Krüger, Johann Gottlob: Geschichte der Erde in den allerältesten Zeiten. Halle, 1746.in den allerältesten Zeiten. che unter die Linie geschickt waren, dieses eben so befun-den. Daher glaube ich, daß man sehr wenig Liebe zur Wahrheit haben müsse, und eine Hartnäckigkeit, bey de- nen einmal angenommenen irrigen Sätzen beständig zu verharren, nicht mehr verrathen könne, als wenn man noch ferner behaupten wollte: daß die Erde die Gestalt eines Eyes habe, da das Gegentheil davon nun- mehro, sowohl durch die Vernunftschlüsse, als durch die Erfahrung völlig ausgemacht ist. §. 62. In dem Beweise, daß die Erde einer plattgedruckten Ursa- H 2
in den alleraͤlteſten Zeiten. che unter die Linie geſchickt waren, dieſes eben ſo befun-den. Daher glaube ich, daß man ſehr wenig Liebe zur Wahrheit haben muͤſſe, und eine Hartnaͤckigkeit, bey de- nen einmal angenommenen irrigen Saͤtzen beſtaͤndig zu verharren, nicht mehr verrathen koͤnne, als wenn man noch ferner behaupten wollte: daß die Erde die Geſtalt eines Eyes habe, da das Gegentheil davon nun- mehro, ſowohl durch die Vernunftſchluͤſſe, als durch die Erfahrung voͤllig ausgemacht iſt. §. 62. In dem Beweiſe, daß die Erde einer plattgedruckten Urſa- H 2
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in den alleraͤlteſten Zeiten.
che unter die Linie geſchickt waren, dieſes eben ſo befun-
den. Daher glaube ich, daß man ſehr wenig Liebe zur
Wahrheit haben muͤſſe, und eine Hartnaͤckigkeit, bey de-
nen einmal angenommenen irrigen Saͤtzen beſtaͤndig
zu verharren, nicht mehr verrathen koͤnne, als wenn
man noch ferner behaupten wollte: daß die Erde die
Geſtalt eines Eyes habe, da das Gegentheil davon nun-
mehro, ſowohl durch die Vernunftſchluͤſſe, als durch die
Erfahrung voͤllig ausgemacht iſt.
§. 62.
In dem Beweiſe, daß die Erde einer plattgedruckten
Kugel aͤhnlich ſey, wird angenommen: daß die Koͤrper
unter den Polen ſchwerer und unter der Linie leichter waͤ-
ren; indem die letztern eine viel groͤſſere Centrifugal-
kraft, als die erſtern beſaͤſſen. Auch dieſes hat die Er-
fahruug vollkommen beſtaͤtiget und auſſer Zweifel geſetzt.
Um aber den Beweiß davon denen in der Naturlehre nicht
genug geuͤbten Leſern begreiflich zu machen; werde ich
ihnen etwas vorher von den Perpendicul erzehlen muͤſſen.
Ein Perpendicul iſt ein jeder Faden, wenn unten ein Ge-
wichte dran gebunden wird. Wenn man nun an das Ge-
wichte anſtoͤſt, ſo faͤngt es an ſich hin und her zu bewegen,
und dieſes iſt eine Wuͤrkung ſeiner Schwere vermoͤge wel-
cher es gegen den niedrigſten Ort zu Boden faͤllt, zugleich
aber auch durch den Fall ſo viel Kraft erhaͤllt, eben ſo
hoch wieder in die Hoͤhe zu ſteigen. Ein ſolcher Perpen-
dicul legt ſeine Bewegung immer in gleicher Zeit zuruͤck,
er mag groſſe oder kleine Bogen beſchreiben. Will man
man nun haben, daß er geſchwinder gehen ſoll, ſo ſind
nur zwey Mittel, dadurch dieſes zu erhalten ſtehet. Ent-
weder der Faden muß kuͤrzer, oder das Gewichte muß
ſchwerer gemacht werden. Wenn er hingegen langſamer
gehen ſoll, ſo muß entweder das Gewichte leichter, oder
der Faden verlaͤngert werden. Es iſt nicht noͤthig hier die
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