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Kretzer, Max: Meister Timpe. Berlin, 1888.

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Nach fünf Schritten kehrte er noch einmal um.

"Wenn Sie vielleicht noch ein paar Stückchen Torte für
meine Mädchen ... Sie verstehen mich schon." Er machte
eine Handbewegung im Bogen nach der Tasche.

"Soll besorgt werden", brachte Timpe brummend her¬
vor. Dann sagte er beim Weiterschreiten zu Frau Karolinen:
"Das haben wir einmal gut gemacht. Nun dauert es nicht
lange, und ganz Berlin weiß, daß wir in der Kirche waren
und die Hochzeit in allen Ehren mitmachen. Es kostet zwar
eine Flasche Wein und Kuchen obendrein, aber immer besser,
dieses Opfer zu bringen, als allen Menschen die Familien¬
verhältnisse preiszugeben."

Nach diesen Worten mußten sie trotz ihres herben
Wehes leise lachen.


Nach fünf Schritten kehrte er noch einmal um.

„Wenn Sie vielleicht noch ein paar Stückchen Torte für
meine Mädchen ... Sie verſtehen mich ſchon.“ Er machte
eine Handbewegung im Bogen nach der Taſche.

„Soll beſorgt werden“, brachte Timpe brummend her¬
vor. Dann ſagte er beim Weiterſchreiten zu Frau Karolinen:
„Das haben wir einmal gut gemacht. Nun dauert es nicht
lange, und ganz Berlin weiß, daß wir in der Kirche waren
und die Hochzeit in allen Ehren mitmachen. Es koſtet zwar
eine Flaſche Wein und Kuchen obendrein, aber immer beſſer,
dieſes Opfer zu bringen, als allen Menſchen die Familien¬
verhältniſſe preiszugeben.“

Nach dieſen Worten mußten ſie trotz ihres herben
Wehes leiſe lachen.


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[219/0231] Nach fünf Schritten kehrte er noch einmal um. „Wenn Sie vielleicht noch ein paar Stückchen Torte für meine Mädchen ... Sie verſtehen mich ſchon.“ Er machte eine Handbewegung im Bogen nach der Taſche. „Soll beſorgt werden“, brachte Timpe brummend her¬ vor. Dann ſagte er beim Weiterſchreiten zu Frau Karolinen: „Das haben wir einmal gut gemacht. Nun dauert es nicht lange, und ganz Berlin weiß, daß wir in der Kirche waren und die Hochzeit in allen Ehren mitmachen. Es koſtet zwar eine Flaſche Wein und Kuchen obendrein, aber immer beſſer, dieſes Opfer zu bringen, als allen Menſchen die Familien¬ verhältniſſe preiszugeben.“ Nach dieſen Worten mußten ſie trotz ihres herben Wehes leiſe lachen.

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Zitationshilfe: Kretzer, Max: Meister Timpe. Berlin, 1888, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kretzer_timpe_1888/231>, abgerufen am 21.11.2024.