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Krüger, Johann Gottlob: Geschichte der Erde in den allerältesten Zeiten. Halle, 1746.

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Geschichte der Erde
so ist zugleich eine Erklärung derselben, wie aus dem fol-
genden §. erhellen wird, beygefüget.

§. 69.

Bey der Historie derer Schieferfische ist nöthig, sich
eine Vorstellung von den Flötz zu machen. Solches nun
kan, so viel hier zu dienlich, folgendergestalt geschehen.

Man nehme einen dünnen Folianten, lege solchen vor
sich auf den Tisch, und hebe ihn auf einer Seite etwas
auf; er mag nun hierdurch auf einer ganzen Seite oder
nur auf einer Ecke ruhen, er mag auch hierdurch eine De-
clination von 1. 5. 10- ja bis 90. Grad erhalten, so wird
er allezeit das Streichen und Fallen eines Flötzes vorbil-
den. Nimmt man den Tisch als die Horizontallinie an,
und man ziehet auf den Folianten eine Linie, so mit den
Tische-parallel, so heisset solches das Streichen des Flötzes,
ziehet man durch diese eine andere nach rechten Winkel,
quer durch, so wird solches das Fallen des Flötzes genannt.
Der untere Deckel stellet das liegende, der obere das han-
gende oder Dach, die Blätter die Schiefern, und die Kupf-
ferstiche die Fische vor. Das Flötz declinire nun wie es
wolle, ja es stehe gar nach 90. Graden auf den Kopfe,
wie man denn dergleichen Flötze hat, so ist doch alles,
Schiefern, hangendes, liegendes und Fische gegen einan-
der betrachtet, wie an diesen Foliantenparallel.

Das Streichen derer Flötze wird durch etwas wiedriges
selten aufgehalten; dahingegen das Fallen durch Rücken
und Wechsel gar sehr verdruckt, zerrissen und verschoben
wird, solchergestalt, daß, wenn man meinet nach den Fal-
len auf denselben gerade fortzufahren, so machet das Flötz
einen Sprung, daß man es manchmahl in einer Tiefe oder
Tab. II.
Fig. I.
Höhe von 3. 4. Lachtern, wieder suchen muß. Diese Rü-
cken fangen sich ganz schmal an bis sie immer höher wer-
den, und also nehmen sie auch wieder ab. Dieses sind nichts
anders als Brüche und Risse des Erdbodens, welche meh-

rentheils

Geſchichte der Erde
ſo iſt zugleich eine Erklaͤrung derſelben, wie aus dem fol-
genden §. erhellen wird, beygefuͤget.

§. 69.

Bey der Hiſtorie derer Schieferfiſche iſt noͤthig, ſich
eine Vorſtellung von den Floͤtz zu machen. Solches nun
kan, ſo viel hier zu dienlich, folgendergeſtalt geſchehen.

Man nehme einen duͤnnen Folianten, lege ſolchen vor
ſich auf den Tiſch, und hebe ihn auf einer Seite etwas
auf; er mag nun hierdurch auf einer ganzen Seite oder
nur auf einer Ecke ruhen, er mag auch hierdurch eine De-
clination von 1. 5. 10- ja bis 90. Grad erhalten, ſo wird
er allezeit das Streichen und Fallen eines Floͤtzes vorbil-
den. Nimmt man den Tiſch als die Horizontallinie an,
und man ziehet auf den Folianten eine Linie, ſo mit den
Tiſche-parallel, ſo heiſſet ſolches das Streichen des Floͤtzes,
ziehet man durch dieſe eine andere nach rechten Winkel,
quer durch, ſo wird ſolches das Fallen des Floͤtzes genannt.
Der untere Deckel ſtellet das liegende, der obere das han-
gende oder Dach, die Blaͤtter die Schiefern, und die Kupf-
ferſtiche die Fiſche vor. Das Floͤtz declinire nun wie es
wolle, ja es ſtehe gar nach 90. Graden auf den Kopfe,
wie man denn dergleichen Floͤtze hat, ſo iſt doch alles,
Schiefern, hangendes, liegendes und Fiſche gegen einan-
der betrachtet, wie an dieſen Foliantenparallel.

Das Streichen derer Floͤtze wird durch etwas wiedriges
ſelten aufgehalten; dahingegen das Fallen durch Ruͤcken
und Wechſel gar ſehr verdruckt, zerriſſen und verſchoben
wird, ſolchergeſtalt, daß, wenn man meinet nach den Fal-
len auf denſelben gerade fortzufahren, ſo machet das Floͤtz
einen Sprung, daß man es manchmahl in einer Tiefe oder
Tab. II.
Fig. I.
Hoͤhe von 3. 4. Lachtern, wieder ſuchen muß. Dieſe Ruͤ-
cken fangen ſich ganz ſchmal an bis ſie immer hoͤher wer-
den, und alſo nehmen ſie auch wieder ab. Dieſes ſind nichts
anders als Bruͤche und Riſſe des Erdbodens, welche meh-

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[126/0140] Geſchichte der Erde ſo iſt zugleich eine Erklaͤrung derſelben, wie aus dem fol- genden §. erhellen wird, beygefuͤget. §. 69. Bey der Hiſtorie derer Schieferfiſche iſt noͤthig, ſich eine Vorſtellung von den Floͤtz zu machen. Solches nun kan, ſo viel hier zu dienlich, folgendergeſtalt geſchehen. Man nehme einen duͤnnen Folianten, lege ſolchen vor ſich auf den Tiſch, und hebe ihn auf einer Seite etwas auf; er mag nun hierdurch auf einer ganzen Seite oder nur auf einer Ecke ruhen, er mag auch hierdurch eine De- clination von 1. 5. 10- ja bis 90. Grad erhalten, ſo wird er allezeit das Streichen und Fallen eines Floͤtzes vorbil- den. Nimmt man den Tiſch als die Horizontallinie an, und man ziehet auf den Folianten eine Linie, ſo mit den Tiſche-parallel, ſo heiſſet ſolches das Streichen des Floͤtzes, ziehet man durch dieſe eine andere nach rechten Winkel, quer durch, ſo wird ſolches das Fallen des Floͤtzes genannt. Der untere Deckel ſtellet das liegende, der obere das han- gende oder Dach, die Blaͤtter die Schiefern, und die Kupf- ferſtiche die Fiſche vor. Das Floͤtz declinire nun wie es wolle, ja es ſtehe gar nach 90. Graden auf den Kopfe, wie man denn dergleichen Floͤtze hat, ſo iſt doch alles, Schiefern, hangendes, liegendes und Fiſche gegen einan- der betrachtet, wie an dieſen Foliantenparallel. Das Streichen derer Floͤtze wird durch etwas wiedriges ſelten aufgehalten; dahingegen das Fallen durch Ruͤcken und Wechſel gar ſehr verdruckt, zerriſſen und verſchoben wird, ſolchergeſtalt, daß, wenn man meinet nach den Fal- len auf denſelben gerade fortzufahren, ſo machet das Floͤtz einen Sprung, daß man es manchmahl in einer Tiefe oder Hoͤhe von 3. 4. Lachtern, wieder ſuchen muß. Dieſe Ruͤ- cken fangen ſich ganz ſchmal an bis ſie immer hoͤher wer- den, und alſo nehmen ſie auch wieder ab. Dieſes ſind nichts anders als Bruͤche und Riſſe des Erdbodens, welche meh- rentheils Tab. II. Fig. I.

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Zitationshilfe: Krüger, Johann Gottlob: Geschichte der Erde in den allerältesten Zeiten. Halle, 1746, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krueger_weltweisheit_1746/140>, abgerufen am 24.11.2024.