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Kretzer, Max: Meister Timpe. Berlin, 1888.

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er in der Versammlung gebraucht hatte. Er dachte nun
darüber nach, was alles er an jenem Abend gesagt haben
könne; nur dunkel erinnerte er sich der letzten Vorgänge.
Seine Krankheit, die wilden Phantastereien während derselben
hatten seine Gedanken derartig verwirrt, daß er sich keine
richtige Vorstellung von den Begebenheiten zu machen ver¬
mochte. Nur das eine Gefühl hatte er: daß es ihm, als er
noch auf dem Podium stand, plötzlich gewesen sei, als
stürze er in einen dunklen, entsetzlich tiefen Krater hinab, in
dem die ganzen Schrecknisse einer unbekannten Welt auf ihn
eindrangen; und als hätte er in dieser Tiefe einen schreck
lichen Traum gehabt, in welchem er mit seinem Sohne auf
Tod und Leben rang. Er lag noch völlig in dem Banne
dieser unklaren Vorstellung, als der Schall der Hausthür¬
klingel ihn zusammenschrecken ließ.

Der Polizeilieutenant schickte abermals einen Boten, mit
der Anfrage, ob "Herr Timpe" bereits gesund sei? Er möchte
in diesem Falle zu einer bestimmten Stunde sich nach dem
Bureau bemühen. An Stelle Liebegott's war ein anderer
Schutzmann gekommen. Der Meister wollte ihn aushorchen.
Der Sicherheitsmann aber zuckte die Achseln und bedauerte,
keine Auskunft geben zu können.

Am anderen Morgen gleich nach 8 Uhr machte Timpe
dem Lieutenant seine Aufwartung. Es war derselbe, der die
Strikeversammlung überwacht hatte. Der Beamte war sehr
höflich, bot ihm einen Stuhl und begann das Verhör, während
dessen sein Blick mehrmals über die Gestalt Timpe's,
von oben bis unten, glitt, Johannes hatte seine genauen
Personalien anzugeben: was er treibe, in was für Be¬
ziehungen er zu den Strikenden stehe, wie er in jene Ver¬

er in der Verſammlung gebraucht hatte. Er dachte nun
darüber nach, was alles er an jenem Abend geſagt haben
könne; nur dunkel erinnerte er ſich der letzten Vorgänge.
Seine Krankheit, die wilden Phantaſtereien während derſelben
hatten ſeine Gedanken derartig verwirrt, daß er ſich keine
richtige Vorſtellung von den Begebenheiten zu machen ver¬
mochte. Nur das eine Gefühl hatte er: daß es ihm, als er
noch auf dem Podium ſtand, plötzlich geweſen ſei, als
ſtürze er in einen dunklen, entſetzlich tiefen Krater hinab, in
dem die ganzen Schreckniſſe einer unbekannten Welt auf ihn
eindrangen; und als hätte er in dieſer Tiefe einen ſchreck
lichen Traum gehabt, in welchem er mit ſeinem Sohne auf
Tod und Leben rang. Er lag noch völlig in dem Banne
dieſer unklaren Vorſtellung, als der Schall der Hausthür¬
klingel ihn zuſammenſchrecken ließ.

Der Polizeilieutenant ſchickte abermals einen Boten, mit
der Anfrage, ob „Herr Timpe“ bereits geſund ſei? Er möchte
in dieſem Falle zu einer beſtimmten Stunde ſich nach dem
Bureau bemühen. An Stelle Liebegott's war ein anderer
Schutzmann gekommen. Der Meiſter wollte ihn aushorchen.
Der Sicherheitsmann aber zuckte die Achſeln und bedauerte,
keine Auskunft geben zu können.

Am anderen Morgen gleich nach 8 Uhr machte Timpe
dem Lieutenant ſeine Aufwartung. Es war derſelbe, der die
Strikeverſammlung überwacht hatte. Der Beamte war ſehr
höflich, bot ihm einen Stuhl und begann das Verhör, während
deſſen ſein Blick mehrmals über die Geſtalt Timpe's,
von oben bis unten, glitt, Johannes hatte ſeine genauen
Perſonalien anzugeben: was er treibe, in was für Be¬
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[315/0327] er in der Verſammlung gebraucht hatte. Er dachte nun darüber nach, was alles er an jenem Abend geſagt haben könne; nur dunkel erinnerte er ſich der letzten Vorgänge. Seine Krankheit, die wilden Phantaſtereien während derſelben hatten ſeine Gedanken derartig verwirrt, daß er ſich keine richtige Vorſtellung von den Begebenheiten zu machen ver¬ mochte. Nur das eine Gefühl hatte er: daß es ihm, als er noch auf dem Podium ſtand, plötzlich geweſen ſei, als ſtürze er in einen dunklen, entſetzlich tiefen Krater hinab, in dem die ganzen Schreckniſſe einer unbekannten Welt auf ihn eindrangen; und als hätte er in dieſer Tiefe einen ſchreck lichen Traum gehabt, in welchem er mit ſeinem Sohne auf Tod und Leben rang. Er lag noch völlig in dem Banne dieſer unklaren Vorſtellung, als der Schall der Hausthür¬ klingel ihn zuſammenſchrecken ließ. Der Polizeilieutenant ſchickte abermals einen Boten, mit der Anfrage, ob „Herr Timpe“ bereits geſund ſei? Er möchte in dieſem Falle zu einer beſtimmten Stunde ſich nach dem Bureau bemühen. An Stelle Liebegott's war ein anderer Schutzmann gekommen. Der Meiſter wollte ihn aushorchen. Der Sicherheitsmann aber zuckte die Achſeln und bedauerte, keine Auskunft geben zu können. Am anderen Morgen gleich nach 8 Uhr machte Timpe dem Lieutenant ſeine Aufwartung. Es war derſelbe, der die Strikeverſammlung überwacht hatte. Der Beamte war ſehr höflich, bot ihm einen Stuhl und begann das Verhör, während deſſen ſein Blick mehrmals über die Geſtalt Timpe's, von oben bis unten, glitt, Johannes hatte ſeine genauen Perſonalien anzugeben: was er treibe, in was für Be¬ ziehungen er zu den Strikenden ſtehe, wie er in jene Ver¬

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Zitationshilfe: Kretzer, Max: Meister Timpe. Berlin, 1888, S. 315. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kretzer_timpe_1888/327>, abgerufen am 21.11.2024.