Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Krüger, Johann Gottlob: Geschichte der Erde in den allerältesten Zeiten. Halle, 1746.

Bild:
<< vorherige Seite

Geschichte der Erde
Malta in sehr grosser Menge gefunden werden, und zei-
get aus ihrer Grösse, Figur, Lage und innern Beschaf-
fenheit, daß sie nichts anders als die Zähne des Hayfi-
sches
gewesen seyn könnten. Hätte man aber ja noch et-
was darwider einzuwenden; was will man denn dazu sa-
gen, daß wirkliche und noch nicht versteinte Muscheln in
der Erde gefunden worden sind? Ich will zwey solche
Observationen aus der Schrift des Herrn Raji anführen.
Er meldet, daß Herr Peter Burrell ein Kaufmann
aus Londen folgendes davon an ihn geschrieben: Ich
habe eine Grube, worinnen ein Beet oder eine Ader mit
Austerschalen ist. Ohngefehr zwey Fuß unter der Er-
den, nehmen sie ihren Anfang, und liegen bey nahe eine
Elle bis anderthalb Elle tief. Alsdenn folget ein rauher
Sand darauf, der zwey bis drey Ellen tief, und tiefer
gehet. In einen Bächlein, so durch meinen Garten flies-
set, einen halben Feldwegs von besagter Grube, findet
man eben dergleichen Schalen, groß und klein, die nicht
einzeln, sondern Klumpenweise, groß und klein beysam-
men liegen, daran die obern und untern Schalen noch
ganz sind. Wenn man sie öfnet, so haben diejenigen,
die der Luft nicht ausgesetzt gewesen, oder von den Was-
ser beschädiget worden, inwendig eine hole Concavität,
und an der inwendigen Seite einer jeden Schale einen
harten Mooß, der sich fest angesetzet. Die in der
Grube liegen Haufenweise so fest als ein Haufen auf ein-
ander. Und wo nicht kleine Sandadern damit vermischet
sind, da zerbrechen sie in Stücken, so groß als eine Me-
tze, womit man das Korn misset. Wenn sie aber dem
Wetter ausgesetzt werden, so zerkrümeln sie sich wie
Märgel, und sind überaus bequem das Land zu düngen,
insonderheit diejenigen, welche mit Sand vermenget sind.
Sie dienen fürtrefflich zu verbindung der Mauren, nur
daß sie zur Winterszeit, wenn es stark gethauet, ein we-
nig nachgeben. Ich befinde an unterschiedenen Orten,

wenn

Geſchichte der Erde
Malta in ſehr groſſer Menge gefunden werden, und zei-
get aus ihrer Groͤſſe, Figur, Lage und innern Beſchaf-
fenheit, daß ſie nichts anders als die Zaͤhne des Hayfi-
ſches
geweſen ſeyn koͤnnten. Haͤtte man aber ja noch et-
was darwider einzuwenden; was will man denn dazu ſa-
gen, daß wirkliche und noch nicht verſteinte Muſcheln in
der Erde gefunden worden ſind? Ich will zwey ſolche
Obſervationen aus der Schrift des Herrn Raji anfuͤhren.
Er meldet, daß Herr Peter Burrell ein Kaufmann
aus Londen folgendes davon an ihn geſchrieben: Ich
habe eine Grube, worinnen ein Beet oder eine Ader mit
Auſterſchalen iſt. Ohngefehr zwey Fuß unter der Er-
den, nehmen ſie ihren Anfang, und liegen bey nahe eine
Elle bis anderthalb Elle tief. Alsdenn folget ein rauher
Sand darauf, der zwey bis drey Ellen tief, und tiefer
gehet. In einen Baͤchlein, ſo durch meinen Garten flieſ-
ſet, einen halben Feldwegs von beſagter Grube, findet
man eben dergleichen Schalen, groß und klein, die nicht
einzeln, ſondern Klumpenweiſe, groß und klein beyſam-
men liegen, daran die obern und untern Schalen noch
ganz ſind. Wenn man ſie oͤfnet, ſo haben diejenigen,
die der Luft nicht ausgeſetzt geweſen, oder von den Waſ-
ſer beſchaͤdiget worden, inwendig eine hole Concavitaͤt,
und an der inwendigen Seite einer jeden Schale einen
harten Mooß, der ſich feſt angeſetzet. Die in der
Grube liegen Haufenweiſe ſo feſt als ein Haufen auf ein-
ander. Und wo nicht kleine Sandadern damit vermiſchet
ſind, da zerbrechen ſie in Stuͤcken, ſo groß als eine Me-
tze, womit man das Korn miſſet. Wenn ſie aber dem
Wetter ausgeſetzt werden, ſo zerkruͤmeln ſie ſich wie
Maͤrgel, und ſind uͤberaus bequem das Land zu duͤngen,
inſonderheit diejenigen, welche mit Sand vermenget ſind.
Sie dienen fuͤrtrefflich zu verbindung der Mauren, nur
daß ſie zur Winterszeit, wenn es ſtark gethauet, ein we-
nig nachgeben. Ich befinde an unterſchiedenen Orten,

wenn
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0108" n="94"/><fw place="top" type="header">Ge&#x017F;chichte der Erde</fw><lb/><hi rendition="#fr">Malta</hi> in &#x017F;ehr gro&#x017F;&#x017F;er Menge gefunden werden, und zei-<lb/>
get aus ihrer Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, Figur, Lage und innern Be&#x017F;chaf-<lb/>
fenheit, daß &#x017F;ie nichts anders als die Za&#x0364;hne des <hi rendition="#fr">Hayfi-<lb/>
&#x017F;ches</hi> gewe&#x017F;en &#x017F;eyn ko&#x0364;nnten. Ha&#x0364;tte man aber ja noch et-<lb/>
was darwider einzuwenden; was will man denn dazu &#x017F;a-<lb/>
gen, daß wirkliche und noch nicht ver&#x017F;teinte Mu&#x017F;cheln in<lb/>
der Erde gefunden worden &#x017F;ind? Ich will zwey &#x017F;olche<lb/>
Ob&#x017F;ervationen aus der Schrift des Herrn <hi rendition="#aq">Raji</hi> anfu&#x0364;hren.<lb/>
Er meldet, daß Herr <hi rendition="#fr">Peter Burrell</hi> ein Kaufmann<lb/>
aus Londen folgendes davon an ihn ge&#x017F;chrieben: Ich<lb/>
habe eine Grube, worinnen ein Beet oder eine Ader mit<lb/><hi rendition="#fr">Au&#x017F;ter&#x017F;chalen</hi> i&#x017F;t. Ohngefehr zwey Fuß unter der Er-<lb/>
den, nehmen &#x017F;ie ihren Anfang, und liegen bey nahe eine<lb/>
Elle bis anderthalb Elle tief. Alsdenn folget ein rauher<lb/>
Sand darauf, der zwey bis drey Ellen tief, und tiefer<lb/>
gehet. In einen Ba&#x0364;chlein, &#x017F;o durch meinen Garten flie&#x017F;-<lb/>
&#x017F;et, einen halben Feldwegs von be&#x017F;agter Grube, findet<lb/>
man eben dergleichen Schalen, groß und klein, die nicht<lb/>
einzeln, &#x017F;ondern Klumpenwei&#x017F;e, groß und klein bey&#x017F;am-<lb/>
men liegen, daran die obern und untern Schalen noch<lb/>
ganz &#x017F;ind. Wenn man &#x017F;ie o&#x0364;fnet, &#x017F;o haben diejenigen,<lb/>
die der Luft nicht ausge&#x017F;etzt gewe&#x017F;en, oder von den Wa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er be&#x017F;cha&#x0364;diget worden, inwendig eine hole Concavita&#x0364;t,<lb/>
und an der inwendigen Seite einer jeden Schale einen<lb/>
harten Mooß, der &#x017F;ich fe&#x017F;t ange&#x017F;etzet. Die in der<lb/>
Grube liegen Haufenwei&#x017F;e &#x017F;o fe&#x017F;t als ein Haufen auf ein-<lb/>
ander. Und wo nicht kleine Sandadern damit vermi&#x017F;chet<lb/>
&#x017F;ind, da zerbrechen &#x017F;ie in Stu&#x0364;cken, &#x017F;o groß als eine Me-<lb/>
tze, womit man das Korn mi&#x017F;&#x017F;et. Wenn &#x017F;ie aber dem<lb/>
Wetter ausge&#x017F;etzt werden, &#x017F;o zerkru&#x0364;meln &#x017F;ie &#x017F;ich wie<lb/>
Ma&#x0364;rgel, und &#x017F;ind u&#x0364;beraus bequem das Land zu du&#x0364;ngen,<lb/>
in&#x017F;onderheit diejenigen, welche mit Sand vermenget &#x017F;ind.<lb/>
Sie dienen fu&#x0364;rtrefflich zu verbindung der Mauren, nur<lb/>
daß &#x017F;ie zur Winterszeit, wenn es &#x017F;tark gethauet, ein we-<lb/>
nig nachgeben. Ich befinde an unter&#x017F;chiedenen Orten,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wenn</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[94/0108] Geſchichte der Erde Malta in ſehr groſſer Menge gefunden werden, und zei- get aus ihrer Groͤſſe, Figur, Lage und innern Beſchaf- fenheit, daß ſie nichts anders als die Zaͤhne des Hayfi- ſches geweſen ſeyn koͤnnten. Haͤtte man aber ja noch et- was darwider einzuwenden; was will man denn dazu ſa- gen, daß wirkliche und noch nicht verſteinte Muſcheln in der Erde gefunden worden ſind? Ich will zwey ſolche Obſervationen aus der Schrift des Herrn Raji anfuͤhren. Er meldet, daß Herr Peter Burrell ein Kaufmann aus Londen folgendes davon an ihn geſchrieben: Ich habe eine Grube, worinnen ein Beet oder eine Ader mit Auſterſchalen iſt. Ohngefehr zwey Fuß unter der Er- den, nehmen ſie ihren Anfang, und liegen bey nahe eine Elle bis anderthalb Elle tief. Alsdenn folget ein rauher Sand darauf, der zwey bis drey Ellen tief, und tiefer gehet. In einen Baͤchlein, ſo durch meinen Garten flieſ- ſet, einen halben Feldwegs von beſagter Grube, findet man eben dergleichen Schalen, groß und klein, die nicht einzeln, ſondern Klumpenweiſe, groß und klein beyſam- men liegen, daran die obern und untern Schalen noch ganz ſind. Wenn man ſie oͤfnet, ſo haben diejenigen, die der Luft nicht ausgeſetzt geweſen, oder von den Waſ- ſer beſchaͤdiget worden, inwendig eine hole Concavitaͤt, und an der inwendigen Seite einer jeden Schale einen harten Mooß, der ſich feſt angeſetzet. Die in der Grube liegen Haufenweiſe ſo feſt als ein Haufen auf ein- ander. Und wo nicht kleine Sandadern damit vermiſchet ſind, da zerbrechen ſie in Stuͤcken, ſo groß als eine Me- tze, womit man das Korn miſſet. Wenn ſie aber dem Wetter ausgeſetzt werden, ſo zerkruͤmeln ſie ſich wie Maͤrgel, und ſind uͤberaus bequem das Land zu duͤngen, inſonderheit diejenigen, welche mit Sand vermenget ſind. Sie dienen fuͤrtrefflich zu verbindung der Mauren, nur daß ſie zur Winterszeit, wenn es ſtark gethauet, ein we- nig nachgeben. Ich befinde an unterſchiedenen Orten, wenn

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/krueger_weltweisheit_1746
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/krueger_weltweisheit_1746/108
Zitationshilfe: Krüger, Johann Gottlob: Geschichte der Erde in den allerältesten Zeiten. Halle, 1746, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krueger_weltweisheit_1746/108>, abgerufen am 21.11.2024.