Krüger, Johann Gottlob: Geschichte der Erde in den allerältesten Zeiten. Halle, 1746.in den allerältesten Zeiten. mit der Betrachtung der Steine beschäftigen. Mansieht daher, daß sie dieselben sammeln, aufheben, und bey ihrer Erblickung eine herzliche Freude empfinden, wel- che sie anreitzet immer noch mehr Steine zu sammeln; dadurch es denn geschiehet, daß sie in kurzer Zeit stein- reich werden; ob es ihnen schon meistentheils an einer an- dern mineralischen Kleinigkeit, die man das Gold nennet, zu fehlen pflegt. Diese Leute kan man füglich in Stein- atheisten und Steinquacker eintheilen. Welches aber eben so böse nicht gemeint ist, daß man daher Gelegen- heit nehmen könnte, die guten Naturkündiger ins Elend zu jagen, oder sie lebendig zu verbrennen. Nein, dieses wäre zu grausam; sondern ich will damit nur so viel sagen: daß die Naturkündiger meistentheils in Ansehung der Steine entweder zu wenig, oder zu viel zu glauben pflegen. Denn einige unter ihnen halten alle gebildete Steine für ein bloses Spiel der Natur, andere aber bilden sich ein, in einer jeden Kleinigkeit etwas grosses, erhabenes und wunderbahres anzutreffen. Beyde betrügen sich, ob sie schon beyde sehr scheinbare Gründe anzuführen wissen. Denn die erstern, welche alles von einen ohngefehren Zu- falle, oder in der Erfahrung gegründeten ewigen Gese- tzen herleiten wollen, gründen sich eben so als die letztern, welche sich auf den Augenschein beruffen, auf die Erfah- rung. Jene sagen uns, und die Erfahrung bestätiget es, daß die Salze blos durch die Anziehungskräfte der Materie in Crystallen von den ordentlichsten Figuren verwandelt werden können. Und wenn man damals, da die Steinathe- isterey noch Mode war, und sonderlich in Engelland mit grosser Heftigkeit getrieben wurde, die Schneefiguren ge- kannt hätte, wie man sie jetzo kennen gelernt hat: so wür- de ohnfehlbar die Steinatheisterey zu herzlicher Betrübniß aller rechtgläubigen Naturlehrer noch mehr überhand ge- nommen haben. Denn hätten sie gewust, daß eine Schneefigur allemal die Gestalt eines regulairen geome- tri-
in den alleraͤlteſten Zeiten. mit der Betrachtung der Steine beſchaͤftigen. Manſieht daher, daß ſie dieſelben ſammeln, aufheben, und bey ihrer Erblickung eine herzliche Freude empfinden, wel- che ſie anreitzet immer noch mehr Steine zu ſammeln; dadurch es denn geſchiehet, daß ſie in kurzer Zeit ſtein- reich werden; ob es ihnen ſchon meiſtentheils an einer an- dern mineraliſchen Kleinigkeit, die man das Gold nennet, zu fehlen pflegt. Dieſe Leute kan man fuͤglich in Stein- atheiſten und Steinquacker eintheilen. Welches aber eben ſo boͤſe nicht gemeint iſt, daß man daher Gelegen- heit nehmen koͤnnte, die guten Naturkuͤndiger ins Elend zu jagen, oder ſie lebendig zu verbrennen. Nein, dieſes waͤre zu grauſam; ſondern ich will damit nur ſo viel ſagen: daß die Naturkuͤndiger meiſtentheils in Anſehung der Steine entweder zu wenig, oder zu viel zu glauben pflegen. Denn einige unter ihnen halten alle gebildete Steine fuͤr ein bloſes Spiel der Natur, andere aber bilden ſich ein, in einer jeden Kleinigkeit etwas groſſes, erhabenes und wunderbahres anzutreffen. Beyde betruͤgen ſich, ob ſie ſchon beyde ſehr ſcheinbare Gruͤnde anzufuͤhren wiſſen. Denn die erſtern, welche alles von einen ohngefehren Zu- falle, oder in der Erfahrung gegruͤndeten ewigen Geſe- tzen herleiten wollen, gruͤnden ſich eben ſo als die letztern, welche ſich auf den Augenſchein beruffen, auf die Erfah- rung. Jene ſagen uns, und die Erfahrung beſtaͤtiget es, daß die Salze blos durch die Anziehungskraͤfte der Materie in Cryſtallen von den ordentlichſten Figuren verwandelt werden koͤnnen. Und wenn man damals, da die Steinathe- iſterey noch Mode war, und ſonderlich in Engelland mit groſſer Heftigkeit getrieben wurde, die Schneefiguren ge- kannt haͤtte, wie man ſie jetzo kennen gelernt hat: ſo wuͤr- de ohnfehlbar die Steinatheiſterey zu herzlicher Betruͤbniß aller rechtglaͤubigen Naturlehrer noch mehr uͤberhand ge- nommen haben. Denn haͤtten ſie gewuſt, daß eine Schneefigur allemal die Geſtalt eines regulairen geome- tri-
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in den alleraͤlteſten Zeiten.
mit der Betrachtung der Steine beſchaͤftigen. Man
ſieht daher, daß ſie dieſelben ſammeln, aufheben, und
bey ihrer Erblickung eine herzliche Freude empfinden, wel-
che ſie anreitzet immer noch mehr Steine zu ſammeln;
dadurch es denn geſchiehet, daß ſie in kurzer Zeit ſtein-
reich werden; ob es ihnen ſchon meiſtentheils an einer an-
dern mineraliſchen Kleinigkeit, die man das Gold nennet,
zu fehlen pflegt. Dieſe Leute kan man fuͤglich in Stein-
atheiſten und Steinquacker eintheilen. Welches aber
eben ſo boͤſe nicht gemeint iſt, daß man daher Gelegen-
heit nehmen koͤnnte, die guten Naturkuͤndiger ins Elend
zu jagen, oder ſie lebendig zu verbrennen. Nein, dieſes
waͤre zu grauſam; ſondern ich will damit nur ſo viel ſagen:
daß die Naturkuͤndiger meiſtentheils in Anſehung der
Steine entweder zu wenig, oder zu viel zu glauben pflegen.
Denn einige unter ihnen halten alle gebildete Steine fuͤr
ein bloſes Spiel der Natur, andere aber bilden ſich ein,
in einer jeden Kleinigkeit etwas groſſes, erhabenes und
wunderbahres anzutreffen. Beyde betruͤgen ſich, ob ſie
ſchon beyde ſehr ſcheinbare Gruͤnde anzufuͤhren wiſſen.
Denn die erſtern, welche alles von einen ohngefehren Zu-
falle, oder in der Erfahrung gegruͤndeten ewigen Geſe-
tzen herleiten wollen, gruͤnden ſich eben ſo als die letztern,
welche ſich auf den Augenſchein beruffen, auf die Erfah-
rung. Jene ſagen uns, und die Erfahrung beſtaͤtiget es,
daß die Salze blos durch die Anziehungskraͤfte der Materie
in Cryſtallen von den ordentlichſten Figuren verwandelt
werden koͤnnen. Und wenn man damals, da die Steinathe-
iſterey noch Mode war, und ſonderlich in Engelland mit
groſſer Heftigkeit getrieben wurde, die Schneefiguren ge-
kannt haͤtte, wie man ſie jetzo kennen gelernt hat: ſo wuͤr-
de ohnfehlbar die Steinatheiſterey zu herzlicher Betruͤbniß
aller rechtglaͤubigen Naturlehrer noch mehr uͤberhand ge-
nommen haben. Denn haͤtten ſie gewuſt, daß eine
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