichts anderes als die außerordentlich große Oberflächlichkeit F. Dahn’s, der mit den Thoren in ſeinem Herzen und in ſeinen Büchern ſpricht: Es iſt kein Gott, deſſen „Kampf um Rom‟ ein alter, milder

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Zitationshilfe: Kraus, Otto: Der Professorenroman. In: Zeitfragen des christlichen Volkslebens/ Band IX. Heft 4 (1884), S. 60 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kraus_professorenroman_1884/60>, abgerufen am 21.11.2024.