Krüger, Johann Christian: Die Geistlichen auf dem Lande. Frankfurt (Main) u. a., 1743.ben. Aber um wie viel würden sie mich glücklicher machen, wann sie diese Liebe aus einem andern Grunde mit mir erneuer- ten! Jch bin nicht, wie sie meynen, mei- ner Vernunft von Muffeln beraubet wor- den, ich habe auch die Liebe gegen eine Wissenschaft, welche einen grossen Theil meiner Glückseligkeit ausmachen, in kei- nen Haß verwandelt, wie ihnen fälschlich be- richtet worden. Fr. v. B. Ja, ja, meine Tochter, glaube du, was dir Herr Muffel sagt. Jst das nicht betrübt? da du so glücklich bist, unvernünf- tig, und eine Feindin der Weltweisheit zu seyn, wilst du es nicht einmal glauben. Herr v. R. Die Fräulein wird doch aber besser wissen, Frau Schwester, ob sie vernünf- tig oder unsinnig, und eine Feindin der Philosophie ist, als Muffel? Fr. v. B. Nein, das muß der Herr Pastor am besten wissen, der hat ja die Vernunft und die Weltweisheit ausgetrieben, er würde es ja nicht sagen, wenns nicht wahr wäre. Herr v. R. Laß sie es ihn immerhin sagen, hat er ja heute doch nicht die erste Unwahrheit gesprochen. Fr. v. B. Er hat aber ja einen dicken Nebel von meiner Tochter bey der Beschwörung aufsteigen gesehen; der dicke, stinkende, giftige Nebel kan ja nichts anders, als die Vernunft gewesen seyn. Herr
ben. Aber um wie viel wuͤrden ſie mich gluͤcklicher machen, wann ſie dieſe Liebe aus einem andern Grunde mit mir erneuer- ten! Jch bin nicht, wie ſie meynen, mei- ner Vernunft von Muffeln beraubet wor- den, ich habe auch die Liebe gegen eine Wiſſenſchaft, welche einen groſſen Theil meiner Gluͤckſeligkeit ausmachen, in kei- nen Haß verwandelt, wie ihnen faͤlſchlich be- richtet worden. Fr. v. B. Ja, ja, meine Tochter, glaube du, was dir Herr Muffel ſagt. Jſt das nicht betruͤbt? da du ſo gluͤcklich biſt, unvernuͤnf- tig, und eine Feindin der Weltweisheit zu ſeyn, wilſt du es nicht einmal glauben. Herr v. R. Die Fraͤulein wird doch aber beſſer wiſſen, Frau Schweſter, ob ſie vernuͤnf- tig oder unſinnig, und eine Feindin der Philoſophie iſt, als Muffel? Fr. v. B. Nein, das muß der Herr Paſtor am beſten wiſſen, der hat ja die Vernunft und die Weltweisheit ausgetrieben, er wuͤrde es ja nicht ſagen, wenns nicht wahr waͤre. Herr v. R. Laß ſie es ihn immerhin ſagen, hat er ja heute doch nicht die erſte Unwahrheit geſprochen. Fr. v. B. Er hat aber ja einen dicken Nebel von meiner Tochter bey der Beſchwoͤrung aufſteigen geſehen; der dicke, ſtinkende, giftige Nebel kan ja nichts anders, als die Vernunft geweſen ſeyn. Herr
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ben. Aber um wie viel wuͤrden ſie mich
gluͤcklicher machen, wann ſie dieſe Liebe
aus einem andern Grunde mit mir erneuer-
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ner Vernunft von Muffeln beraubet wor-
den, ich habe auch die Liebe gegen eine
Wiſſenſchaft, welche einen groſſen Theil
meiner Gluͤckſeligkeit ausmachen, in kei-
nen Haß verwandelt, wie ihnen faͤlſchlich be-
richtet worden.
Fr. v. B. Ja, ja, meine Tochter, glaube du,
was dir Herr Muffel ſagt. Jſt das nicht
betruͤbt? da du ſo gluͤcklich biſt, unvernuͤnf-
tig, und eine Feindin der Weltweisheit
zu ſeyn, wilſt du es nicht einmal glauben.
Herr v. R. Die Fraͤulein wird doch aber beſſer
wiſſen, Frau Schweſter, ob ſie vernuͤnf-
tig oder unſinnig, und eine Feindin der
Philoſophie iſt, als Muffel?
Fr. v. B. Nein, das muß der Herr Paſtor
am beſten wiſſen, der hat ja die Vernunft
und die Weltweisheit ausgetrieben, er
wuͤrde es ja nicht ſagen, wenns nicht wahr
waͤre.
Herr v. R. Laß ſie es ihn immerhin ſagen, hat
er ja heute doch nicht die erſte Unwahrheit
geſprochen.
Fr. v. B. Er hat aber ja einen dicken Nebel
von meiner Tochter bey der Beſchwoͤrung
aufſteigen geſehen; der dicke, ſtinkende,
giftige Nebel kan ja nichts anders, als die
Vernunft geweſen ſeyn.
Herr
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