Krüger, Johann Christian: Die Geistlichen auf dem Lande. Frankfurt (Main) u. a., 1743. Cathrine. Verstehst du mich nun, Peter? Peter. O ja. Jch soll heute zwey Kuchen essen, einen grossen und einen kleinen; und wenn ich sie gegessen habe, so soll ich 100 Thaler und das Kopfweh bekommen. Cathrine. Einfältiger Tropf! ich habe nur den Fall so gesetzt. Der grosse Butterkuchen ist ein ganz ander Ding. Der kleine But- terkuchen wird zwar auch wohl Kuchen essen lernen, aber sein Lebestage nicht dazu wer- den. Das Kopfweh ist auch eine andre Krankheit, aber nur der gesunden. Peter. Hole dich der Henker mit deinem Fallse- tzen; wenn die Butterkuchen keine rechte Butterkuchen sind, so versteh ich dich ganz und gar nicht. Cathrine. Höre, Peter, ich will dir das ganze Rätzel mit einem Worte auflösen: wann du mich dann nicht verstehst, so must du warten bis nach unsrer Hochzeit. Jch, ich bin der grosse Butterkuchen. Peter. Puh! nach gerade werde ich dich verste- hen lernen. Du bist der grosse Butterku- chen und kanst schon Butterkuchen essen, und der kleine wird auch Kuchen essen ler- nen, und wann ich dich haben will, so muß ich den kleinen Butterkuchen auch nehmen. Ach höre doch, Cathringen; hat nicht der Hr. Pastor Muffel das Mehl zu dem klei- nen Butterkuchen hergegeben? Cathrine. Recht, Peter, du kanft gut rathen. Peter.
Cathrine. Verſtehſt du mich nun, Peter? Peter. O ja. Jch ſoll heute zwey Kuchen eſſen, einen groſſen und einen kleinen; und wenn ich ſie gegeſſen habe, ſo ſoll ich 100 Thaler und das Kopfweh bekommen. Cathrine. Einfaͤltiger Tropf! ich habe nur den Fall ſo geſetzt. Der groſſe Butterkuchen iſt ein ganz ander Ding. Der kleine But- terkuchen wird zwar auch wohl Kuchen eſſen lernen, aber ſein Lebestage nicht dazu wer- den. Das Kopfweh iſt auch eine andre Krankheit, aber nur der geſunden. Peter. Hole dich der Henker mit deinem Fallſe- tzen; wenn die Butterkuchen keine rechte Butterkuchen ſind, ſo verſteh ich dich ganz und gar nicht. Cathrine. Hoͤre, Peter, ich will dir das ganze Raͤtzel mit einem Worte aufloͤſen: wann du mich dann nicht verſtehſt, ſo muſt du warten bis nach unſrer Hochzeit. Jch, ich bin der groſſe Butterkuchen. Peter. Puh! nach gerade werde ich dich verſte- hen lernen. Du biſt der groſſe Butterku- chen und kanſt ſchon Butterkuchen eſſen, und der kleine wird auch Kuchen eſſen ler- nen, und wann ich dich haben will, ſo muß ich den kleinen Butterkuchen auch nehmen. Ach hoͤre doch, Cathringen; hat nicht der Hr. Paſtor Muffel das Mehl zu dem klei- nen Butterkuchen hergegeben? Cathrine. Recht, Peter, du kanft gut rathen. Peter.
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Cathrine. Verſtehſt du mich nun, Peter?
Peter. O ja. Jch ſoll heute zwey Kuchen eſſen,
einen groſſen und einen kleinen; und wenn
ich ſie gegeſſen habe, ſo ſoll ich 100 Thaler
und das Kopfweh bekommen.
Cathrine. Einfaͤltiger Tropf! ich habe nur den
Fall ſo geſetzt. Der groſſe Butterkuchen
iſt ein ganz ander Ding. Der kleine But-
terkuchen wird zwar auch wohl Kuchen eſſen
lernen, aber ſein Lebestage nicht dazu wer-
den. Das Kopfweh iſt auch eine andre
Krankheit, aber nur der geſunden.
Peter. Hole dich der Henker mit deinem Fallſe-
tzen; wenn die Butterkuchen keine rechte
Butterkuchen ſind, ſo verſteh ich dich ganz
und gar nicht.
Cathrine. Hoͤre, Peter, ich will dir das ganze
Raͤtzel mit einem Worte aufloͤſen: wann
du mich dann nicht verſtehſt, ſo muſt du
warten bis nach unſrer Hochzeit. Jch, ich
bin der groſſe Butterkuchen.
Peter. Puh! nach gerade werde ich dich verſte-
hen lernen. Du biſt der groſſe Butterku-
chen und kanſt ſchon Butterkuchen eſſen,
und der kleine wird auch Kuchen eſſen ler-
nen, und wann ich dich haben will, ſo muß
ich den kleinen Butterkuchen auch nehmen.
Ach hoͤre doch, Cathringen; hat nicht der
Hr. Paſtor Muffel das Mehl zu dem klei-
nen Butterkuchen hergegeben?
Cathrine. Recht, Peter, du kanft gut rathen.
Peter.
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