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Krukenberg, Elsbeth: Die Frauenbewegung, ihre Ziele und ihre Bedeutung. Tübingen, 1905.

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Pflichtstunden zu behandeln, sondern je nach der Art, in der
die Kinder aufwuchsen, je nach den Gefahren, denen sie ent-
gegengehen, den Unterricht zu individualisieren.

Am erwünschtesten scheint mir Aufklärung im Hause, durch
Vater und Mutter. Sittlich hochstehende Eltern werden sich
- auch bei Eingreifen der Schule - dieser Verpflichtung nie-
mals entziehen. Die Warnung vor dem Alkohol muß voraus-
gehen, da ohne solche Einwirkung der Kampf um Sittenrein-
heit den jungen Leuten unnötig erschwert, oft zur Unmöglich-
keit gemacht wird.

Wenn man nun aber die Schule mit solchem aufklären-
den Unterricht betraut (und bei der Unwilligkeit und Unfähig-
keit vieler Eltern diese Pflicht zu erfüllen, ist das wohl unum-
gänglich nötig), so ist dieser Unterricht, so scheint mir, in der
Volksschule anders zu handhaben als in höheren Anstalten,
anders bet Kindern, die von der Schule aus direkt ins Leben
hinausgehen, anders bei solchen, die unter sicherem Schutz im
häuslichen Kreise bleiben, anders daher - sofern es sich um
Kinder höherer Stände handelt - bei Knaben wie bei Mädchen.

Unwissend sind die Kinder des Volkes, wie aus den ge-
schilderten Wohnungsverhältnissen zur Genüge hervorgeht, durch-
schnittlich keineswegs. Jhnen gegenüber heißt es deswegen
nicht nur Aufklärung, sondern es heißt eine reine, gesunde,
aber auch eine edlere, geheiligtere Auffassung geschlechtlicher
Verhältnisse zur Geltung zu bringen. Vieles kann man bei
ihnen voraussetzen, so gut wie bei Kindern, die draußen auf
dem Lande aufgewachsen sind, kann manches Ding viel ruhiger
bei seinem Namen nennen, ohne Erstaunen zu begegnen. Und
je selbstverständlicher man das tut, desto erlösender wird es
auf alle die Kinder wirken, die bis dahin das, was sie so
oft in ihrer Umgebung sahen, nur mit unlauteren, häßlichen

Pflichtstunden zu behandeln, sondern je nach der Art, in der
die Kinder aufwuchsen, je nach den Gefahren, denen sie ent-
gegengehen, den Unterricht zu individualisieren.

Am erwünschtesten scheint mir Aufklärung im Hause, durch
Vater und Mutter. Sittlich hochstehende Eltern werden sich
– auch bei Eingreifen der Schule – dieser Verpflichtung nie-
mals entziehen. Die Warnung vor dem Alkohol muß voraus-
gehen, da ohne solche Einwirkung der Kampf um Sittenrein-
heit den jungen Leuten unnötig erschwert, oft zur Unmöglich-
keit gemacht wird.

Wenn man nun aber die Schule mit solchem aufklären-
den Unterricht betraut (und bei der Unwilligkeit und Unfähig-
keit vieler Eltern diese Pflicht zu erfüllen, ist das wohl unum-
gänglich nötig), so ist dieser Unterricht, so scheint mir, in der
Volksschule anders zu handhaben als in höheren Anstalten,
anders bet Kindern, die von der Schule aus direkt ins Leben
hinausgehen, anders bei solchen, die unter sicherem Schutz im
häuslichen Kreise bleiben, anders daher – sofern es sich um
Kinder höherer Stände handelt – bei Knaben wie bei Mädchen.

Unwissend sind die Kinder des Volkes, wie aus den ge-
schilderten Wohnungsverhältnissen zur Genüge hervorgeht, durch-
schnittlich keineswegs. Jhnen gegenüber heißt es deswegen
nicht nur Aufklärung, sondern es heißt eine reine, gesunde,
aber auch eine edlere, geheiligtere Auffassung geschlechtlicher
Verhältnisse zur Geltung zu bringen. Vieles kann man bei
ihnen voraussetzen, so gut wie bei Kindern, die draußen auf
dem Lande aufgewachsen sind, kann manches Ding viel ruhiger
bei seinem Namen nennen, ohne Erstaunen zu begegnen. Und
je selbstverständlicher man das tut, desto erlösender wird es
auf alle die Kinder wirken, die bis dahin das, was sie so
oft in ihrer Umgebung sahen, nur mit unlauteren, häßlichen

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[181/0191] Pflichtstunden zu behandeln, sondern je nach der Art, in der die Kinder aufwuchsen, je nach den Gefahren, denen sie ent- gegengehen, den Unterricht zu individualisieren. Am erwünschtesten scheint mir Aufklärung im Hause, durch Vater und Mutter. Sittlich hochstehende Eltern werden sich – auch bei Eingreifen der Schule – dieser Verpflichtung nie- mals entziehen. Die Warnung vor dem Alkohol muß voraus- gehen, da ohne solche Einwirkung der Kampf um Sittenrein- heit den jungen Leuten unnötig erschwert, oft zur Unmöglich- keit gemacht wird. Wenn man nun aber die Schule mit solchem aufklären- den Unterricht betraut (und bei der Unwilligkeit und Unfähig- keit vieler Eltern diese Pflicht zu erfüllen, ist das wohl unum- gänglich nötig), so ist dieser Unterricht, so scheint mir, in der Volksschule anders zu handhaben als in höheren Anstalten, anders bet Kindern, die von der Schule aus direkt ins Leben hinausgehen, anders bei solchen, die unter sicherem Schutz im häuslichen Kreise bleiben, anders daher – sofern es sich um Kinder höherer Stände handelt – bei Knaben wie bei Mädchen. Unwissend sind die Kinder des Volkes, wie aus den ge- schilderten Wohnungsverhältnissen zur Genüge hervorgeht, durch- schnittlich keineswegs. Jhnen gegenüber heißt es deswegen nicht nur Aufklärung, sondern es heißt eine reine, gesunde, aber auch eine edlere, geheiligtere Auffassung geschlechtlicher Verhältnisse zur Geltung zu bringen. Vieles kann man bei ihnen voraussetzen, so gut wie bei Kindern, die draußen auf dem Lande aufgewachsen sind, kann manches Ding viel ruhiger bei seinem Namen nennen, ohne Erstaunen zu begegnen. Und je selbstverständlicher man das tut, desto erlösender wird es auf alle die Kinder wirken, die bis dahin das, was sie so oft in ihrer Umgebung sahen, nur mit unlauteren, häßlichen

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Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-11-13T13:59:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-08-20T13:59:15Z)
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Zitationshilfe: Krukenberg, Elsbeth: Die Frauenbewegung, ihre Ziele und ihre Bedeutung. Tübingen, 1905, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krukenberg_frauenbewegung_1905/191>, abgerufen am 24.11.2024.