Krüger, Johann Christian: Die Geistlichen auf dem Lande. Frankfurt (Main) u. a., 1743. Brigitte. Die Frau Conrecktorin schlechtweg, das ist mehr, als Excellenzen und gnädige Frauen. Peter. Aber, Frau Conrecktorin schlechtweg, wollen sie hineingehen, oder soll ich meinen Herrn herausrufen? Brigitte. Nein, den will ich eben nicht spre- chen. Jch habe gehört, daß mein künfti- ger Herr Eheliebster, der wohlehrwürdige und hochgelahrte Herr, Herr Pastor Tem- pelstolz, hier seyn soll. Peter. Er ist zwar hier, aber nicht als ihr künf- tiger Herr Eheliebster, sondern als der Fräulein Wilhelmine von Birkenhayn Bräutigam. Brigitte. Was sagt ihr? was? was hat der Betrüger? sich schon eine Braut ange- schaft? der Heuchler! ich will ihm lehren, was er nicht weiß. Der Spitzbube! hier bring ichs ihm vom Consistorio, daß er mich heyrathen muß. Der Landstreicher! Jch will gleich hinein, ich will ihm die Augen auskratzen. Weil er macht, daß mir die Galle aussteigen muß, so soll er sie auch recht bitter schmecken. Jch bin der Teu- fel selbst, wenn ich anfange; Laßt mich hinein - - - Peter. Jch will ihn lieber herausrusen, damit sie wenigstens alleine mit ihm seyn, wenn sie ihm die Augen auskratzen, er möchte sich schämen, wenn sie es vor allen Leuten thäten, die drinnen sind. Brigit- F 3
Brigitte. Die Frau Conrecktorin ſchlechtweg, das iſt mehr, als Excellenzen und gnaͤdige Frauen. Peter. Aber, Frau Conrecktorin ſchlechtweg, wollen ſie hineingehen, oder ſoll ich meinen Herrn herausrufen? Brigitte. Nein, den will ich eben nicht ſpre- chen. Jch habe gehoͤrt, daß mein kuͤnfti- ger Herr Eheliebſter, der wohlehrwuͤrdige und hochgelahrte Herr, Herr Paſtor Tem- pelſtolz, hier ſeyn ſoll. Peter. Er iſt zwar hier, aber nicht als ihr kuͤnf- tiger Herr Eheliebſter, ſondern als der Fraͤulein Wilhelmine von Birkenhayn Braͤutigam. Brigitte. Was ſagt ihr? was? was hat der Betruͤger? ſich ſchon eine Braut ange- ſchaft? der Heuchler! ich will ihm lehren, was er nicht weiß. Der Spitzbube! hier bring ichs ihm vom Conſiſtorio, daß er mich heyrathen muß. Der Landſtreicher! Jch will gleich hinein, ich will ihm die Augen auskratzen. Weil er macht, daß mir die Galle auſſteigen muß, ſo ſoll er ſie auch recht bitter ſchmecken. Jch bin der Teu- fel ſelbſt, wenn ich anfange; Laßt mich hinein ‒ ‒ ‒ Peter. Jch will ihn lieber herausruſen, damit ſie wenigſtens alleine mit ihm ſeyn, wenn ſie ihm die Augen auskratzen, er moͤchte ſich ſchaͤmen, wenn ſie es vor allen Leuten thaͤten, die drinnen ſind. Brigit- F 3
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Brigitte. Die Frau Conrecktorin ſchlechtweg,
das iſt mehr, als Excellenzen und gnaͤdige
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Peter. Aber, Frau Conrecktorin ſchlechtweg,
wollen ſie hineingehen, oder ſoll ich meinen
Herrn herausrufen?
Brigitte. Nein, den will ich eben nicht ſpre-
chen. Jch habe gehoͤrt, daß mein kuͤnfti-
ger Herr Eheliebſter, der wohlehrwuͤrdige
und hochgelahrte Herr, Herr Paſtor Tem-
pelſtolz, hier ſeyn ſoll.
Peter. Er iſt zwar hier, aber nicht als ihr kuͤnf-
tiger Herr Eheliebſter, ſondern als der
Fraͤulein Wilhelmine von Birkenhayn
Braͤutigam.
Brigitte. Was ſagt ihr? was? was hat der
Betruͤger? ſich ſchon eine Braut ange-
ſchaft? der Heuchler! ich will ihm lehren,
was er nicht weiß. Der Spitzbube! hier
bring ichs ihm vom Conſiſtorio, daß er
mich heyrathen muß. Der Landſtreicher!
Jch will gleich hinein, ich will ihm die
Augen auskratzen. Weil er macht, daß mir
die Galle auſſteigen muß, ſo ſoll er ſie auch
recht bitter ſchmecken. Jch bin der Teu-
fel ſelbſt, wenn ich anfange; Laßt mich
hinein ‒ ‒ ‒
Peter. Jch will ihn lieber herausruſen, damit
ſie wenigſtens alleine mit ihm ſeyn, wenn
ſie ihm die Augen auskratzen, er moͤchte
ſich ſchaͤmen, wenn ſie es vor allen Leuten
thaͤten, die drinnen ſind.
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