Krieger, Ernst: [Lebenserinnerungen des Ernst Krieger]. Um 1907.v. Langsdorff in Tharandt, 1 Sohn, 2 Töchter, wovon die ältere mit Univ. Professor Study in Greifswald verh. ist. Von den Brüdern des Lycealprofessors v. Langsdorff waren der Pfarrer v. Langsdorff, genannt Onkel Daniel, und der Kirchenrath v. Langsdorff besonders freundlich zu den Erlenweinschen Töchtern, Beziehungen zu den Nachkommen jener Männer und zu ihren Schwiegersöhnen bestehen nicht mehr. Der das neuvermählte Ehepaar Krieger-Erlenwein umgebende Familienkreis war auf beiden Seiten etwa gleich gross, überliess aber das junge Paar zunächst sich selbst und der Ordnung seines Haushaltes. Wir hatten eine schöne Wohnung im Hause des Fabrikanten Schwinn (neue Vorstadt, jetzt Herzogsstr., Ecke gegen den Auerbacherweg.) Wie ging ich früh um 8 Uhr so fröhlich in meine Unterrichtsstunden und wie freute ich mich der Heimkehr zu meinem Frauchen und an den eigenen Tisch. Studiertisch und Nähtisch standen neben einander und an beiden ging die Arbeit munter fort, die Arbeitspausen aber waren erst recht munter. An den freien Nachmittagen und Sonntagen ging es nach dem Kaplaneihofe, wo in Ferienwochen wir uns auch länger einnisteten und wo ich in der Geräthekammer Schreinerei trieb, deren Produkt allerlei Hausrath zweiten Ranges war. Am Kaplaneihofe hatten wir Antheil, nachdem Papa Erlenwein ihn seinen Kindern aus 1. Ehe übergeben hatte. Meine Berufsarbeit, in die ich allmählich völlig eingelebt war, ging ihren regelmässigen Gang fort, darneben wurde ich zur Aushilfe von Pfarrern und Vikaren der Stadt und Umgegend fleissig in Anspruch genommen. Besonders die Vikare in der Stadt, die wenig zu thun hatten, kamen häufig mit der Bitte um Vertretung und der Begründung, ich müsse ja froh sein, nicht aus der Predigtübung herauszukommen. Thatsächlich hatte ich aber im Gefängnisse regelmässig fast ebenso oft zu predigen, wie sie in der Stadt. Meine Frau stellte sich zuletzt den Petenten empört in den Weg. Geselligen Verkehr suchten wir nicht und huldigten ihm nur, so weit es durchaus nöthig war. v. Langsdorff in Tharandt, 1 Sohn, 2 Töchter, wovon die ältere mit Univ. Professor Study in Greifswald verh. ist. Von den Brüdern des Lycealprofessors v. Langsdorff waren der Pfarrer v. Langsdorff, genannt Onkel Daniel, und der Kirchenrath v. Langsdorff besonders freundlich zu den Erlenweinschen Töchtern, Beziehungen zu den Nachkommen jener Männer und zu ihren Schwiegersöhnen bestehen nicht mehr. Der das neuvermählte Ehepaar Krieger-Erlenwein umgebende Familienkreis war auf beiden Seiten etwa gleich gross, überliess aber das junge Paar zunächst sich selbst und der Ordnung seines Haushaltes. Wir hatten eine schöne Wohnung im Hause des Fabrikanten Schwinn (neue Vorstadt, jetzt Herzogsstr., Ecke gegen den Auerbacherweg.) Wie ging ich früh um 8 Uhr so fröhlich in meine Unterrichtsstunden und wie freute ich mich der Heimkehr zu meinem Frauchen und an den eigenen Tisch. Studiertisch und Nähtisch standen neben einander und an beiden ging die Arbeit munter fort, die Arbeitspausen aber waren erst recht munter. An den freien Nachmittagen und Sonntagen ging es nach dem Kaplaneihofe, wo in Ferienwochen wir uns auch länger einnisteten und wo ich in der Geräthekammer Schreinerei trieb, deren Produkt allerlei Hausrath zweiten Ranges war. Am Kaplaneihofe hatten wir Antheil, nachdem Papa Erlenwein ihn seinen Kindern aus 1. Ehe übergeben hatte. Meine Berufsarbeit, in die ich allmählich völlig eingelebt war, ging ihren regelmässigen Gang fort, darneben wurde ich zur Aushilfe von Pfarrern und Vikaren der Stadt und Umgegend fleissig in Anspruch genommen. Besonders die Vikare in der Stadt, die wenig zu thun hatten, kamen häufig mit der Bitte um Vertretung und der Begründung, ich müsse ja froh sein, nicht aus der Predigtübung herauszukommen. Thatsächlich hatte ich aber im Gefängnisse regelmässig fast ebenso oft zu predigen, wie sie in der Stadt. Meine Frau stellte sich zuletzt den Petenten empört in den Weg. Geselligen Verkehr suchten wir nicht und huldigten ihm nur, so weit es durchaus nöthig war. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0069" n="69"/> v. Langsdorff in Tharandt, 1 Sohn, 2 Töchter, wovon die ältere mit Univ. Professor Study in Greifswald verh. ist. Von den Brüdern des Lycealprofessors v. Langsdorff waren der Pfarrer v. Langsdorff, genannt Onkel Daniel, und der Kirchenrath v. Langsdorff besonders freundlich zu den Erlenweinschen Töchtern, Beziehungen zu den Nachkommen jener Männer und zu ihren Schwiegersöhnen bestehen nicht mehr.</p> <p>Der das neuvermählte Ehepaar Krieger-Erlenwein umgebende Familienkreis war auf beiden Seiten etwa gleich gross, überliess aber das junge Paar zunächst sich selbst und der Ordnung seines Haushaltes.</p> <p>Wir hatten eine schöne Wohnung im Hause des Fabrikanten Schwinn (neue Vorstadt, jetzt Herzogsstr., Ecke gegen den Auerbacherweg.) Wie ging ich früh um 8 Uhr so fröhlich in meine Unterrichtsstunden und wie freute ich mich der Heimkehr zu meinem Frauchen und an den eigenen Tisch. Studiertisch und Nähtisch standen neben einander und an beiden ging die Arbeit munter fort, die Arbeitspausen aber waren erst recht munter. An den freien Nachmittagen und Sonntagen ging es nach dem Kaplaneihofe, wo in Ferienwochen wir uns auch länger einnisteten und wo ich in der Geräthekammer Schreinerei trieb, deren Produkt allerlei Hausrath zweiten Ranges war. Am Kaplaneihofe hatten wir Antheil, nachdem Papa Erlenwein ihn seinen Kindern aus 1. Ehe übergeben hatte.</p> <p>Meine Berufsarbeit, in die ich allmählich völlig eingelebt war, ging ihren regelmässigen Gang fort, darneben wurde ich zur Aushilfe von Pfarrern und Vikaren der Stadt und Umgegend fleissig in Anspruch genommen. Besonders die Vikare in der Stadt, die wenig zu thun hatten, kamen häufig mit der Bitte um Vertretung und der Begründung, ich müsse ja froh sein, nicht aus der Predigtübung herauszukommen. Thatsächlich hatte ich aber im Gefängnisse regelmässig fast ebenso oft zu predigen, wie sie in der Stadt. Meine Frau stellte sich zuletzt den Petenten empört in den Weg. Geselligen Verkehr suchten wir nicht und huldigten ihm nur, so weit es durchaus nöthig war. </p> </div> </body> </text> </TEI> [69/0069]
v. Langsdorff in Tharandt, 1 Sohn, 2 Töchter, wovon die ältere mit Univ. Professor Study in Greifswald verh. ist. Von den Brüdern des Lycealprofessors v. Langsdorff waren der Pfarrer v. Langsdorff, genannt Onkel Daniel, und der Kirchenrath v. Langsdorff besonders freundlich zu den Erlenweinschen Töchtern, Beziehungen zu den Nachkommen jener Männer und zu ihren Schwiegersöhnen bestehen nicht mehr.
Der das neuvermählte Ehepaar Krieger-Erlenwein umgebende Familienkreis war auf beiden Seiten etwa gleich gross, überliess aber das junge Paar zunächst sich selbst und der Ordnung seines Haushaltes.
Wir hatten eine schöne Wohnung im Hause des Fabrikanten Schwinn (neue Vorstadt, jetzt Herzogsstr., Ecke gegen den Auerbacherweg.) Wie ging ich früh um 8 Uhr so fröhlich in meine Unterrichtsstunden und wie freute ich mich der Heimkehr zu meinem Frauchen und an den eigenen Tisch. Studiertisch und Nähtisch standen neben einander und an beiden ging die Arbeit munter fort, die Arbeitspausen aber waren erst recht munter. An den freien Nachmittagen und Sonntagen ging es nach dem Kaplaneihofe, wo in Ferienwochen wir uns auch länger einnisteten und wo ich in der Geräthekammer Schreinerei trieb, deren Produkt allerlei Hausrath zweiten Ranges war. Am Kaplaneihofe hatten wir Antheil, nachdem Papa Erlenwein ihn seinen Kindern aus 1. Ehe übergeben hatte.
Meine Berufsarbeit, in die ich allmählich völlig eingelebt war, ging ihren regelmässigen Gang fort, darneben wurde ich zur Aushilfe von Pfarrern und Vikaren der Stadt und Umgegend fleissig in Anspruch genommen. Besonders die Vikare in der Stadt, die wenig zu thun hatten, kamen häufig mit der Bitte um Vertretung und der Begründung, ich müsse ja froh sein, nicht aus der Predigtübung herauszukommen. Thatsächlich hatte ich aber im Gefängnisse regelmässig fast ebenso oft zu predigen, wie sie in der Stadt. Meine Frau stellte sich zuletzt den Petenten empört in den Weg. Geselligen Verkehr suchten wir nicht und huldigten ihm nur, so weit es durchaus nöthig war.
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