Kretzer, Max: Meister Timpe. Berlin, 1888.Timpe bestellte sich einen Schnaps; das Zeug schmeckte Die Unterhandlung am Tisch wurde nun eine lärmende, Die Handwerker trieben viel zu wenig Politik, meinte Ja, das Publikum, das Publikum ... Da hatte man Das Publikum werde sich niemals bekehren lassen, fiel "So meine ich auch", sagte Herr Brümmer, und Alle Timpe beſtellte ſich einen Schnaps; das Zeug ſchmeckte Die Unterhandlung am Tiſch wurde nun eine lärmende, Die Handwerker trieben viel zu wenig Politik, meinte Ja, das Publikum, das Publikum ... Da hatte man Das Publikum werde ſich niemals bekehren laſſen, fiel „So meine ich auch“, ſagte Herr Brümmer, und Alle <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0155" n="143"/> <p>Timpe beſtellte ſich einen Schnaps; das Zeug ſchmeckte<lb/> ihm heute, er wußte nicht aus welchem Grunde. Er wurde<lb/> aufgelegter zum Reden und fühlte, daß ein ſolcher Trunk<lb/> unter Umſtänden dazu angethan ſei, neuen Muth zu machen<lb/> und unangenehme Dinge weniger ſchwarz erſcheinen zu laſſen.</p><lb/> <p>Die Unterhandlung am Tiſch wurde nun eine lärmende,<lb/> die Handwerkerfrage kam in Fluß, und Jeder bemühte ſich,<lb/> ſie von ſeinem Standpunkte aus zu beurtheilen, und glaubte,<lb/> daß ſeine Meinung die allein richtige ſei. Herr Wipperlich<lb/> ſchrie am lauteſten.</p><lb/> <p>Die Handwerker trieben viel zu wenig Politik, meinte<lb/> er ſehr beredt. Beſäßen ſie politiſche Kenntniſſe, ſo würden<lb/> ſie ihre Schäden eher erkennen. Innungen, obligatoriſche<lb/> Innungen, darin beſtände die einzige Rettung! „Einigkeit<lb/> macht ſtark“, rief er laut und ſchlug mit der geballten Hand<lb/> auf den Tiſch. „Man muß einen Wall bilden gegen die<lb/> Schundkonkurrenz, nur ſolide Arbeit liefern und das Publikum<lb/> wieder zu geſunden Anſchauungen erziehen.“</p><lb/> <p>Ja, das Publikum, das Publikum ... Da hatte man<lb/> den richtigen Eſel genannt, den man ſchlagen mußte, denn der<lb/> Fabrikant war doch der eigentliche Sack.</p><lb/> <p>Das Publikum werde ſich niemals bekehren laſſen, fiel<lb/> Antonins Deppler ein, denn es laufe immer dahin, wo es<lb/> am billigſten kaufen könne.</p><lb/> <p>„So meine ich auch“, ſagte Herr Brümmer, und Alle<lb/> ſchauten verwundert auf bei den erſten Worten des ſchweig¬<lb/> ſamen Mannes, als erwarteten ſie eine große Rede. Aber<lb/> der Rentier ſenkte das Haupt wieder und hüllte es nach<lb/> wie vor in große Tabakswolken. Zwiſchen Baldrun und<lb/> Timpe ſaß Herr Storch, ein Tiſchlermeiſter, der mit ſeiner<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [143/0155]
Timpe beſtellte ſich einen Schnaps; das Zeug ſchmeckte
ihm heute, er wußte nicht aus welchem Grunde. Er wurde
aufgelegter zum Reden und fühlte, daß ein ſolcher Trunk
unter Umſtänden dazu angethan ſei, neuen Muth zu machen
und unangenehme Dinge weniger ſchwarz erſcheinen zu laſſen.
Die Unterhandlung am Tiſch wurde nun eine lärmende,
die Handwerkerfrage kam in Fluß, und Jeder bemühte ſich,
ſie von ſeinem Standpunkte aus zu beurtheilen, und glaubte,
daß ſeine Meinung die allein richtige ſei. Herr Wipperlich
ſchrie am lauteſten.
Die Handwerker trieben viel zu wenig Politik, meinte
er ſehr beredt. Beſäßen ſie politiſche Kenntniſſe, ſo würden
ſie ihre Schäden eher erkennen. Innungen, obligatoriſche
Innungen, darin beſtände die einzige Rettung! „Einigkeit
macht ſtark“, rief er laut und ſchlug mit der geballten Hand
auf den Tiſch. „Man muß einen Wall bilden gegen die
Schundkonkurrenz, nur ſolide Arbeit liefern und das Publikum
wieder zu geſunden Anſchauungen erziehen.“
Ja, das Publikum, das Publikum ... Da hatte man
den richtigen Eſel genannt, den man ſchlagen mußte, denn der
Fabrikant war doch der eigentliche Sack.
Das Publikum werde ſich niemals bekehren laſſen, fiel
Antonins Deppler ein, denn es laufe immer dahin, wo es
am billigſten kaufen könne.
„So meine ich auch“, ſagte Herr Brümmer, und Alle
ſchauten verwundert auf bei den erſten Worten des ſchweig¬
ſamen Mannes, als erwarteten ſie eine große Rede. Aber
der Rentier ſenkte das Haupt wieder und hüllte es nach
wie vor in große Tabakswolken. Zwiſchen Baldrun und
Timpe ſaß Herr Storch, ein Tiſchlermeiſter, der mit ſeiner
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