Krüger, Johann Gottlob: Geschichte der Erde in den allerältesten Zeiten. Halle, 1746.Geschichte der Erde geben, die Hundsköpfe gehabt, und Menschen sowohl alsandere Thiere mit Köpfen oder Leibern von Pferden und Schwänzen von Fischen; ingleichen andere lebendige Ge- schöpfe, so die Gestalten meist aller Arten der Thiere zu- gleich gehabt. Hiernächst habe es Fische, Gewürm und Schlangen, auch andere höchst seltsame Thiere gegeben, die eine Mischung fremder Gestalten gehabt, deren Bil- der in dem Tempel des Belus aufbehalten werden. Die oberste Regiererin aber sey ein Weib, Namens Omoro- ca, gewesen, welches Wort im chaldäischen Thalath geheissen, griechisch aber sowol das Meer, als den Mond bedeutet. Bey bewannter Beschaffenheit der Welt sey Belus kommen, und habe dieses Weib mitten von ein- ander getheilet, und aus der einen Helfte die Erde, aus der andern aber den Himmel gemacht; die in ihr befind- lichen Thiere aber seyn umkommen. Er füget aber hin- zu, daß diese Nachrichten von der anfänglichen Beschaf- fenheit der Welt auf allegorische Art abgefasset worden, und damit so viel gesagt werde, daß, da die Welt noch feuchte gewesen, und Thiere aus derselben erzeugt wor- den, der gedachte Gott Belus dem Weibe den Kopf ge- nommen, die übrigen Götter aber ihren herabgefallenen Leib mit der Erde vermischt, und Menschen daraus ge- bildet, die daher vernünftig, und der göttlichen Weisheit theilhaftig seyen. Dieser Belus nun, welcher Jupiter seyn soll, habe die Finsternis zertheilet, indem er Erde und Himmel von einander geschieden, und die Welt in Ordnung gebracht, wovon die Ungeheuer so den Glanz des Lichtes nicht ertragen können, gestorben. Darauf ha- be Belus, da er gewar worden, daß die Erde, ihrer Fruchtbarkeit ohnerachtet, leer und öde gewesen, einem der Götter Befehl ertheilet, sich seinen eigenen Kopf ab- zuschneiden, das daraus fliessende Blut mit der Erde zu vermischen, und Menschen, auch Thiere zu bilden, so die Luft vertragen können. Er selbst aber habe die Ster- ne,
Geſchichte der Erde geben, die Hundskoͤpfe gehabt, und Menſchen ſowohl alsandere Thiere mit Koͤpfen oder Leibern von Pferden und Schwaͤnzen von Fiſchen; ingleichen andere lebendige Ge- ſchoͤpfe, ſo die Geſtalten meiſt aller Arten der Thiere zu- gleich gehabt. Hiernaͤchſt habe es Fiſche, Gewuͤrm und Schlangen, auch andere hoͤchſt ſeltſame Thiere gegeben, die eine Miſchung fremder Geſtalten gehabt, deren Bil- der in dem Tempel des Belus aufbehalten werden. Die oberſte Regiererin aber ſey ein Weib, Namens Omoro- ca, geweſen, welches Wort im chaldaͤiſchen Thalath geheiſſen, griechiſch aber ſowol das Meer, als den Mond bedeutet. Bey bewannter Beſchaffenheit der Welt ſey Belus kommen, und habe dieſes Weib mitten von ein- ander getheilet, und aus der einen Helfte die Erde, aus der andern aber den Himmel gemacht; die in ihr befind- lichen Thiere aber ſeyn umkommen. Er fuͤget aber hin- zu, daß dieſe Nachrichten von der anfaͤnglichen Beſchaf- fenheit der Welt auf allegoriſche Art abgefaſſet worden, und damit ſo viel geſagt werde, daß, da die Welt noch feuchte geweſen, und Thiere aus derſelben erzeugt wor- den, der gedachte Gott Belus dem Weibe den Kopf ge- nommen, die uͤbrigen Goͤtter aber ihren herabgefallenen Leib mit der Erde vermiſcht, und Menſchen daraus ge- bildet, die daher vernuͤnftig, und der goͤttlichen Weisheit theilhaftig ſeyen. Dieſer Belus nun, welcher Jupiter ſeyn ſoll, habe die Finſternis zertheilet, indem er Erde und Himmel von einander geſchieden, und die Welt in Ordnung gebracht, wovon die Ungeheuer ſo den Glanz des Lichtes nicht ertragen koͤnnen, geſtorben. Darauf ha- be Belus, da er gewar worden, daß die Erde, ihrer Fruchtbarkeit ohnerachtet, leer und oͤde geweſen, einem der Goͤtter Befehl ertheilet, ſich ſeinen eigenen Kopf ab- zuſchneiden, das daraus flieſſende Blut mit der Erde zu vermiſchen, und Menſchen, auch Thiere zu bilden, ſo die Luft vertragen koͤnnen. Er ſelbſt aber habe die Ster- ne,
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Geſchichte der Erde
geben, die Hundskoͤpfe gehabt, und Menſchen ſowohl als
andere Thiere mit Koͤpfen oder Leibern von Pferden und
Schwaͤnzen von Fiſchen; ingleichen andere lebendige Ge-
ſchoͤpfe, ſo die Geſtalten meiſt aller Arten der Thiere zu-
gleich gehabt. Hiernaͤchſt habe es Fiſche, Gewuͤrm und
Schlangen, auch andere hoͤchſt ſeltſame Thiere gegeben,
die eine Miſchung fremder Geſtalten gehabt, deren Bil-
der in dem Tempel des Belus aufbehalten werden. Die
oberſte Regiererin aber ſey ein Weib, Namens Omoro-
ca, geweſen, welches Wort im chaldaͤiſchen Thalath
geheiſſen, griechiſch aber ſowol das Meer, als den Mond
bedeutet. Bey bewannter Beſchaffenheit der Welt ſey
Belus kommen, und habe dieſes Weib mitten von ein-
ander getheilet, und aus der einen Helfte die Erde, aus
der andern aber den Himmel gemacht; die in ihr befind-
lichen Thiere aber ſeyn umkommen. Er fuͤget aber hin-
zu, daß dieſe Nachrichten von der anfaͤnglichen Beſchaf-
fenheit der Welt auf allegoriſche Art abgefaſſet worden,
und damit ſo viel geſagt werde, daß, da die Welt noch
feuchte geweſen, und Thiere aus derſelben erzeugt wor-
den, der gedachte Gott Belus dem Weibe den Kopf ge-
nommen, die uͤbrigen Goͤtter aber ihren herabgefallenen
Leib mit der Erde vermiſcht, und Menſchen daraus ge-
bildet, die daher vernuͤnftig, und der goͤttlichen Weisheit
theilhaftig ſeyen. Dieſer Belus nun, welcher Jupiter
ſeyn ſoll, habe die Finſternis zertheilet, indem er Erde
und Himmel von einander geſchieden, und die Welt in
Ordnung gebracht, wovon die Ungeheuer ſo den Glanz
des Lichtes nicht ertragen koͤnnen, geſtorben. Darauf ha-
be Belus, da er gewar worden, daß die Erde, ihrer
Fruchtbarkeit ohnerachtet, leer und oͤde geweſen, einem
der Goͤtter Befehl ertheilet, ſich ſeinen eigenen Kopf ab-
zuſchneiden, das daraus flieſſende Blut mit der Erde zu
vermiſchen, und Menſchen, auch Thiere zu bilden, ſo
die Luft vertragen koͤnnen. Er ſelbſt aber habe die Ster-
ne,
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