Kretzer, Max: Meister Timpe. Berlin, 1888.bestem Willen nicht von Erfolg gekrönt sein werde. In Im Hause schallten die Hülferufe Gottfried Timpe's, "Haben Sie ihn? Wer war es?" fragte er mit einer Krusemeyer schüttelte mit dem Kopfe. Ein paar Augen¬ "Liebegott ist ihm nach; es war ein "zerlumpter Kerl", Er möge schnell zum Arzt laufen, bat ihn der Meister. Als der Meister zurück ins Zimmer kam, erblickte er beſtem Willen nicht von Erfolg gekrönt ſein werde. In Im Hauſe ſchallten die Hülferufe Gottfried Timpe's, „Haben Sie ihn? Wer war es?“ fragte er mit einer Kruſemeyer ſchüttelte mit dem Kopfe. Ein paar Augen¬ „Liebegott iſt ihm nach; es war ein „zerlumpter Kerl“, Er möge ſchnell zum Arzt laufen, bat ihn der Meiſter. Als der Meiſter zurück ins Zimmer kam, erblickte er <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0209" n="197"/> beſtem Willen nicht von Erfolg gekrönt ſein werde. In<lb/> einiger Entfernung ertönte noch die Nothpfeife des Schutz¬<lb/> manns; dann war auch die letzte Spur von ihm ver¬<lb/> ſchwunden.</p><lb/> <p>Im Hauſe ſchallten die Hülferufe Gottfried Timpe's,<lb/> wenn auch ſchwächer noch fort. Dazwiſchen wurde die Stimme<lb/> des Meiſters vernehmbar; und dann auch die Jammerlaute<lb/> Frau Karolinens, die jäh aus dem Schlafe erſchreckt worden<lb/> war und nicht wußte, worum es ſich handelte. Als der Wächter<lb/> laut an die Thür der Wohnſtube klopfte, öffnete ihm Johannes,<lb/> der nur nothdürftig bekleidet war.</p><lb/> <p>„Haben Sie ihn? Wer war es?“ fragte er mit einer<lb/> Stimme, bei der der Wächter erbebte.</p><lb/> <p>Kruſemeyer ſchüttelte mit dem Kopfe. Ein paar Augen¬<lb/> blicke überlegte er. Sollte er dieſen Vater tödten, wenn er<lb/> ihm den Namen ſeines Sohnes nannte — ihn, der Beſten<lb/> einen, dem die Ehrlichkeit das Haar gebleicht hatte? Eine<lb/> Minute lang kämpfte es in ſeiner Bruſt, dann hatte das Mit¬<lb/> leid geſiegt.</p><lb/> <p>„Liebegott iſt ihm nach; es war ein „zerlumpter Kerl“,<lb/> ſagte er dann und athmete tief auf, als er die Worte hervor¬<lb/> geſtammelt hatte.</p><lb/> <p>Er möge ſchnell zum Arzt laufen, bat ihn der Meiſter.<lb/> Der Großvater ſei aus dem Bette geſprungen und liege<lb/> drinnen auf der Diele. Kruſemeyer entfernte ſich eiligſt.</p><lb/> <p>Als der Meiſter zurück ins Zimmer kam, erblickte er<lb/> Frau Karoline damit beſchäftigt, ihre ganze Kraft anzuwenden,<lb/> um die magere Geſtalt des Großvaters emporzurichten.<lb/> Er lag vor der halbgeöffneten Thür, die zur Modell¬<lb/> ſtube führte. Seitdem der erſte Diebſtahl im Hauſe<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [197/0209]
beſtem Willen nicht von Erfolg gekrönt ſein werde. In
einiger Entfernung ertönte noch die Nothpfeife des Schutz¬
manns; dann war auch die letzte Spur von ihm ver¬
ſchwunden.
Im Hauſe ſchallten die Hülferufe Gottfried Timpe's,
wenn auch ſchwächer noch fort. Dazwiſchen wurde die Stimme
des Meiſters vernehmbar; und dann auch die Jammerlaute
Frau Karolinens, die jäh aus dem Schlafe erſchreckt worden
war und nicht wußte, worum es ſich handelte. Als der Wächter
laut an die Thür der Wohnſtube klopfte, öffnete ihm Johannes,
der nur nothdürftig bekleidet war.
„Haben Sie ihn? Wer war es?“ fragte er mit einer
Stimme, bei der der Wächter erbebte.
Kruſemeyer ſchüttelte mit dem Kopfe. Ein paar Augen¬
blicke überlegte er. Sollte er dieſen Vater tödten, wenn er
ihm den Namen ſeines Sohnes nannte — ihn, der Beſten
einen, dem die Ehrlichkeit das Haar gebleicht hatte? Eine
Minute lang kämpfte es in ſeiner Bruſt, dann hatte das Mit¬
leid geſiegt.
„Liebegott iſt ihm nach; es war ein „zerlumpter Kerl“,
ſagte er dann und athmete tief auf, als er die Worte hervor¬
geſtammelt hatte.
Er möge ſchnell zum Arzt laufen, bat ihn der Meiſter.
Der Großvater ſei aus dem Bette geſprungen und liege
drinnen auf der Diele. Kruſemeyer entfernte ſich eiligſt.
Als der Meiſter zurück ins Zimmer kam, erblickte er
Frau Karoline damit beſchäftigt, ihre ganze Kraft anzuwenden,
um die magere Geſtalt des Großvaters emporzurichten.
Er lag vor der halbgeöffneten Thür, die zur Modell¬
ſtube führte. Seitdem der erſte Diebſtahl im Hauſe
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |