Krüger, Johann Christian: Die Geistlichen auf dem Lande. Frankfurt (Main) u. a., 1743. Fr. v. B. Das ist recht, meine Tochter, und nächst dem Himmel dem Hrn. Muffel und Hrn. Tempelstolz, den lieben Männern. (weint) Ach! was haben sie nicht für Mü- he an mich gewandt! Der Hr. Muffel sang mir das schöne Lied vor: Nun ruhen alle Wälder; und der Hr. Tempelstolz nahm ein Gebetbuch, und betete daraus mit unter das Gebet der Jungfer, welche Ver- löbniß halten will. Ach! dis Gebet ist eine rechte Himmelstürmende Hertzensleiter der Seele. Hr. v. R. Wie reimt sich aber das Abendlied und das Jungferngebet zu den Anfechtun- gen, welche sie zu haben vermeinen? Fr. v. B. Ach! sie sind noch ein kleiner Schü- ler in der Frömmigkeit, Herr Bruder; wenn das Abendlied nur eine Nacht aus der Welt wäre, so würde den Morgen drauf der Teufel die ganze Welt geholt ha- ben. Das Gebet aber einer Jungfer, wel- che Verlöbniß halten will, schickt sich recht gut für mich, denn meine Seele ist noch eine reine Jungfer! Hr. v. R. Dem sey, wie ihm wolle, so ist es recht artig, daß der Hr. Tempelstolz eben das Gebet einer Jungfer, welche Verlöbniß halten will, gebetet hat, da wir hier von der- selben gesprochen haben. Fr. v. B. Das ist gewiß ein Wunderwerk ge- gewesen, ja, ja ganz gewiß, das wird uns was gutes bedeuten! Ach! dem Himmel sey
Fr. v. B. Das iſt recht, meine Tochter, und naͤchſt dem Himmel dem Hrn. Muffel und Hrn. Tempelſtolz, den lieben Maͤnnern. (weint) Ach! was haben ſie nicht fuͤr Muͤ- he an mich gewandt! Der Hr. Muffel ſang mir das ſchoͤne Lied vor: Nun ruhen alle Waͤlder; und der Hr. Tempelſtolz nahm ein Gebetbuch, und betete daraus mit unter das Gebet der Jungfer, welche Ver- loͤbniß halten will. Ach! dis Gebet iſt eine rechte Himmelſtuͤrmende Hertzensleiter der Seele. Hr. v. R. Wie reimt ſich aber das Abendlied und das Jungferngebet zu den Anfechtun- gen, welche ſie zu haben vermeinen? Fr. v. B. Ach! ſie ſind noch ein kleiner Schuͤ- ler in der Froͤmmigkeit, Herr Bruder; wenn das Abendlied nur eine Nacht aus der Welt waͤre, ſo wuͤrde den Morgen drauf der Teufel die ganze Welt geholt ha- ben. Das Gebet aber einer Jungfer, wel- che Verloͤbniß halten will, ſchickt ſich recht gut fuͤr mich, denn meine Seele iſt noch eine reine Jungfer! Hr. v. R. Dem ſey, wie ihm wolle, ſo iſt es recht artig, daß der Hr. Tempelſtolz eben das Gebet einer Jungfer, welche Verloͤbniß halten will, gebetet hat, da wir hier von der- ſelben geſprochen haben. Fr. v. B. Das iſt gewiß ein Wunderwerk ge- geweſen, ja, ja ganz gewiß, das wird uns was gutes bedeuten! Ach! dem Himmel ſey
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Fr. v. B. Das iſt recht, meine Tochter, und
naͤchſt dem Himmel dem Hrn. Muffel und
Hrn. Tempelſtolz, den lieben Maͤnnern.
(weint) Ach! was haben ſie nicht fuͤr Muͤ-
he an mich gewandt! Der Hr. Muffel ſang
mir das ſchoͤne Lied vor: Nun ruhen alle
Waͤlder; und der Hr. Tempelſtolz nahm
ein Gebetbuch, und betete daraus mit unter
das Gebet der Jungfer, welche Ver-
loͤbniß halten will. Ach! dis Gebet iſt eine
rechte Himmelſtuͤrmende Hertzensleiter der
Seele.
Hr. v. R. Wie reimt ſich aber das Abendlied
und das Jungferngebet zu den Anfechtun-
gen, welche ſie zu haben vermeinen?
Fr. v. B. Ach! ſie ſind noch ein kleiner Schuͤ-
ler in der Froͤmmigkeit, Herr Bruder;
wenn das Abendlied nur eine Nacht aus
der Welt waͤre, ſo wuͤrde den Morgen
drauf der Teufel die ganze Welt geholt ha-
ben. Das Gebet aber einer Jungfer, wel-
che Verloͤbniß halten will, ſchickt ſich recht
gut fuͤr mich, denn meine Seele iſt noch eine
reine Jungfer!
Hr. v. R. Dem ſey, wie ihm wolle, ſo iſt es recht
artig, daß der Hr. Tempelſtolz eben das
Gebet einer Jungfer, welche Verloͤbniß
halten will, gebetet hat, da wir hier von der-
ſelben geſprochen haben.
Fr. v. B. Das iſt gewiß ein Wunderwerk ge-
geweſen, ja, ja ganz gewiß, das wird uns
was gutes bedeuten! Ach! dem Himmel
ſey
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