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Krukenberg, Elsbeth: Die Frauenbewegung, ihre Ziele und ihre Bedeutung. Tübingen, 1905.

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Arbeit das Gefühl des Gelingens gibt, so ist doch unter den
Gruppenmitgliedern allzeit das Gefühl lebendig geblieben, dem
das Goethewort Ausdruck verleiht: "und was man ist, das
blieb man andern schuldig."

Lassen sie uns durch treue Arbeit diese Dankesschuld an
denen abtragen, die uns die Wege gewiesen!"

VII
Die Sittlichkeitsfrage.

Ein Arbeitsgebiet, das den Frauen die schwerste Selbst-
überwindung auferlegt, an das sie erst nach langem Sträuben
und Zögern und einzig und allein durch die Erkenntnis ge-
trieben herantraten, daß es Pflicht sei für die Frau, hier an-
zugreifen, Pflicht gerade hier, ihre Anschauung der Anschauung
des Mannes entgegenzusetzen, ist das Gebiet der Sittlichkeits-
frage. Sie berührt das, was der Frau höchste Lebenserfüllung
aber auch tiefste Erniederung zu bringen vermag: das Ver-
hältnis der Geschlechter zu einander. Offiziell nur anerkannt
in der Form der Ehe, trotzdem in tausendfältigen Formen
daneben bestehend, schließt es die reinsten Glücksmöglichkeiten
aber auch eine Unsumme von Leid und Schmach für alle Teile
unserer Frauenwelt in sich.

Nirgends wohl ist, durchschnittlich, Mannesempfinden von
Frauenempfinden so verschieden wie auf diesem Gebiete, nir-
gends aber ist es notwendiger sich zu gegenseitigem Verstehen,

Arbeit das Gefühl des Gelingens gibt, so ist doch unter den
Gruppenmitgliedern allzeit das Gefühl lebendig geblieben, dem
das Goethewort Ausdruck verleiht: „und was man ist, das
blieb man andern schuldig.“

Lassen sie uns durch treue Arbeit diese Dankesschuld an
denen abtragen, die uns die Wege gewiesen!“

VII
Die Sittlichkeitsfrage.

Ein Arbeitsgebiet, das den Frauen die schwerste Selbst-
überwindung auferlegt, an das sie erst nach langem Sträuben
und Zögern und einzig und allein durch die Erkenntnis ge-
trieben herantraten, daß es Pflicht sei für die Frau, hier an-
zugreifen, Pflicht gerade hier, ihre Anschauung der Anschauung
des Mannes entgegenzusetzen, ist das Gebiet der Sittlichkeits-
frage. Sie berührt das, was der Frau höchste Lebenserfüllung
aber auch tiefste Erniederung zu bringen vermag: das Ver-
hältnis der Geschlechter zu einander. Offiziell nur anerkannt
in der Form der Ehe, trotzdem in tausendfältigen Formen
daneben bestehend, schließt es die reinsten Glücksmöglichkeiten
aber auch eine Unsumme von Leid und Schmach für alle Teile
unserer Frauenwelt in sich.

Nirgends wohl ist, durchschnittlich, Mannesempfinden von
Frauenempfinden so verschieden wie auf diesem Gebiete, nir-
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[140/0150] Arbeit das Gefühl des Gelingens gibt, so ist doch unter den Gruppenmitgliedern allzeit das Gefühl lebendig geblieben, dem das Goethewort Ausdruck verleiht: „und was man ist, das blieb man andern schuldig.“ Lassen sie uns durch treue Arbeit diese Dankesschuld an denen abtragen, die uns die Wege gewiesen!“ VII Die Sittlichkeitsfrage. Ein Arbeitsgebiet, das den Frauen die schwerste Selbst- überwindung auferlegt, an das sie erst nach langem Sträuben und Zögern und einzig und allein durch die Erkenntnis ge- trieben herantraten, daß es Pflicht sei für die Frau, hier an- zugreifen, Pflicht gerade hier, ihre Anschauung der Anschauung des Mannes entgegenzusetzen, ist das Gebiet der Sittlichkeits- frage. Sie berührt das, was der Frau höchste Lebenserfüllung aber auch tiefste Erniederung zu bringen vermag: das Ver- hältnis der Geschlechter zu einander. Offiziell nur anerkannt in der Form der Ehe, trotzdem in tausendfältigen Formen daneben bestehend, schließt es die reinsten Glücksmöglichkeiten aber auch eine Unsumme von Leid und Schmach für alle Teile unserer Frauenwelt in sich. Nirgends wohl ist, durchschnittlich, Mannesempfinden von Frauenempfinden so verschieden wie auf diesem Gebiete, nir- gends aber ist es notwendiger sich zu gegenseitigem Verstehen,

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Zitationshilfe: Krukenberg, Elsbeth: Die Frauenbewegung, ihre Ziele und ihre Bedeutung. Tübingen, 1905, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krukenberg_frauenbewegung_1905/150>, abgerufen am 22.11.2024.