Krüger, Johann Gottlob: Geschichte der Erde in den allerältesten Zeiten. Halle, 1746.in den allerältesten Zeiten. der Cometen wegen gemacht haben ohngeachtet, mußman doch gestehen, daß sie nicht allzuweit in der Erkännt- niß derselben gekommen sind. Denn man muß die Come- tenlehre dem Grade der Gewißheit nach nicht mit den Sonnen- und Mondfinsternissen in eine Classe setzen, son- dern sie ist nur etwas wahrscheinlicher, als dasjenige, was man uns von den Einwohnern der Planeten erzählt, da- her kömmt es auch, daß die Gelehrten hierinnen nicht ei- nerley Meinung sind, denn einige haben sie für Luster- scheinungen, andere für Himmelswolken, andere für durchsichtige Körper, und noch andere für brennen- de Planeten gehalten. Die erste Meinung ist falsch, die andere unwahrscheinlich, die dritte ungewiß, und die vier- te hat zwar einige Wahrscheinlichkeit, abrr man kan doch nicht behaupten, daß gar keine Schwierigkeiten übrig bleiben sollten. Aristoteles machte sich von denen Co- meten keine andere Vorstellung als wir von dem Blitze und Nordlichte; denn er hielt sie für feurige Lufter- scheinungen, und setzte sie also in unsere Atmosphä- re, daß aber dieses falsch sey, erhellet daraus, weil sie die vier und zwanzigstündige Bewegung, welche von dem täglichen Umdrehen der Erde herkömmt, mit den himm- lischen Körpern gemein und keine grosse Parallaxin ha- ben. Der grosse Keppler hielt sie für Himmels- wolken, und glaubte, daß sie aus den Ausdünstungen der Planeten entstünden; allein was sollten dieses für Ausdünstungen seyn? da die Schwere alle Materie auf einen jeden Planeten zusammen hält, und es auch dem allerkleinsten Stäubgen nicht erlaubt sich allzuweit zu ent- fernen, ja woher sollte der Schwanz des Cometens kom- men. Die dritte Meinung, daß die Cometen durch- sichtige Körper wären, läßt sich nicht erweisen. Es könnte zwar scheinen, als wenn man daraus den Ursprung des Cometenschwanzes ganz begreiflich machen könnte, weil die Sonnenstrahlen, welche durch eine gläserne Ku- gel
in den alleraͤlteſten Zeiten. der Cometen wegen gemacht haben ohngeachtet, mußman doch geſtehen, daß ſie nicht allzuweit in der Erkaͤnnt- niß derſelben gekommen ſind. Denn man muß die Come- tenlehre dem Grade der Gewißheit nach nicht mit den Sonnen- und Mondfinſterniſſen in eine Claſſe ſetzen, ſon- dern ſie iſt nur etwas wahrſcheinlicher, als dasjenige, was man uns von den Einwohnern der Planeten erzaͤhlt, da- her koͤmmt es auch, daß die Gelehrten hierinnen nicht ei- nerley Meinung ſind, denn einige haben ſie fuͤr Luſter- ſcheinungen, andere fuͤr Himmelswolken, andere fuͤr durchſichtige Koͤrper, und noch andere fuͤr brennen- de Planeten gehalten. Die erſte Meinung iſt falſch, die andere unwahrſcheinlich, die dritte ungewiß, und die vier- te hat zwar einige Wahrſcheinlichkeit, abrr man kan doch nicht behaupten, daß gar keine Schwierigkeiten uͤbrig bleiben ſollten. Ariſtoteles machte ſich von denen Co- meten keine andere Vorſtellung als wir von dem Blitze und Nordlichte; denn er hielt ſie fuͤr feurige Lufter- ſcheinungen, und ſetzte ſie alſo in unſere Atmoſphaͤ- re, daß aber dieſes falſch ſey, erhellet daraus, weil ſie die vier und zwanzigſtuͤndige Bewegung, welche von dem taͤglichen Umdrehen der Erde herkoͤmmt, mit den himm- liſchen Koͤrpern gemein und keine groſſe Parallaxin ha- ben. Der groſſe Keppler hielt ſie fuͤr Himmels- wolken, und glaubte, daß ſie aus den Ausduͤnſtungen der Planeten entſtuͤnden; allein was ſollten dieſes fuͤr Ausduͤnſtungen ſeyn? da die Schwere alle Materie auf einen jeden Planeten zuſammen haͤlt, und es auch dem allerkleinſten Staͤubgen nicht erlaubt ſich allzuweit zu ent- fernen, ja woher ſollte der Schwanz des Cometens kom- men. Die dritte Meinung, daß die Cometen durch- ſichtige Koͤrper waͤren, laͤßt ſich nicht erweiſen. Es koͤnnte zwar ſcheinen, als wenn man daraus den Urſprung des Cometenſchwanzes ganz begreiflich machen koͤnnte, weil die Sonnenſtrahlen, welche durch eine glaͤſerne Ku- gel
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in den alleraͤlteſten Zeiten.
der Cometen wegen gemacht haben ohngeachtet, muß
man doch geſtehen, daß ſie nicht allzuweit in der Erkaͤnnt-
niß derſelben gekommen ſind. Denn man muß die Come-
tenlehre dem Grade der Gewißheit nach nicht mit den
Sonnen- und Mondfinſterniſſen in eine Claſſe ſetzen, ſon-
dern ſie iſt nur etwas wahrſcheinlicher, als dasjenige, was
man uns von den Einwohnern der Planeten erzaͤhlt, da-
her koͤmmt es auch, daß die Gelehrten hierinnen nicht ei-
nerley Meinung ſind, denn einige haben ſie fuͤr Luſter-
ſcheinungen, andere fuͤr Himmelswolken, andere fuͤr
durchſichtige Koͤrper, und noch andere fuͤr brennen-
de Planeten gehalten. Die erſte Meinung iſt falſch, die
andere unwahrſcheinlich, die dritte ungewiß, und die vier-
te hat zwar einige Wahrſcheinlichkeit, abrr man kan doch
nicht behaupten, daß gar keine Schwierigkeiten uͤbrig
bleiben ſollten. Ariſtoteles machte ſich von denen Co-
meten keine andere Vorſtellung als wir von dem Blitze
und Nordlichte; denn er hielt ſie fuͤr feurige Lufter-
ſcheinungen, und ſetzte ſie alſo in unſere Atmoſphaͤ-
re, daß aber dieſes falſch ſey, erhellet daraus, weil ſie die
vier und zwanzigſtuͤndige Bewegung, welche von dem
taͤglichen Umdrehen der Erde herkoͤmmt, mit den himm-
liſchen Koͤrpern gemein und keine groſſe Parallaxin ha-
ben. Der groſſe Keppler hielt ſie fuͤr Himmels-
wolken, und glaubte, daß ſie aus den Ausduͤnſtungen
der Planeten entſtuͤnden; allein was ſollten dieſes fuͤr
Ausduͤnſtungen ſeyn? da die Schwere alle Materie auf
einen jeden Planeten zuſammen haͤlt, und es auch dem
allerkleinſten Staͤubgen nicht erlaubt ſich allzuweit zu ent-
fernen, ja woher ſollte der Schwanz des Cometens kom-
men. Die dritte Meinung, daß die Cometen durch-
ſichtige Koͤrper waͤren, laͤßt ſich nicht erweiſen. Es
koͤnnte zwar ſcheinen, als wenn man daraus den Urſprung
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weil die Sonnenſtrahlen, welche durch eine glaͤſerne Ku-
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